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Erdschiff Giganto - Alle sechs Romane

Titel: Erdschiff Giganto - Alle sechs Romane
Autoren: Rolf Ulrici
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Mansardenzimmer. Loulou, der vor Tatis und Michas Zimmer in seinem Körbchen lag, winselte und schniefte angstvoll die ganze Nacht hindurch ...
    Das arme Tier wußte nicht, was es bedrückte.
    Und Superhirn hatte durch seine kurze, aber abgrundtiefe Ohnmacht die überzählige Schachfigur auf dem Kaminsims vergessen: »einen Bauern«, von dem etwas Furchtbares ausgegangen war!

Tolles Fest!
    Aber auf einem Volksfest – was da auch immer Erstaunliches geschah – sollte alles, aber auch alles, mit rechten Dingen zugehen.
    Am darauffolgenden Morgen war es noch ein bißchen kühl. Aber der Regen hatte aufgehört. Hell schien die Sonne zwischen vereinzelten Wolken auf das Schloß und die Bucht von Monton. Das schwarze Lotsenschiff verließ zur Feier des Tages ausnahmsweise seinen »Dienstplatz« vor der Küste, näherte sich den Molen und leitete mit einem Böllerschuß aus seiner Signalkanone die Feier ein.
    Vergessen war der vom Unwetter zerstörte Obstbaum in Madame Claires Küchengarten, vergessen auch Superhirns rätselhafter Zusammenbruch (den er selber kaum vermerkt und nur mit einem »Stolpern« hatte erklären können). Tatis dunkle Gefühle waren verflogen. Sie dachte: Die schwüle Gewitterluft – und später das Blitzen und Donnern haben uns zugesetzt. Wir waren alle überreizt. Wetterfühligkeit ist wahrscheinlich doch etwas Ärgeres, als manche Leute denken.
    Im kleinen Ort, eigentlich nur einer hufeisenförmigen Kante zwischen Hafen und Steilhängen, schoben sich Henri, Gérard, Prosper, Superhirn, Tati und Micha mit ihrem Zwergpudel durch das Gedränge. Loulou war wieder munter. Er hopste und bellte so lustig, als hätte er nicht noch vor Stunden eine Todesangst vor etwas Unbestimmbarem gehabt.
    Die Glocken der Hafenkirche läuteten.
    Vor dem kleinen Rathaus stand eine Tribüne. Von seinem Platz aus hielt der Bürgermeister eine Rede, wobei er seinen Hut schwenkte, als wollte er Schmetterlinge einfangen.
    »Fünfhundert Jahre Monton!« rief er triumphierend ins Mikrofon. Die Fischer, Bauern, Steinbrucharbeiter, Beamten, Ladenbesitzer, alle Bürger von Monton mit ihren Kindern, die Touristen und Besucher aus den Nachbarorten – alle jubelten und klatschten. Denn die »Fünfhundert Jahre«, die sowieso keiner ernst nahm, bedeuteten billigen Wein, Bonbonregen, Bratfisch, Preisschießen, Platzkonzert der Feuerwehr, Tanz, ach, und noch alles mögliche.
    »Wir wollen feiern!« rief der Bürgermeister.
    Wieder schrien die Leute freudig auf. Solange sie im Chor das verheißungsvolle Wort »feiern« wiederholten, dröhnte und röhrte die Kapelle mit all ihren Pauken, Trommeln und Trompeten.
    »Unser Völkchen von Monton«, hob der Bürgermeister wieder an, »arbeitet hart. Aber es ist ein fröhliches Volk. Und wie klein Monton auch sein mag – es steht, dessen bin ich sicher, unter einem Glücksstern.«
    Das war »blumig« gesagt.
    Aber woher sollte der Bürgermeister wissen, daß er ausgerechnet den falschen, gegenteiligen Vergleich gebraucht hatte! »Stern« war wohl richtig. Doch »Glücksstern« stimmte keinesfalls. Wenn einer von einem »Stern über Monton« hätte ernsthaft sprechen wollen, so hätte er das Wort »Unstern« oder »Unglücksstern« benutzen müssen. Und dieser jemand müßte den Arm ausgereckt zum Steilhang, auf das kleine Schloß gedeutet haben: »Da ist der Unstern der Vernichtung! Der Vernichtung Montons, der Vernichtung der ganzen Menschheit! Ha, aber was heißt hier Stern oder Unglücksstern? Ist die Hölle ein Licht am Himmel? Nein, das Verhängnis dringt aus dem Trüben, durch Dunkelheit, Schwefel, feurige Ströme! Es kommt aus dem Erdreich! Sein Vorbote ist schon da! Er ist im Schloß! Dort, wo Superhirn, Gérard, Prosper und die drei Geschwister ihr Ferienquartier haben!«
    Na, was hätte das genützt?
    Nichts.
    Viele Leute wären in panischer Furcht nach Hause gelaufen, die Abergläubischen voran. Andere hätten gedacht, der Bürgermeister wäre schon vor dem Fest »ins Weinfaß gefallen«. Die Touristen hätten die Köpfe geschüttelt und gemeint: Ein komisches Nest! Ein verrückter Bürgermeister!
    Eröffnet ein Volksfest und schnappt vor lauter Eifer gleich über!
    Und Superhirn, Henri, Tati und die anderen?
    Sie hätten das Schloß und den Park durchsucht und nichts mehr gefunden. Tati und Micha schleckten Eis, die Jungen aßen leckere Bratfische, und Loulou bekam zur Feier des Tages einen großen Waffelkeks.
    Dann fuhren sie mit dem Lift am Nordosthang hoch, zur alten
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