Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Enwor 11 - Das elfte Buch

Enwor 11 - Das elfte Buch

Titel: Enwor 11 - Das elfte Buch
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
könnt«, sagte Skar. Mama winkte ungeduldig ab. »Geschwafel«, sagte sie verächtlich. »Komm auf den Punkt.«
    »Die Digger glauben, dass das Kaol ihr Leben verlängert und ihre Leistungen um ein Vielfaches steigern kann«, sagte Skar rasch. »Zweifelsohne hat es bei ganz wenigen Menschen tatsächlich eine Leben verlängernde Wirkung und zweifelsohne steigert sich bei vielen von ihnen ihr Leistungsvermögen — kurzfristig.«
    »Auch ich habe das
Elfte Buch
gelesen«, unterbrach ihn Marna kalt. »Doch wenn das alles ist, was du mir anzubieten hast, werde ich wohl kaum fünf Minuten überstehen. Oder sollte ich vielleicht besser sagen: Du wirst sie nicht überstehen!«
    »Es ist das Kaol, Marna«, sagte Skar eindringlich. »Es nimmt den Menschen auf Dauer die Würde, höhlt sie aus, verwandelt viele von ihnen in unansehnliche Missgestalten — ähnlich wie eine auf Dauer tödlich wirkende Droge. Aber das ist noch nicht alles. Ihr wart doch auch dort draußen, hinter dem Pojoaque. Habt Ihr dort nicht die gigantischen Senken bemerkt, die Einbrüche im Berg? Das alles ist erst der Anfang. Je mehr Kaol abgebaut wird, umso schwerer wird das geschädigt, was hinter allem steht und
alles durchzieht.«
    »Von was redest du?«, fragte Marna ungeduldig. »Ich kenne zwar die Senken, aber ich sehe keinen Zusammenhang.«
    »Von etwas, das aus Enwor nicht mehr wegzudenken ist«, sagte Skar ruhig, »und das im wahrsten Sinne des Wortes. Enwor und Es sind eins, miteinander verwoben… es ist wie ein Geflecht, das sich in alles hineingegraben hat, alles durchzieht und alles durchdringt.«
    »Nicht alles«, sagte Marna und plötzlich glaubte Skar eine Nervosität an ihr zu bemerken, die er zuvor noch nicht festgestellt hatte. »Wir haben es schon längst zurückgedrängt, alter Mann. Es ist für uns keine Gefahr mehr.«
    »Möglicherweise ist es im Moment keine Gefahr«, bestätigte Skar, »denn auch dieses…
Geflecht
hat dazugelernt. Es bekämpft uns nicht, zumindest nicht direkt — es lebt mit uns und wir mit ihm.«
    »Das mag alles sein«, sagte Marna angespannt, »vielleicht ist es aber auch ganz anders — und wir verschwenden nur unsere Zeit mit nutzlosen Worten.«
    »Es ist nicht anders«, widersprach Skar und dachte an die Vision, die ihn in der Höhle überfallen hatte und
den Kern der Dinge, umgeben vom Feuerwerk netzförmiger Strukturen, die sich durch alles zogen, alles unterwanderten, nichts unberührt ließen, um, von einem unbekannten Trieb getrieben, immer weiter hinauszuwachsen in die Welt, bis sie auch den letzten Gegenstand, jeden Menschen und jedes beliebige andere Lebewesen in Besitz genommen hatten…
    »Und es ist nicht allein«, fügte er schroff hinzu. »Es gibt da noch etwas… Anderes. Etwas, das ganz ähnlich ist und…«, er versuchte verzweifelt die Botschaft, die er nur annähernd verstanden hatte, in Worte zu kleiden, »das versucht das Geflecht zu unterwandern und in den Griff zu bekommen… das
Khtaam
…«
    »Hör auf«, unterbrach ihn Marna zornig. »Es ist nicht gut, über diese Dinge zu sprechen. Es ist nicht gut, überhaupt etwas darüber zu wissen.«
    Skar starrte sie wortlos an und einen Herzschlag lang war so etwas wie Verständnis zwischen ihnen; auch er empfand es als nicht richtig, darüber zu sprechen, ja, nicht einmal den Namen
Khtaäm
in den Mund zu nehmen. Aber es ging nicht um Empfindungen, sondern um das, was getan werden musste, um Enwor aus der Umklammerung einer tödlichen Gefahr zu befreien — einer Gefahr, die möglicherweise größer war als alles andere, was jemals zuvor die Welt bedroht hatte.
    »Das Kaol spielt die Schlüsselrolle in diesem unwirklichen Kampf, den wir vielleicht nie verstehen werden«, fuhr Skar deshalb fort. »Das, was die Digger für Kaol-Vorkommen halten, sind in Wirklichkeit die… geschwürartigen Knotenpunkte des Geflechts. Es mag sein, dass das Geflecht selbst mit daran Schuld trägt, dass sich die Digger überhaupt formieren konnten. Sein Impuls immer weiter zu wachsen, brachte es dazu, Menschen direkt durch die Einnahme von Kaol kontrollieren zu wollen. Doch jetzt ist ihm dieser Prozess entglitten. Wenn zu viel Kaol abgebaut wird, sterben Verästelungen. Wenn Verästlungen sterben, wird der Zusammenhalt von allem, was das Geflecht durchzieht, beeinträchtigt — und irgendwann, nach vielen Jahren oder auch erst nach Jahrzehnten, bilden sich plötzlich Erdspalten, rutschen Felsen und Gestein nach, beginnt ein Zerstörungsprozess, der jetzt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher