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ePub: Ashes, Ashes

ePub: Ashes, Ashes

Titel: ePub: Ashes, Ashes
Autoren: Jo Treggiari
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einen Schmerzensschrei.
    Lucy erinnerte sich an die kleinen, säuberlichen Löcher,die in den von Del erlegten Kaninchen geklafft hatten. Und an den kurzen Zeitraum, in dem sie vier der Tiere getroffen hatte. Dieses Mädchen war tödlich. Sie kniff die Augen zusammen, aber es war zu dunkel, um etwas zu erkennen. Wenn sie sich weiter an der Wand hielten, konnten sie sich einen Weg ertasten. Aber in welche Richtung?
    Aidan stellte sich schützend vor Lucy und drückte sie noch näher an die Mauer. Er stieß einen Pfiff aus – einen leisen Triller, der jedoch in den Schmerzensschreien und dem scharfen Knall, mit dem Stein um Stein Helme, die Wand und, wohl noch öfter, menschliches Fleisch traf, beinahe unterging. Simmons gab bellend Befehle von sich, aber soweit Lucy es mitbekam, hörte niemand auf ihn. Jemand lief an ihr vorbei. Lucy fühlte Kleidung an ihrem Arm vorüberstreifen.
    Im nächsten Augenblick beantwortete ein weiterer Pfiff Aidans Signal. Er klang eher wie ein Trällern. »Links«, murmelte Aidan. »Lauf!«
    Lucy konnte so gut wie nichts erkennen, aber Aidan schob sie von hinten aus dem Durcheinander in einen Gang hinein, in dem es noch dunkler war. Anscheinend liefen sie in den kleinen Flur, auf den Lucy vorhin schon einen kurzen Blick erhascht hatte. Sie stolperte weiter, und ein kleines Stück voraus hörte sie Del und Sammy mit den Kindern. Ein Kind wimmerte, leise und schwach, als fehlte ihm die Kraft, richtig zu weinen. In diesem Moment stieß Lucy mit jemandem zusammen und musste einen Schrei unterdrücken. Dann aber fühlte sie einen Umhang – es war Sammy! – und hörte ihn an einer Klinke rütteln.
    »Abgeschlossen«, sagte er.
    »Die hier auch«, sagte Del leise ein paar Schritte weiter voraus.
    So schnell sie konnten liefen sie weiter in die Dunkelheit hinein. Lucy schlurfte ein wenig mit den Füßen, weil sie die irrationale Angst hatte, jeden Moment in ein Loch zu fallen.
    Und plötzlich, nur ein kleines Stück weiter, hinter der abrupten Biegung des Flurs, gab es ein Deckenlicht und Lucy konnte wieder etwas sehen. Sie sah zurück zum Foyer.
    »Sie werden uns jeden Augenblick eingeholt haben«, sagte Aidan.
    »Mrs. Reynolds sagte, die Außentüren sind alle verschlossen«, antwortete Lucy. »Wenn nicht, führen sie in Räume ohne Ausgang.«
    »Irgendwo gibt es hier eine Kellertür«, meinte Del. »Das weiß ich vom letzten Mal. Hier.« Sie riss eine Tür auf und tastete nach einem Lichtschalter. Eine nackte Glühbirne hing von der schrägen Decke herab. Eine steile, alte Holztreppe führte abwärts und verströmte einen Gestank nach Moder und Schimmel, der Lucy die Tränen in die Augen trieb.
    »Dort hinunter?«, fragte Lucy. Eine Erinnerung an alte Gruselfilme überkam sie. Was war die wichtigste Regel? Niemals in den Keller steigen ...
    »Etwas anderes bleibt uns wohl nicht übrig, oder?«, meinte Del.
    Zögernd stimmte Lucy zu.
    »Irgendeinen Ausgang gibt es aus jedem Keller«, meinte Sammy. »Ein Fenster oder eine Kohlenklappe oder Feuertüren – etwas, woran die meisten Leute überhaupt nicht denken.« Damit betrat er die erste der schmalen Stufen.
    Rasch streckte Lucy den Arm und hielt Sammy an seiner Kutte fest. Mit einem Blick auf die Kinder, die sich an Dels Hände klammerten, flüsterte sie ihm so leise ins Ohr, dass die Kleinen sie nicht hören konnten: »Aber sind da unten nicht die Hunde?« Winseln, aufgeregtes Jaulen und Bellen drang leise zu ihnen herauf.
    »Doch, schon. Aber wie Del sagte: Wir haben keine andere Wahl.«
    Lucy war immer noch nicht überzeugt. Sie wussten doch überhaupt nicht, was sie dort unten erwartete. Vielleicht war es eine Sackgasse, und sie hatten nur ihr kaputtes Messer, Aidans Hammer und Dels Schleuder, um sich zu verteidigen.
    Drängend schob Aidan sie von hinten an. »Ich sag’s nur ungern: Aber die Sweeper kommen.«
    In diesem Moment hörte Lucy heisere Rufe und sich nähernde Schritte. Eilig betrat sie die Treppe, die sich unter ihrem Gewicht bog, und klammerte sich an das hölzerne Geländer. Hinter ihr schloss Aidan die Tür.
    »Gibt es ein Schloss?«, fragte Del.
    »Einen Riegel. Aber ein Tritt, und er ist hin«, antwortete Aidan.
    Beim ersten Schritt abwärts glitt Lucy schon aus. Unter dem Kreischen der Nägel löste sich das Geländer aus der Wand. Wie der Blitz fasste Del sie am Ellbogen und bewahrte sie vor einem üblen Sturz. Sobald Lucy ihr Gleichgewicht wiedererlangt hatte, ließ Del ihren Arm los.
    »Danke«, sagte Lucy.
    »Keine
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