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Emil und die Detektive

Emil und die Detektive

Titel: Emil und die Detektive
Autoren: Erich Kästner
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wissen, wie alles verlaufen wäre. Und er hoffe sehr, sie noch einmal zu sehen, ehe er nach Neustadt zurückführe. Und er danke ihnen schon jetzt von ganzem Herzen für ihre Hilfe. Und das Geld bekämen sie auch wieder. »Wenn du es wagst, uns das Geld wiederzugeben, kriegst du den Buckel voll, Mensch!« rief Gustav. »Übrigens müssen wir auch noch boxen. Wegen deines drolligen Anzugs.« 
    »Ach, Mensch!« sagte Emil und faßte Gustav und den Professor an den Händen, »ich bin so guter Laune! Das Boxen lassen wir am besten sein. Ich brächte es vor lauter Rührung nicht übers Herz, dich für die Zeit zu Boden zu schicken.« 
    »Das würde dir auch nicht gelingen, wenn du schlechter Laune wärst, du Lümmel!« rief Gustav. Und dann fuhren die drei zum Alexanderplatz ins Polizeipräsidium, mußten durch viele Korridore laufen und an unzähligen Zimmern vorbei. Und schließlich fanden sie den Kriminalwachtmeister Lurje. Der frühstückte gerade. Emil meldete sich.
    »Aha!« sagte Herr Lurje und kaute. »Emil Stuhlbein. Jugendlicher Amateurdetektiv. Telefonisch schon gemeldet. Der Kriminalkommissar wartet. Will sich mit dir unterhalten. Komm mal mit!« 
    »Tischbein heiß ich«, korrigierte Emil.
    »Jacke wie Hose«, sagte Herr Lurje und biß von neuem in die Stulle.
    »Wir warten hier auf dich«, meinte der Professor. Und Gustav rief Emil nach: »Mach schnell, Mensch! Wenn ich wen kauen sehe, kriege ich immer gleich Hunger!« Herr Lurje spazierte durch mehrere Gänge, links, rechts, wieder links. Dann klopfte er an eine Tür. Eine Stimme rief: »Herein!« Lurje öffnete die Tür ein wenig und sagte kauend: »Der kleine Detektiv ist da, Herr Kommissar. Emil Fischbein, Sie wissen schon.« 
    »Tischbein heiß ich«, erklärte Emil nachdrücklich. »Auch 'n ganz hübscher Name«, sagte Herr Lurje und gab Emil einen Stoß, daß er in das Zimmer purzelte. Der Kriminalkommissar war ein netter Herr. Emil mußte sich in einen bequemen Sessel setzen und die Diebsgeschichte haarklein und von Anfang an erzählen. Zum Schluß sagte der Kommissar feierlich: »So, und nun bekommst du a uch dein Geld wieder.« 
    »Gott sei getrommelt!« Emil atmete befreit auf und steckte das Geld ein. Und zwar besonders vorsichtig. »Laß dir's aber nicht wieder klauen!« 
    »Nein! Ausgeschlossen! Ich bring's gleich zur Großmutter!« 
    »Richtig! Bald hätte ich's vergessen. Du mußt mir deine Berliner Adresse geben. Bleibst du noch ein paar Tage hier?« 
    »Ich möchte schon«, sagte Emil. »Ich wohne Schumannstraße 15. Bei Heimbold. So heißt mein Onkel. Die Tante übrigens auch.« 
    »Wunderbar habt ihr das gemacht, ihr Jungen«, meinte der Kommissar und steckte sich eine dicke Zigarre an. »Die Kerls haben glänzend funktioniert, wirklich wahr!« rief Emil begeistert. »Dieser Gustav mit seiner Hupe, und der Professor, und der kleine Dienstag, und Krummbiegel und die Gebrüder Mittenzwey, überhaupt alle. Es war direkt ein Vergnügen, mit ihnen zu arbeiten. Vor allem der Professor, das ist ein Aas!« 
    »Na ja, du bist auch nicht grade aus Pfefferkuchen!« meinte der Herr und qualmte.
    »Was ich noch fragen wollte, Herr Kommissar, - was wird denn nun aus dem Grundeis oder wie mein Dieb sonst heißt?« 
    »Den haben wir zum Erkennungsdienst gebracht. Dort wird er photographiert. Und seine Fingerabdrücke werden genommen. Und nachher vergleichen wir sein Bild und die Abdrücke mit den Photos in unsrer Kartothek.« 
    »Was ist denn das?« 
    »Da haben wir alle schon einmal bestraften Verbrecher abgebildet. Und dann haben wir auch Abdrücke, Fußspuren und ähnliches von solchen Verbrechern, die man noch nicht erwischt hat und die man sucht. Denn es wäre ja möglich, daß der Mann, der dich bestohlen hat, auch noch andere Diebstähle und Einbrüche ausführte, ehe er dich um dein Geld brachte. Nicht wahr?« 
    »Das stimmt. Daran habe ich noch gar nicht gedacht!« 
    »Moment«, sagte der nette Kommissar. Denn das Telefon läutete. »Jawohl... interessante Sache für Sie... kommen Sie doch mal in mein Zimmer...« sprach er in den Apparat. Dann hängte er ab und sagte: »Jetzt werden gleich ein paar Herren von der Zeitung erscheinen und dich interviewen.« 
    »Was ist denn das?« fragte Emil.
    »Interviewen heißt ausfragen.« 
    »Nicht möglich!« rief Emil. »Da komme ich sogar noch in die Zeitung?« 
    »Wahrscheinlich«, sagte der Kommissar. »Wenn ein Realschüler einen Dieb fängt, wird er eben berühmt.« Dann klopfte es.
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