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Erdzauber 03 - Harfner im Wind

Erdzauber 03 - Harfner im Wind

Titel: Erdzauber 03 - Harfner im Wind
Autoren: Patricia A. McKillip
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satte Rhythmus war im Einklang mit dem Pulsen seines Bluts. Erwünschte, er könnte die Harfenklänge und den Harfper für immer in diesem Augenblick festhalten.
    Die Harfenklänge verstummten. Er konnte nicht sprechen. Er wünschte, der Erhabene würde sich nicht rühren. Doch der Arm auf seiner Schulter hob sich. Der Erhabene sah ihn an.
    »Jetzt«, sagte er, »müssen wir uns zur Schlacht rüsten. Ich möchte, daß du Heureu Ymris findest. Diesmal warne ich dich: Wenn du seinen Geist anrührst, schnappt eine Falle zu, die dir gestellt wurde. Die Erdherren werden dann wissen, wo du bist und daß der Erhabene bei dir ist. Du wirst wieder Krieg auf der Ebene der Winde entfachen. Sie besitzen kaum eigene geistige Kräfte - die halte ich gefesselt; aber sie beherrschen Ghisteslohms Geist, und es kann sein, daß sie sich seiner Zauberkräfte bedienen, um dir etwas anzutun. Ich werde jeden Bann, den er legt, brechen.«
    Morgon drehte den Kopf und sah Rendel an; ihre Augen sagten ihm, was er schon wußte - daß nichts, was er sagen oder tun würde, sie veranlassen konnte, ihn und den Erhabenen zu verlassen. In stummem Einverständnis, das ihr und dem Erhabenen galt, neigte er den Kopf. Dann ließ er seinen Geist aus der Stille hinausfliegen und hinuntersteigen in die feuchte Erde auf der Ebene. Er berührte einen Grashalm und nahm ihn von den feinen Haarwurzeln bis zu seiner Spitze in sich auf. Und da er, ein winziger Bestandteil des Landrechts von Ymris, auch in Heureus Geist verwurzelt war, wurde er Morgons Verbindung mit dem König von Ymris.
    Er spürte einen unaufhörlich nagenden Schmerz, einen Aufruhr ohnmächtigen Zorns und wütender Verzweiflung. Er hörte das ferne, hohltönende Branden des Meeres. Er hatte jeden Fels und Stein entlang der ganzen Küste gelernt, und er erkannte die Stelle an der Küste von Meremont. Er roch feuchtes Holz und nasse Asche. Der König lag in einer halb abgebrannten Fischerhütte am Strand, nicht mehr als ein oder zwei Meilen von der Ebene der Winde entfernt.
    Morgon wollte aufblicken und sprechen. Da flutete die See über ihn hinweg und überschwemmte alle seine Gedanken. Durch einen langen, finsteren Gang schien er direkt in Ghisteslohms fremdartige, goldgesprenkelte Augen zu blicken.
    Er spürte den Blitz verwunderten Erkennens, der in dem gefesselten Geist emporzuckte. Dann packte ihn ein fremder Geist, und die Augen des Zauberers stachen brennend in ihn hinein, um ihn auszuleuchten. Die Fesseln, die sich um seinen Geist gelegt hatten, wurden zerrissen. Morgon taumelte. Der Erhabene umfaßte seine Schulter und hielt ihn fest. Er wollte etwas sagen, doch die Falkenaugen ließen ihn nicht.
    Er wartete, während sein Herz wie rasend klopfte. Rendel, wartend wie er selbst, schien wieder fern und unzugänglich, als gehörte sie einem anderen Teil der Welt an. Ihn verlangte verzweifelt danach, zu sprechen, das Schweigen zu brechen, das sie alle in Reglosigkeit gefangenhielt, als wären sie aus Stein. Doch er schien gebannt, ohnmächtig, dem Willen des Erhabenen ausgeliefert.
    Bewegung ließ die Luft erzittern; dann noch eine Bewegung. Die dunkle Frau von exquisiter Schönheit, die Morgon als Eriel kannte, die Tochter der Erdherren, stand vor ihnen. Und neben ihr stand Ghisteslohm.
    Staunen und Ehrfurcht spiegelten sich in den Augen der Frau, als sie den Harfner erkannte. Der Zauberer, der dem Erhabenen, den er so lange gesucht hatte, endlich von Angesicht zu Angesicht gegenüberstand, hätte beinahe den Bann zerbrochen, der seinen Geist gefangenhielt. Ein feines Lächeln blitzte in den Falkenaugen auf, eisig wie das Herz der nördlichen Einöden.
    »Selbst der Tod, Meister Ohm, ist ein Rätsel«, sagte er.
    Schwarze Wut verfinsterte Ghisteslohms Augen. Eine gewaltige Kraft schleuderte Morgon quer durch die Turmkammer. Er schlug gegen die dunkle Wand; sie gab unter dem Aufprall seines Körpers nach, und er stürzte in einen phosphoreszierenden, schwarzblauen Nebel des Trugs. Er hörte Rendel schreien, und dann sah er eine Krähe auffliegen. Er versuchte, sie zu fassen zu bekommen, doch sie flatterte ihm aus den Händen. Ein fremder Geist umklammerte den seinen. Augenblicklich wurden die Fesseln zerrissen. Ein Kraftstoß, den er nicht spürte, schoß blitzend auf ihn zu und wurde aufgesogen. Er sah wieder Ghisteslohms Gesicht, verschwommen im gespenstischen Licht. Er spürte eine grobe Hand an seiner Seite und schrie auf, obwohl er nicht wußte, was ihm entrissen worden war. Dann
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