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Engelsfluch

Engelsfluch

Titel: Engelsfluch
Autoren: Nalini Singh
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Keller seines Hauses gefangen hält.«
    Sara fragte sich, ob Marco doch geahnt hatte, dass sie und Deacon nicht zufällig in seiner Bar aufgetaucht waren. Irgendetwas musste die Tat ausgelöst haben. »Hat er gesagt, seit wann er dort ist?«
    »Silas ist vor einer Stunde mit seinem neuen Liebhaber in Marcos Bar spaziert.« Verächtlich schnaubte er. »Er ist jung und meint, als Vampir sei er unverwundbar.« Bedeutungsvoll rieb er sich die verletzte Schulter.
    »Musste dieser verdammte Vampir sich auch gleich mit seiner neuen Eroberung brüsten?« Marco tat ihr beinahe leid. Beinahe. Denn wenn sie diesem Vampir hier Glauben schenken konnte, dann hatte Marco fünf unschuldige Männer auf dem Gewissen. Mal abgesehen von dem Grauen, dem er Rodney ausgesetzt hatte. »Haben Sie noch mehr Informationen für uns?«
    »Silas’ neuer Liebhaber weilt nicht mehr unter uns.« Achselzucken. »Silas hat mir die Nachricht geschickt, bevor Marco sein zweites Handy gefunden hat. Seither habe ich nichts mehr von ihm gehört, also hat es der Jäger wohl konfisziert.«
    Deacon blickte dem Vampir direkt ins Gesicht. »Wenn Sie wissen, wo er ist, warum befreien Sie ihn nicht selbst? Schließlich haben Sie genug Leute.«
    Schweigen. Der Vampir sah abwechselnd in den Himmel und zu Boden, dann sagte er leise: »Raphael war nicht erfreut, als er von dem Angriff auf Sara erfuhr. Wir gehören nicht zu ihm. Er hat uns verboten, überhaupt irgendetwas zu tun, was nicht direkt mit unserer Abreise aus seinem Territorium in Verbindung steht. Selbst das Trinken ist uns verboten.« Er seufzte schwer. »Mit dem nächsten Flieger müssen wir das Land verlassen.«
    »Silas ist ein Tourist?«, fragte Sara und spielte im Kopf schnell alle Möglichkeiten durch.
    »Marco hat ihn während einer Jagd kennengelernt und Silas ist hergekommen, um mit ihm zusammen zu sein.« Wieder warf er einen Blick gen Himmel. »Wir würden ja unseren Erzengel um Hilfe bitten, aber der macht sich nichts aus Silas.«
    Obgleich Sara dem Vampir nicht wirklich traute, hatte sie das Gefühl, dass er hinsichtlich Marcos und Silas’ die Wahrheit sagte. In seiner Stimme schwang Besorgnis mit, offenbar hatte er Silas gern. So ungewöhnlich war das auch wieder nicht, letztlich waren ja auch Vampire einmal Menschen gewesen. Es dauerte sehr lange, bis alle menschlichen Spuren getilgt waren.
    »Gut.« Sara setzte ihren Helm wieder auf. »Zeit für eine Rettungsaktion der Gilde.«
    Wortlos startete Deacon die Maschine und sie fuhren los, ließen den Vampir am Straßenrand zurück. »Ich glaube, er hat uns die Wahrheit gesagt«, meinte sie. »Was denkst du?«
    »Passt zu dem, was wir schon wissen.« Seine Stimme klang dunkel und intim in ihrem Ohr. »Raphael scheint dich zu mögen.«
    »Ich bin ihm noch nie begegnet. Habe noch nicht einmal mit ihm telefoniert.« Sie atmete tief durch. »Ich glaube nicht, dass das etwas mit mir zu tun hat.«
    »Nein?«
    »Nein.« Sara wusste genau, auf welcher Stufe Menschen aus Sicht von Erzengeln rangierten. Irgendwo hinter Ameisen. »Es hat damit zu tun, dass sich ein anderer Erzengel in seine Belange gemischt hat. Er ist stocksauer.« Und wenn Erzengel sauer wurden, kannten sie kein Erbarmen. »Hast du mitbekommen, was er diesem Vampir am Times Square angetan hat?«
    Deacon nickte bedächtig. »Hat ihm sämtliche Knochen gebrochen und ihn dort liegen lassen. Zur Abschreckung. Und der arme Kerl war die gesamte Zeit über bei vollem Bewusstsein.«
    »Dann weißt du ja, warum ich keinesfalls möchte, dass Raphael Anteil an meinem Wohlergehen nimmt.«
    Deacon erwiderte nichts, doch sie wussten beide, dass Sara als Gildedirektorin mit sehr viel größerer Wahrscheinlichkeit Raphaels Aufmerksamkeit auf sich ziehen würde als als einfache Jägerin. Dennoch kam es kaum vor, dass ein Erzengel sich mit einem Menschen direkt in Verbindung setzte. Sara hatte noch nie davon gehört. Die Erzengel regelten ihre Geschäfte aus der Ferne, von ihren Türmen aus.
    Der Erzengelturm in Manhattan stellte alle Gebäude im gesamten Bundesstaat in den Schatten. Wie oft schon hatte Sara in Ellies überteuerter Wohnung gesessen und zugesehen, wie die Engel ein- und ausflogen. Ihre Füße berührten praktisch nie die Erde, dachte sie. »Weißt du, ich glaube, Ellie hat größere Chancen als ich, einem Erzengel einmal persönlich zu begegnen.«
    »Warum das?«
    »Ich habe das im Gefühl.« Es war ein Kribbeln im Nacken, ein Hauch dessen, was ihre Urgroßmutter ›das dritte Auge‹
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