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Es duftet nach Liebe (German Edition)

Es duftet nach Liebe (German Edition)

Titel: Es duftet nach Liebe (German Edition)
Autoren: Nathan Jaeger , Chris P. Rolls , Karo Stein , Ashan Delon , Malin Wolf , Nico Morleen , Isabel Shtar , Moos Rose , Karolina Peli , Caitlin Daray
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angrenzenden Zimmer, einem Entspannungsraum mit Liege, sitzen und zücke mein mitgeschlepptes Buch. Drinnen rauscht das Wasser. Mira reißt mich aus meiner Versunkenheit.
    „Ist ER das?“, will sie wissen, einen Feudel in der Hand, als müsse sie gerade ausgerechnet dieses sowieso schon blitzblanke Zimmer schrubben, in dem ich gerade sitze.
    Ich nicke lediglich harmlos. Zu meiner Überraschung sagt sie: „Er braucht etwas anzuziehen, sonst ist er gleich wieder schmutzig, wenn er in seine Sachen steigt.“
    „Das stimmt“, erwidere ich perplex. Daran hatte ich noch gar nicht gedacht! Ob er wohl noch etwas Anderes hat als das, was er am Leibe trägt? Wenn dem so sein sollte, dann ist das gewiss auch nicht besser. Ich stehe auf und sage zu ihr: „Warte hier!“
    Wortlos macht sie sich an ihre Pseudo-Putzarbeit. Ich eile nach oben und wühle in meinen Koffern. Er ist zwar schlanker als ich, hat jedoch in etwa dieselbe Größe. Meine Sachen müssten ihm passen. Ich fische eine der kurzen Hosen heraus, die ich sowieso nur hier trage, und ein graues T-Shirt. Nach kurzem Zögern spendiere ich ihm noch eine Unterhose frisch aus der Packung. Als ich wieder nach unten komme, prasselt immer noch die Dusche. Entweder versucht er getarnt von dieser Geräuschkulisse gerade die edlen Armaturen abzubauen, oder er genießt es wirklich. Dezent schiebe ich die Kleidungsstücke durch den Türspalt hinein.
    Als er ein wenig später heraustritt, hat er sie tatsächlich angezogen. „Besser?“, fragt er lakonisch und deutet auf sich.
    „Auf jeden Fall!“, erwidere ich befriedigt.
    Mira lehnt sich auf ihren Mopp. Otto mustert sie höchst misstrauisch. „Seine Haare sind eine Katastrophe!“, sagt sie unbeeindruckt.
    „Was hat sie gesagt?“, will Otto wissen, mit dessen Französisch es nicht weit her zu sein scheint.
    „Du brauchst einen Haarschnitt“, übersetze ich.
    Er verzieht spöttisch das Gesicht. „Bist du einer von der Sorte, die als kleiner Junge mit Puppen gespielt hat?“
    „Du hast keinerlei Ähnlichkeit mit einer Puppe“, entgegne ich ertappt. Die haben meiner Schwester gehört, ich wollte bloß nett sein und mit ihr spielen, ehrlich! „Du bist ein Typ, der aussieht, als habe ein Geier in seinen Haaren genistet. Hast du Ungeziefer oder so?“
    „Höchstens Sandflöhe!“, entgegnet er empört.
    „Wie auch immer“, beschließe ich und wechsele dann ins Französische: „Mira, walte deines Amtes! Und pass auf, dass dich kein Krebs beißt!“
    Sie lässt den Wedel fallen. Ich kann ihr Engländer-Gebiss bewundern, als sie grinst. „Sehr wohl!“, gibt sie sich folgsam, dann schnellt sie vor und greift sich Otto am Oberarm. „Was denn nun?“, zischt er überrumpelt.
    „Tut mir leid, wenn Mira sich etwas in den Kopf gesetzt hat, kann ich wenig tun“, rette ich mich aus der Verantwortung.
    „Komm schon, du Wanzenmagnet!“, sagt Mira und zerrt ihn kraftvoll hinter sich her.
    „Was hat sie gesagt?“, kreischt Otto, völlig überwältigt von so viel weiblicher Dominanz.
    „Du bekommst jetzt einen ganz tollen neuen Haarschnitt“, dolmetsche ich.
    „Ich will aber gar keinen! Ich sehe so gut aus! Außerdem: Wen interessiert das!“, versucht er mich zu erweichen. Bei Mira probiert er es gar nicht erst, da liegt er auch ganz richtig mit.
    „Mich!“, erwidere ich und schreite hinterdrein.
    „Ich bin nicht dein beklopptes Spielzeug!“, braust er auf.
    Ich schweige und frage mich, ob er damit nicht irgendwie recht hat. Ich habe immer mit anderen gespielt, mehr haben sie nie bedeutet. Cedric ist das zum Verhängnis geworden. Mir auch, wenn ich ganz ehrlich bin. Ist Otto nur eine willkommene Ablenkung, eine Laune, ein kleiner Spaß zwischendurch für mich? Ich sehe ihn an. In seinem tiefbraunen Gesicht blitzen die Augen. Er ist nicht wie diese ganzen Versager und Speichellecker, die ich sonst so kenne. Er hat nicht zwei Wochen lang geheult und dann mit den Schultern gezuckt, als sein Freund umgebracht worden ist, wie die das täten. Er ist ein bisschen wie ich mit dem Unterschied, dass er seiner verlorenen Liebe nicht mal viel Glück mit einem anderen wünschen kann. Er hat wirklich alles verloren. Es wurde ihm genommen, oder er wollte es nicht mehr haben. Ich beschleunige meinen Schritt und ergreife erneut seine Hand. Mira hat ihn auf der linken Seite gepackt, so bleibt mir immerhin noch die rechte. Ich drücke sie.
    „Nein!“, stoße ich hervor. „Nein! Das ist es nicht. Du bist der erste Mensch, um den
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