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Erzählungen

Erzählungen

Titel: Erzählungen
Autoren: Jules Verne
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Martinez.
    – Ja, Lieutenant.
    – Es ist schon um sechs Uhr; ich will Sie nicht aufhalten.«

    Pablo entfernte sich.
    Martinez blieb allein auf dem Halbdeck zurück und richtete seine Augen nach der Asia, die unter dem Wind der Brigg segelte. Der Abend war prächtig und versprach eine jener herrlichen Nächte, die in der Tropenzone oft so frisch und ruhig sind.
    Der Lieutenant suchte im Halbdunkel die Leute von der Deckwache auf. Er erkannte José und mehrere der Seeleute, mit denen er auf Guajan verhandelt hatte.
    Schnell näherte sich Martinez dem Manne am Steuer, dem er mit leiser Stimme einige Worte zuflüsterte.
    Sofort konnte man bemerken, daß das Steuerruder sich ein wenig mehr gegen den Wind drehte, ebenso daß die Brigg entschieden auf das Linienschiff zuhielt.
    Der Gewohnheit an Bord entgegen ging Martinez unter dem Winde auf und ab, um die Asia besser beobachten zu können. Unruhig drehte er ein Fernrohr in der Hand.
    Plötzlich ließ sich eine Detonation am Bord des anderen Schiffes vernehmen.
    Bei diesem Signal sprang Martinez auf einen erhöhten Platz und rief mit lauter Stimme:
    »Alle Mann auf Deck! Die Großsegel eingezogen!«
    In demselben Augenblick kam auch schon Don Orteva mit den anderen Officieren aus der Dunette heraus und wandte sich an den Lieutenant.
    »Weshalb dieses Manöver?« fragte er.
    Ohne eine Antwort zu geben sprang Martinez herab und eilte nach dem Vordercastell.
    »Die Raa herunter! befahl er. Brassen! Die Schoten der großen Fockstenge nachlassen!«
    Unterdeß ertönten neue Detonationen an Bord der Asia.
    Die Mannschaft gehorchte den Befehlen des Lieutenants, die Brigg drehte sich gegen den Wind und stand, beigelegt mit Hilfe des kleinen Marssegels, unbeweglich still.
    Don Orteva wandte sich nach den wenigen Männern um, die in seiner Nähe geblieben waren.
    »Zu mir, meine Braven!« rief er.
    Dann schritt er auf Martinez zu.
    »Ergreift diesen Officier! befahl er.
    – Tod dem Commandanten!« antwortete Martinez.
    Pablo und zwei Officiere ergriffen Degen und Pistolen. Einige Matrosen, Jacopo voran, beeilten sich, ihnen beizustehen, wurden aber von den Meuterern überwältigt, entwaffnet und unschädlich gemacht.
    Die Seesoldaten und die Besatzung stellten sich in der ganzen Breite des Decks auf und marschirten gegen ihre Officiere. Den treuen Männern blieb, als sie sich auf die Dunette zurück gedrängt sahen, nichts anderes übrig, als sich auf die Rebellen zu stürzen.
    Don Orteva schlug seine Pistole auf Martinez an.
    Da stieg eine Rakete vom Bord der Asia auf.
    »Sieg! Sieg!« rief Martinez.
    Don Orteva’s Kugel hatte ihr Ziel verfehlt.
    Der ganze Auftritt dauerte nicht lange. Der Kapitän griff den Lieutenant Mann gegen Mann an, aber bald unterlag er, schwer verwundet und von der Uebermacht erdrückt. Nach wenigen Augenblicken theilten die Officiere sein Loos.
    In dem Tauwerk der Brigg wurden Laternen aufgehängt, als Antwort auf die in der Takelage der Asia. Die Revolte brach auf dem Linienschiffe zu gleicher Zeit aus und war ebenso von Erfolg gekrönt.
    Lieutenant Martinez befehligte jetzt auf der Constanzia, und seine Gefangenen wurden bunt durcheinander in das Conferenzzimmer geworfen.
    Aber bei dem ersten Erblicken von Blut kamen auch die wilden Triebe der Mannschaft zum Durchbruch. Man begnügte sich nicht, gesiegt zu haben, man wollte auch tödten.
    »Erwürgt sie! heulten einige der Wüthlinge. Macht sie kalt! Nur ein todter Mann kann nicht mehr sprechen.«
    An der Spitze der Blutdürstigen drang Martinez schon gegen das Conferenzzimmer vor, die übrige Mannschaft widersetzte sich aber dem Gemetzel, und die Officiere waren gerettet.
    »Führt Don Orteva auf das Deck«, befahl Martinez.
    Man gehorchte.
    »Orteva, sagte Martinez, ich befehlige jetzt diese beiden Schiffe. Don Roque ist mein Gefangener gleich Dir. Morgen werden wir Euch Beide auf einer wüsten Insel aussetzen; dann steuern wir nach einem Hafen Mexicos und verkaufen die Fahrzeuge der republikanischen Regierung.
    – Verräther! schleuderte ihm Orteva als Antwort in’s Gesicht.
    – Setzt die Großsegel wieder bei und haltet so scharf es geht am Winde. Dieser Mann werde auf dem Halbdeck festgebunden.«
    Er zeigte dabei auf Orteva. Sein Befehl ward vollzogen.
    »Die Anderen kommen in den Raum hinunter. Wir laviren gegen den Wind. Vorwärts! Schnell, Kameraden!«
    Das Manöver wurde sofort ausgeführt. Der Kapitän Orteva befand sich nun, durch die Brigantine des Großmastes versteckt, unter dem
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