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Endstation

Endstation

Titel: Endstation
Autoren: Michael Crichton
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Psychiater schon einige Wochen vorher, daß er auf einen Turm steigen und Menschen erschießen wolle. Richard Speck hatte sich schon einige Male von seiner brutalen Seite gezeigt, bevor er acht Krankenschwestern umbrachte. Lee Harvey Oswald überfiel und prügelte einige Menschen und schlug auch häufig seine eigene Frau.
    Diese Fälle sind bekannt. Aber jedes Jahr ereignen sich eine drittel Million Fälle, die diese Popularität nicht erlangen. Wir versuchen, die Neigung zur Gewalttätigkeit durch chirurgische Eingriffe zu korrigieren. Dieses Bemühen ist in unseren Augen nichts Ehrenrühriges, sondern ein edles Ziel und eine wichtige Aufgabe.«
    »Aber ist das nicht schon Gedankenkontrolle?«
    Ellis sagte: »Und wie würden Sie die allgemeine Schulpflicht bezeichnen?«
    »Erziehung«, antwortete der Reporter.
    Damit war das Interview beendet. Ellis sprang wütend auf. »Jetzt stehe ich da wie ein Idiot!« rief er.
    »Nein, das stimmt nicht«, erklärte Captain Anders.

Samstag, 13.März 1971
Das Ende

1
    Sie wurde geprügelt und spürte die furchtbaren, sinnlosen Schläge. Stöhnend drehte sie sich auf die Seite. »Aufwachen!« rief Gerhard und schüttelte sie. »Stehen Sie auf, Janet.«
    Sie öffnete die Augen. Es war dunkel im Zimmer. Jemand beugte sich über sie.
    »Na los, wachen Sie schon auf.«
    Sie gähnte. Der Nacken tat ihr weh dabei. »Was ist los?«
    »Telefon, Benson ist dran.«
    Das machte sie viel rascher wach, als sie es für möglich gehalten hätte. Gerhard stützte sie, dann schüttelte sie den Kopf, um wieder klar denken zu können. Ihr Genick schmerzte immer noch, der ganze Körper war steif und schmerzhaft empfindlich, aber sie achtete nicht darauf.
    »Wo?«
    »Telecomp.«
    Sie trat auf den Flur hinaus und blinzelte in das helle Licht. Die Polizei war noch da, aber die Männer standen jetzt müde mit halb geschlossenen Augen herum. Sie folgte Gerhard in die Computerzentrale.
    Richards hielt ihr den Hörer entgegen. »Sie kommt jetzt«, sagte er.
    Sie nahm ihn ans Ohr. »Hallo, Harry.«
    Anders hörte an einem Nebenapparat mit.
    »Mir geht es nicht gut«, sagte Harry Benson. »Ich möchte, daß das endlich aufhört, Frau Doktor Ross.«
    »Was ist denn los, Harry?« Er sprach schleppend, seine Stimme hörte sich müde und irgendwie kindlich an. Aber was würde eine Ratte sagen, nachdem sie 24 Stunden lang stimuliert worden ist?
    »Die Sache klappt nicht richtig, ich bin müde.«
    »Wir können Ihnen helfen«, sagte sie.
    »Es ist dieses Gefühl«, erklärte Benson. »Es macht mich jetzt müde, sonst nichts. Ganz einfach müde. Ich möchte, daß es aufhört.«
    »Dann lassen Sie sich helfen, Harry.«
    »Ich glaub’s Ihnen nicht.«
    »Sie müssen Vertrauen zu uns haben, Harry.«
    Es entstand eine lange Pause. Anders sah fragend herüber. Janet zuckte die Achseln. »Harry?«
    »Mir war’s lieber gewesen, Sie hätten das nie getan«, sagte Benson.
    »Was getan?«
    »Die Operation.«
    »Wir können das wieder in Ordnung bringen, Harry.«
    »Ich wollte es selbst in Ordnung bringen», sagte er. Jetzt klang seine Stimme sehr zaghaft, beinahe weinerlich. »Ich wollte die Drähte herausziehen.« Janet Ross runzelte die Stirn.
    »Haben Sie es getan?«
    »Nein. Ich wollte die Verbände abreißen, aber es tut so weh. Ich mag keine Schmerzen.«
    Er redete wie ein quengelndes Kind. Sie fragte sich, ob diese Rückentwicklung ein spezifisches Phänomen war oder nur das Ergebnis von Angst und Erschöpfung. »Ich bin froh, daß Sie nicht«
    »Aber irgend etwas muß ich tun«, unterbrach Benson sie. »Dieses Gefühl muß aufhören, ich werde den Computer reparieren.«
    »Harry, das können Sie nicht, das müssen Sie uns überlassen.«
    »Nein, ich werde ihn reparieren.«
    Sie sprach leise, beruhigend, mütterlich auf ihn ein: »Harry, bitte vertrauen Sie uns.«
    Sie bekam keine Antwort. Am anderen Ende der Leitung hörte sie nur heftiges Atmen. Sie sah sich um und bemerkte die gespannten, erwartungsvollen Blicke der anderen.
    »Harry, bitte vertrauen Sie uns. Nur dieses eine Mal. Dann ist alles wieder in Ordnung.«
    »Die Polizei sucht mich.«
    »Hier gibt es keine Polizei«, sagte sie. »Die Beamten sind alle weg. Sie können herkommen. Alles ist wieder in Ordnung.«
    »Sie haben mich schon einmal angelogen«, quengelte er. »Nein, Harry, das alles war ein Irrtum. Wenn Sie jetzt zu uns kommen, wird alles wieder gut.«
    Nach längerem Schweigen hörte sie einen Seufzer. »Tut mir leid«, sagte Benson. »Ich weiß,
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