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Engel der Verdammten (German Edition)

Engel der Verdammten (German Edition)

Titel: Engel der Verdammten (German Edition)
Autoren: Ulrike Schweikert
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verführerisch.
    Erwartungsvoll drehte sie sich um und ging auf die Flügeltüren des Musiksalons zu. Das Glas spiegelte die rosafarbenen Wolken wider und ihre Gestalt, die zögerlich näher trat. Mit gerunzelter Stirn betrachtete sie ihr Abbild. Eine schmale Frau mit dunkelblondem, schulterlangem Haar. Sie war groß und in den vergangenen Monaten noch schlanker geworden, was ihr gefiel. Dennoch musste sie sich bei kritischer Betrachtung eingestehen, dass die letzten Monate auch in ihrem Gesicht Spuren hinterlassen hatten. Ihre Züge waren ernster geworden. Das übermütige Strahlen war verblasst. Sah man ihr die dreiunddreißig Jahre nun deutlich an?
    Sabine zog eine Grimasse und streckte ihrem Spiegelbild die Zunge raus. Ein wenig Lebenserfahrung stand einer Kriminalkommissarin durchaus zu Gesicht!
    Oberkommissarin Berner. Die Worte schmeckten süß wie Schokolade. Ja, sie war wieder Kommissarin im Dienst. Die finsteren Wolken, die so sehr auf ihrer Seele gelastet hatten, waren weitergezogen. Kommissarin Berner würde wieder im Präsidium arbeiten, ihren angestammten Platz in der vierten Mordbereitschaft einnehmen und mit den Kollegen neue Fälle aufklären.
    Der Gedanke ließ ein Strahlen über ihr Gesicht huschen, das ihm all die Wärme und die Frische zurückgab, die in den zermürbenden Monaten der Ungewissheit verloren gegangen schienen. Selbst ihr Haar schien golden zu schimmern, und in ihren Augen blitzte es unternehmungslustig.
    »Sehr schön«, hauchte eine Stimme in ihr Ohr. Der kühle Hauch ließ sie erschaudern. Sabine unterdrückte den Impuls herumzufahren, und hielt ihren Blick stattdessen noch immer auf das Glas gerichtet, in dem sich nur ihre eigene Gestalt widerspiegelte.
    »Musst du dich immer so anschleichen?«, erkundigte sie sich vorwurfsvoll.
    »Habe ich dich erschreckt? Ich dachte, du hast auf mich gewartet. Ich spürte mehr als nur einen Hauch von Ungeduld, und ich gab mich der Hoffnung hin, dass deine Erwartung, mich zu sehen, dies wundervolle Lächeln auf dein Gesicht gezaubert hat.«
    Er schnurrte selbstzufrieden wie ein Kater. Sabine gelang es nicht, ein Schmunzeln zu unterdrücken, dennoch bemühte sie sich um Strenge in ihrer Stimme, als sie sich umdrehte und zu ihm aufsah.
    »Ich muss dich enttäuschen, liebster Peter, meine Vorfreude gilt meiner Arbeit, die ich nun endlich wieder ausüben darf. Morgen ist mein erster Tag!«
    Falls er enttäuscht war, so verstand er es gut, dies zu verbergen. Er neigte den Kopf und lächelte. »Ja, ich weiß, und es ist mir nicht entgangen, dass du jeden einzelnen Tag gezählt hast, statt deinen Urlaub zu genießen.«
    Sabine schnaubte verächtlich. »Urlaub? Ich war suspendiert wegen psychischer Probleme!«
    »Nun, das hört sich natürlich nicht ganz so schön an«, musste der Vampir zugeben. Er wollte noch etwas hinzufügen, doch da bemerkte Sabine in den Augenwinkeln eine Bewegung und fuhr herum.
    Was um alles in der Welt war das? Sie trat noch einen Schritt dichter an das Glas. Während sie sich beinahe die Nase stieß, klappte ihr langsam die Kinnlade herab.
    Der Vampir hinter ihr sagte nichts. Keine Erklärung. Keine Rechtfertigung. Sabine starrte das kleine Mädchen an, das barfuß über das Parkett auf sie zutappte. Der kleine Körper wirkte verloren in dem Männerhemd, das ihm bis über die Knie reichte. Die aufgekrempelten Ärmel schlotterten um die dünnen Arme. Die Kommissarin schnappte ein paarmal nach Luft, ehe sie ihre Stimme wiederfand.
    »Sag mir, dass mich meine Augen täuschen«, keuchte Sabine. »Wie kommst du zu diesem Kind? Wie kannst du es wagen, so etwas zu tun?«
    Der Vampir schwieg und öffnete stattdessen die Türflügel. Sabine stürmte in den Salon und ging vor dem Kind in die Knie. Ängstlich wich es vor ihr zurück, als sie nach seinen Armen griff.
    »Jetzt hast du es erschreckt«, kommentierte der Vampir, doch Sabine ignorierte ihn. Sie zwang sich zu einem Lächeln und redete freundlich auf das Mädchen ein, während sie es näher zu sich heranzog. Das Entsetzen im Gesicht des Kindes wich Resignation. Sein Widerstand fiel in sich zusammen.
    »Mach Licht!«, herrschte sie den Vampir an, ohne das Mädchen loszulassen.
    »Dein Wunsch ist mir Befehl.«
    Die einzige Lampe im Raum flammte auf. Sabine drehte das Kind ins Licht und untersuchte seinen Hals. Dann knöpfte sie das Hemd auf und streifte es ab. Aufmerksam wanderte ihr Blick an dem mageren Körper entlang.
    »Hast du gefunden, wonach du suchst?«, erkundigte sich
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