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Emil und die Detektive

Emil und die Detektive

Titel: Emil und die Detektive
Autoren: Erich Kästner
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Und vier Herren traten ins Zimmer. Der Kommissar gab ihnen die Hand und erzählte kurz Emils Erlebnisse. Die vier Herren schrieben fleißig nach.
    »Wunderbar!« sagte zum Schluß einer der Reporter. »Der Knabe vom Lande als Detektiv.« 
    »Vielleicht engagieren Sie ihn für den Außendienst?« riet ein anderer und lachte.
    »Warum bist du denn nicht sofort zu einem Schupo gegangen und hast ihm alles gesagt?« fragte ein dritter.
    Emil bekam es mit der Angst. Er dachte an Wachtmeister Jeschke in Neustadt und an den Traum. Jetzt ging's ihm an den Kragen.
    »Na?« ermunterte der Kommissar.
    Emil zuckte mit den Achseln und sagte: »Also schön! Weil ich in Neustadt dem Denkmal von Großherzog Karl eine rote Nase und einen Schnurrbart angemalt habe. Bitte, verhaften Sie mich, Herr Kommissar!« Da lachten die fünf Männer, anstatt entsetzte Gesichter zu ziehen. Und der Kommissar rief: »Aber Emil, wir werden doch nicht einen unsrer besten Detektive ins Gefängnis sperren!« 
    »Nein? Wirklich nicht? Na, da bin ich aber froh«, sagte der Junge erleichtert. Dann ging er auf einen der Reporter zu und fragte: »Kennen Sie mich denn nicht mehr?« 
    »Nein«, sagte der Herr.
    »Sie haben mir doch gestern auf der Linie 177 das Straßenbahnbillett bezahlt, weil ich kein Geld hatte.« 
    »Richtig!« rief der Herr. »Jetzt entsinne ich mich. Du wolltest noch meine Adresse wissen, um mir den Groschen wiederzubringen.« 
    »Wollen Sie ihn jetzt haben?« fragte Emil und suchte zehn Pfennig aus der Hosentasche heraus.
    »Aber Unsinn«, meinte der Herr. »Du stelltest dich doch sogar vor.« 
    »Freilich«, erklärte der Junge. »Das tue ich oft. Emil Tischbein ist mein Name.« 
    »Ich heiße Kästner«, sagte der Journalist, und sie gaben sich die Hand.
    »Großartig!« rief der Kommissar, »alte Bekannte!« 
    »Hör mal, Emil«, sagte Herr Kästner, »kommst du ein bißchen zu mir auf die Redaktion? Vorher essen wir irgendwo Kuchen mit Schlagsahne.« 
    »Darf ich Sie einladen?« fragte Emil.
    »So. ein ehrgeiziger Bengel!« Die Herren lachten vor Vergnügen.
    »Nein, bezahlen mußt du mich lassen«, sagte Herr Kästner.
    »Sehr gern«, meinte Emil. »Aber der Professor und Gustav warten draußen auf mich.« 
    »Die nehmen wir selbstverständlich mit«, erklärte Herr Kästner.
    Die andern Journalisten hatten noch allerlei zu fragen. Emil gab ihnen genaue Auskunft. Und sie machten sich wieder Notizen.
    »Ist der Dieb eigentlich ein Neuling?« fragte einer von ihnen.
     

    Die Journalisten hatten noch allerlei zu fragen
     
    »Ich glaube es nicht«, antwortete der Kommissar. »Vielleicht erleben wir sogar noch eine große Überraschung. Rufen Sie mich auf alle Fälle in einer Stunde noch einmal an, meine Herren.« Dann verabschiedete man sich. Und Emil ging mit Herrn Kästner zu Kriminalwachtmeister Lurje zurück. Der kaute noch immer und sagte: »Aha, der kleine Überbein!« 
    »Tischbein«, sagte Emil.
    Dann verfrachtete Herr Kästner Emil, Gustav und den Professor in einem Auto und fuhr mit ihnen erst mal in eine Konditorei. Unterwegs hupte Gustav. Und sie freuten sich, als Herr Kästner erschrak. In der Konditorei waren die Jungen sehr fidel. Sie aßen Kirschtorte mit viel Schlagsahne und erzählten, was ihnen gerade einfiel: von dem Kriegsrat am Nikolsburger Platz, von der Autojagd, von der Nacht im Hotel, von Gustav als Liftboy, von dem Skandal in der Bank. Und Herr Kästner sagte zum Schluß: »Ihr seid wirklich drei Prachtkerle.« Und da wurden sie sehr stolz auf sich selber und aßen noch ein Stück Torte.
    Nachher stiegen Gustav und der Professor auf einen Autobus. Emil versprach, am Nachmittag den kleinen Dienstag anzurufen, und fuhr mit Herrn Kästner in die Redaktion. Das Zeitungsgebäude war riesengroß. Fast so groß wie das Polizeipräsidium am Alex. Und auf den Korridoren war ein Gerenne und Gesause, als sei ein Hindernislauf im Gange.
    Sie kamen in ein Zimmer, in dem ein hübsches blondes Fräulein saß. Und Herr Kästner lief im Zimmer auf und ab und diktierte das, was Emil erzählt hatte, dem Fräulein in die Schreibmaschine. Manchmal blieb er stehen, fragte Emil: »Stimmt's?« Und wenn Emil genickt hatte, diktierte Herr Kästner weiter.
    Dann rief dieser noch einmal den Kriminalkommissar an.
    »Was sagen Sie?« rief Herr Kästner. »Na, das ist ja toll... Ich soll's ihm noch nicht erzählen? ... Sooo, auch noch? ... Das freut mich ungemein ... Haben Sie vielen Dank!... Das wird eine glänzende
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