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E.M. Remarque

E.M. Remarque

Titel: E.M. Remarque
Autoren: Der Funke Leben
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stan­den da. Das Rohr des Her­des war leicht
wie­der zu be­fes­ti­gen und durch ein zer­bro­che­nes Fens­ter zu füh­ren. »Man kann
ihn an­zün­den«, sag­te Bu­cher. »Drau­ßen ist ge­nug Holz.«
    Er such­te im Schutt um­her. »Hier un­ten sind Ma­trat­zen. In ein paar Stun­den kann
man sie her­aus­ho­len. Wir wol­len gleich an­fan­gen.«
    »Es ist nicht un­ser Haus.«
    »Es ge­hört nie­mand. Für ei­ni­ge Ta­ge kön­nen wir schon hier blei­ben. Für den
An­fang.«
    Abends hat­ten sie zwei Ma­trat­zen in der Kü­che. Sie hat­ten auch kalk­ver­staub­te
De­cken ge­fun­den und einen hei­len Stuhl. In der Schub­la­de des Ti­sches wa­ren ein
paar Ga­beln, Löf­fel und ein Mes­ser ge­we­sen. Ein Feu­er brann­te im Herd. Der
Rauch zog durch das Ofen­rohr zum Fens­ter hin­aus. Bu­cher such­te drau­ßen noch
wei­ter in den Trüm­mern. Ruth hat­te ein Stück Spie­gel ge­fun­den und es heim­lich
in ih­re Ta­sche ge­steckt.
    Jetzt stand sie ne­ben dem Fens­ter und blick­te hin­ein. Sie hör­te Bu­chers Ru­fe
und ant­wor­te­te; aber sie ließ ih­re Au­gen nicht von dem, was sie sah. Das graue
Haar; die ein­ge­sun­ke­nen Au­gen; den bit­te­ren Mund mit den großen Zahn­lücken. Sie
blick­te lan­ge und er­bar­mungs­los hin. Dann warf sie den Spie­gel ins Feu­er.
    Bu­cher kam her­ein. Er hat­te noch ein Kis­sen ge­fun­den. Der Him­mel war in­zwi­schen
ap­fel­grün ge­wor­den, und der Abend war sehr still. Sie blick­ten durch das
zer­bro­che­ne Fens­ter hin­aus und wur­den sich plötz­lich be­wußt, daß sie al­lein
wa­ren. Sie kann­ten es fast nicht mehr. Im­mer war das La­ger mit sei­nen
Men­schen­men­gen da­ge­we­sen, die über­füll­te Ba­ra­cke, ja so­gar die über­füll­te
La­tri­ne. Es war gut ge­we­sen, Ka­me­ra­den zu ha­ben; aber es hat­te oft auch
be­drückt, nie al­lein sein zu kön­nen.
    Es war wie ei­ne Wal­ze ge­we­sen, die das Selbst flach­ge­presst hat­te zu ei­nem
Mas­sen­selbst.
    »Son­der­bar, plötz­lich al­lein zu sein, Ruth.«
    »Ja. Als wä­ren wir die letz­ten Men­schen.«
    »Nicht die letz­ten. Die ers­ten.«
    Sie leg­ten ei­ne der Ma­trat­zen so, daß sie durch die of­fe­ne Tür hin­aus­schau­en
konn­ten. Sie öff­ne­ten ein paar Büch­sen und aßen; dann setz­ten sie sich
ne­ben­ein­an­der in die Tür. Hin­ter dem Schutt­hau­fen zu bei­den Sei­ten schim­mer­te
das letz­te Licht.
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