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Erzählungen

Erzählungen

Titel: Erzählungen
Autoren: Edgar Allan Poe
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Zischen der Flammen und das Heulen des Windes – dann setzte das Tier mit einem einzigen Sprung über das große Tor und den Graben, raste die wankende Treppe des Palastes empor und verschwand mit seinem Reiter in dem wüsten Wirbelsturm der Flammen.
    Die Wut des Sturmes legte sich sofort und eine tote Ruhe folgte.
    Eine weiße Flamme umhüllte das Schloß wie ein Leichentuch. Und weit hinten, am Horizont, schoß ein Streif übernatürlichen Lichtes jäh hinweg, während eine Rauchwolke sich über der zerstörten Stätte bildete und über den rauchenden Ruinen lag in der deutlichen Gestalt eines riesigen - Pferdes.

DER DUC DE L’OMELETTE
    Le Duc De L’Omelette ()
    … und schritt sodann in ein kühleres Klima. (Cowper)

    Keats starb an einer Kritik. Wer war es noch, der an L’Andromaque * starb? Niedere Seelen. – De l’Omelette starb an einem Ortolan.
    l’histoire en est brève. Steh mir bei, Geist des Apicius!
    Ein goldener Käfig trug einen kleinen geflügelten Wanderer, ein gefesseltes, rührendes, indolentes Vögelchen, von seiner Heimat im fernen Peru nach der Chaussee d’Antin. Sechs Pairs des Kaiserreiches begleiteten den glücklichen Vogel von seiner königlichen Eigentümerin, La Bellissima, zu dem Duc de l’Omelette. An diesem Abend wollte der Duc allein speisen. In der Einsamkeit seines Arbeitszimmers lehnte er lässig auf jener Ottomane, für die er seine Loyalität geopfert hatte, indem er seinen König überbot – auf der berühmten Ottomane von Cadet.
    Er gräbt sein Gesicht in die Kissen. Die Uhr schlägt. Unfähig Ihre Gefühle zu unterdrücken, nehmen Seine Gnaden eine Olive. In diesem Augenblick öffnet sich die Tür leise zum Klange sanfter Musik, und sieh! der lieblichste Vogel steht vor dem geliebtesten der Männer.
    Doch eine unsägliche Furcht legt sich plötzlich auf die Züge des Duc. – »Horreur! – chien! – Baptiste! – l’oiseau! ah, bon Dieu! cet oiseau  modeste que tu as deshabil é de ses plumes, et que tu as servi sans papier!«
    Unnötig, mehr zu sagen: der Duc starb an Ekel.
    »Ha! ha! ha!« sagten Seine Gnaden am dritten Tage nach Ihrem Ableben.
    »He! he! he!« echote der Teufel leise und richtete sich empor.
    * Montfleury. Der Autor des Parnasse Réformé läßt ihn im Hades folgendermaßen sprechen: »L’homme donc qui voudrait savoir ce dont je suis mort, qu’il  ne demande pas si ce fut de fièvre ou de podagre ou d’autre chose, mais qui’l entende  que ce fut de l’Andromaque.«
    »Aber das ist doch sicherlich nicht ernst gemeint«, gab De l’Omelette zurück. »Ich habe gesündigt – c’est vrai – aber, mein Lieber, bedenke! – Du hast doch nicht wirklich die Absicht, solch – solch – wie soll ich sagen – solch barbarische Drohungen auszuführen.«
    »Was nicht?« sagte Seine Majestät. »Fix, Herr, ziehen Sie sich aus.«
    »Was, ausziehen? Meiner Treu, eine niedliche Zumutung. Nein, Teuerster, ich werde mich nicht entkleiden. Wer sind Sie denn, daß ich, der Duc de l’Omelette, Prince de Foie-gras, eben mündig geworden, Autor der Mazurkiade, Mitglied der Akademie, mich auf ihren Befehl der entzückendsten Beinkleider, die jemals Bourdon verfertigte, des köstlichsten Hausgewandes, das jemals Rombert hervorzauberte, entledigen sollte, ganz zu schweigen von der Notwendigkeit, meine Haare aus den Papierwickeln nehmen, und von der Unbequemlichkeit, meine Handschuhe ausziehen zu müssen?«
    »Wer ich bin? - ach so! Ich bin Beelzebub, Prinz der Unterwelt.
    Eben holte ich dich aus einem mit Elfenbein eingelegten Rosenholzsarge. Du warst sonderbar parfümiert und wie eine Warensendung adressiert. Belial, mein Kirchhofsverwalter, hat dich hierher geschickt. Die Beinkleider, deren du dich rühmst und die von Bourdon gemacht sein sollen, sind ein Paar vorzügliche Leinenunterhosen, und dein Morgengewand ist ein Leichentuch von nicht allzu knappen Dimensionen.«
    »Herr!« rief der Duc, »ich lasse mich nicht ungestraft beleidigen.
    Herr! ich werde die erste beste Gelegenheit ergreifen, um mich für diese Kränkung meiner Ehre zu rächen. Herr! Sie werden von mir hören. Für jetzt – au revoir! « und der Duc war im Begriff, mit einer Verbeugung den Satan zu verlassen, als er von einem diensttuenden Kammerherrn zurückgebracht wurde. Hierauf rieben sich Seine Gnaden die Augen, gähnten, zuckten die Achseln und überlegten.
    Als der Duc seine Haltung wieder gewonnen hatte, prüfte er seine Umgebung.
    Sie war wundervoll. Sogar De
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