Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Emilia Galotti

Emilia Galotti

Titel: Emilia Galotti
Autoren: Gotthold Ephraim Lessing
Vom Netzwerk:
mag die Gräfin auch so Unrecht nicht haben.
    DER PRINZ. Allerdings, sehr Unrecht! - Meine nahe Vermählung mit der Prinzessin von Massa, will durchaus, daß ich alle dergleichen Händel fürs erste abbreche.

    18
    MARINELLI. Wenn es nur das wäre: so müßte freilich Orsina sich in ihr Schicksal eben so wohl zu finden wissen, als der Prinz in seines.
    DER PRINZ. Das unstreitig härter ist, als ihres.
    Mein Herz wird das Opfer eines elenden Staats-interesse. Ihres darf sie nur zurücknehmen; aber nicht wider Willen verschenken.
    MARINELLI. Zurücknehmen? Warum zurück-
    nehmen? fragt die Gräfin: wenn es weiter nichts, als eine Gemahlin ist, die dem Prinzen nicht die Liebe, sondern die Politik zuführet? Neben so einer Gemahlin sieht die Geliebte noch immer ihren Platz.
    Nicht so einer Gemahlin fürchtet sie aufgeopfert zu sein, sondern - -
    DER PRINZ. Einer neuen Geliebten. - Nun
    denn? Wollten Sie mir daraus ein Verbrechen machen, Marinelli?
    MARINELLI. Ich? - O! vermengen Sie mich ja nicht, mein Prinz, mit der Närrin, deren Wort ich führe, - aus Mitleid führe. Denn gestern, wahrlich, hat sie mich sonderbar gerühret. Sie wollte von ihrer Angelegenheit mit Ihnen gar nicht sprechen. Sie wollte sich ganz gelassen und 19
    kalt stellen. Aber mitten in dem gleichgültigsten Gespräche, entfuhr ihr eine Wendung, eine Be-ziehung über die andere, die ihr gefoltertes Herz verriet. Mit dem lustigsten Wesen sagte sie die melancholischsten Dinge: und wiederum die lächerlichsten Possen mit der aller-traurigsten Miene. Sie hat zu den Büchern ihre Zuflucht genommen; und ich fürchte, die werden ihr den Rest geben.
    DER PRINZ. So wie sie ihrem armen Verstande auch den ersten Stoß gegeben. - Aber was mich vornehmlich mit von ihr entfernt hat, das wollen Sie doch nicht brauchen, Marinelli, mich wieder zu ihr zurück zu bringen? - Wenn sie aus Liebe närrisch wird, so wäre sie es, früher oder später, auch ohne Liebe geworden - Und nun, genug von ihr. - Von etwas anderm! - Geht denn gar nichts vor, in der Stadt? -
    MARINELLI.So gut, wie gar nichts. - Denn daß die Verbindung des Grafen Appiani heute voll-zogen wird, - ist nicht viel mehr, als gar nichts.
    DER PRINZ. Des Grafen Appiani? und mit
    wem denn? - Ich soll ja noch hören, daß er ver-sprochen ist.

    20
    MARINELLI. Die Sache ist sehr geheim gehalten worden. Auch war nicht viel Aufhebens davon zu machen. - Sie werden lachen, Prinz. - Aber so geht es den Empfindsamen! Die Liebe spielet ihnen immer die schlimmstenStreiche.
    Ein Mädchen ohne Vermögen und ohne Rang, hat ihn in ihre Schlinge zu ziehen gewußt, - mit ein wenig Larve; aber mit vielem Prunke von Tugend und Gefühl und Witz, - und was weiß ich?
    DER PRINZ. Wer sich den Eindrücken, die Unschuld und Schönheit auf ihn machen, ohne weitere Rücksicht, so ganz überlassen darf; - ich dächte, der wär' eher zu beneiden, als zu bela-chen. - Und wie heißt denn die Glückliche? -
    Denn bei alle dem ist Appiani - ich weiß wohl, daß Sie, Marinelli, ihn nicht leiden können; eben so wenig als er Sie - bei alle dem ist er doch ein sehr würdiger junger Mann, ein schöner Mann, ein reicher Mann, ein Mann voller Ehre.
    Ich hätte sehr gewünscht, ihn mir verbinden zu können. Ich werde noch darauf denken.
    MARINELLI. Wenn es nicht zu spät ist. - Denn so viel ich höre, ist sein Plan gar nicht, bei Hofe 21
    sein Glück zu machen. - Er will mit seiner Gebieterin nach seinen Tälern von Piemont: -
    Gemsen zu jagen, auf den Alpen; und Murmel-tiere abzurichten. - Was kann er Beßres tun?
    Hier ist es durch das Mißbündnis, welches er trifft, mit ihm doch aus. Der Zirkel der ersten Häuser ist ihm von nun an verschlossen --
    DER PRINZ. Mit euern ersten Häusern! - in welchen das Zeremoniell, der Zwang, die Langewei-le, und nicht selten die Dürftigkeit herrschet. -
    Aber so nennen Sie mir sie doch, der er dieses so große Opfer bringt.
    MARINELLI. Es ist eine gewisse Emilia Galotti.
    DER PRINZ. Wie, Marinelli? eine gewisse -
    MARINELLI Emilia Galotti.
    DER PRINZ. Emilia Galotti? - Nimmermehr!
    MARINELLI. Zuverlässig, gnädiger Herr.
    DER PRINZ. Nein, sag ich; das ist nicht, das kann nicht sein. - Sie irren sich in dem Namen. -
    Das Geschlecht der Galotti ist groß. - Eine Galotti kann es sein; aber nicht Emilia Galotti; nicht Emi-lia!
    MARINELLI. Emilia - Emilia Galotti!

    22
    DER PRINZ. So gibt es noch eine, die beide Namen führt. - Sie sagten ohnedem, eine gewisse Emilia
    Galotti - eine gewisse. Von der rechten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher