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Engel Der Nacht

Engel Der Nacht

Titel: Engel Der Nacht
Autoren: Becca Fitzpatrick
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bedeutete.
    »Jetzt liegt es nicht mehr in meinen Händen«, sagte ich.
    Fest entschlossen, das alles so schnell wie möglich hinter mich zu bringen, nahm ich den Stadtplan vom Kühlschrank, schnappte mir die Schlüssel und fuhr meinen Fiat Spider rückwärts aus der Ausfahrt. Im Jahr 1979 mochte das Auto vielleicht mal ganz niedlich gewesen sein, aber ich war nicht gerade glücklich mit dem schokoladenbraunen Lack, dem Rost, der sich ungehemmt über die hinteren Kotflügel ausbreitete, oder den brüchigen weißen Ledersitzen.
    Es stellte sich heraus, dass Bo’s Arcade weiter entfernt lag, als mir lieb war. Es befand sich etwas versteckt an der Küste, etwa dreißig Minuten Fahrt. Mit der aufgeklappten Landkarte auf dem Lenkrad parkte ich den Fiat auf dem Parkplatz hinter einem großen, unverputzten Betonklotz mit einer
pulsierenden Leuchtreklame darüber: Bo’s Arcade, Mad Black Paintball & Ozz’s Pool Hall. Graffiti überzogen die Wände, und Zigarettenkippen sprenkelten die Fundamente. In Bo’s Arcade wimmelte es von künftigen Eliteschülern und mustergültigen Staatsbürgern, ganz bestimmt. Ich versuchte, in Gedanken locker und lässig zu bleiben, aber mein Magen krampfte sich unwillkürlich zusammen. Nachdem ich zwei Mal kontrolliert hatte, ob die Autotüren auch abgeschlossen waren, machte ich mich auf den Weg hinein.
    Ich stand in der Schlange und wartete darauf, hinter die Absperrung gelassen zu werden. Als die Gruppe vor mir bezahlt hatte, quetschte ich mich mit hindurch und ging auf die vielen plärrenden Sirenen und blinkenden Lichter zu.
    »Hey, glaubst du, du könntest hier umsonst rein?«, dröhnte eine Stimme hinter mir, die rau war von zu viel Zigarettenqualm.
    Ich wirbelte herum und blinzelte den schwer tätowierten Rausschmeißer an. Dann sagte ich: »Ich bin nicht zum Spielen hergekommen, ich suche nur jemanden.«
    »Wenn du an mir vorbei willst, dann zahlst du«, grunzte er und legte seine Hände auf den Tresen, wo mit Klebeband eine Preistafel angebracht worden war. Eintritt fünfzehn Dollar. Nur Bargeld.
    Ich hatte kein Bargeld. Und selbst wenn ich welches gehabt hätte, dann hätte ich es ganz bestimmt nicht dafür rausgeschmissen, dass ich Patch ein paar Minuten lang über sein Privatleben ausfragen durfte. Ich spürte, wie die Wut über Coachs neue Sitzordnung wieder in mir hochkochte und darüber, dass ich überhaupt hier sein musste. Aber ich war nicht den ganzen Weg hierhergefahren, um mit leeren Händen wieder umzudrehen.
    »Wenn ich in zwei Minuten nicht zurück bin, dann bezahle ich die fünfzehn Dollar«, sagte ich. Bevor ich es mir noch
anders überlegen oder gar etwas von meiner gewohnten Geduld wiedererlangen konnte, tat ich etwas, das überhaupt nicht zu meiner sonstigen Art passte: Ich tauchte unter den Absperrseilen hindurch. Und dahinter blieb ich nicht stehen, sondern hetzte durch die Spielhalle auf der Suche nach Patch. Ich konnte kaum glauben, was ich da tat, doch ich war wie eine rollende Lawine, die unaufhaltsam an Geschwindigkeit und Wucht zunahm. Mein einziges Ziel war, Patch zu finden und so schnell wie möglich wieder von hier zu verschwinden.
    Der Kassierer lief hinter mir her und rief: »Hey!«
    Da auf der Hauptebene kein Patch zu sehen war, folgte ich den Schildern zu Ozz’s Billardhalle und lief nach unten. Am Fuß der Treppe standen verschiedene Pokertische im schummrigen Licht, alle besetzt. Zigarrenrauch, beinahe so dick wie der Nebel, der unser Haus umgab, hing in dichten Schwaden unter der niedrigen Decke. Zwischen den Pokertischen und der Bar stand dicht gedrängt eine Reihe Billardtische. Patch lag fast quer über einem, der relativ weit von mir entfernt stand, und bereitete einen schwierigen Bandenstoß vor.
    »Patch«, rief ich.
    Im selben Augenblick stieß er mit dem Billardstock zu und schlitzte das Tuch auf. Sein Kopf flog herum. Mit einer Mischung aus Überraschung und Neugier starrte er mich an.
    Der Kassierer kam hinter mir die Stufen heruntergepoltert und legte mir die Hand auf die Schulter. »Hoch mit dir. Sofort.«
    Patchs Mund verzog sich zu einem weiteren kaum wahrnehmbaren Lächeln. Schwer zu sagen, ob es spöttisch oder freundlich gemeint war. »Sie gehört zu mir.«
    Das schien den Kassierer etwas zu besänftigen, zumindest lockerte sich der Griff an meiner Schulter. Bevor er es sich
anders überlegen konnte, schüttelte ich seine Hand ab und schlängelte mich zwischen den Tischen zu Patch hindurch. Die ersten paar Schritte lief ich
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