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Elysion: Roman (German Edition)

Elysion: Roman (German Edition)

Titel: Elysion: Roman (German Edition)
Autoren: Thomas Elbel
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dem er sich verbinden wollte. Die Totenseelen verwandeln jedes Leben auf diesem Planeten früher oder später in ein Fragment. Je mehr Seelen jemand aufnimmt, desto schneller spielt sich der Prozess ab.«
    »Die Seelen der toten Fragmente … Das ist der Teer.«
    »Das ist richtig.«
    »Was wirst du jetzt tun?«
    »Was immer du tust. Wir sind nun eins.«
    »Für immer?«
    »So lange wir diesen Körper bewohnen.«
    »Werde ich immer deine Stimme hören, so wie jetzt?«
    »Das weiß ich nicht, aber ich werde immer da sein.«

    Hustend richtete sich Cooper auf.
    Sie kannte den Ort. Es war der Zugang zum Reaktortrakt, außen vor der ersten Tür. Hinter jener Tür vor ihr war sie gerade …
    Für einen Moment erfasste sie ein Schwindel, dann würgte sie einen Schwall Wasser heraus. Wieder Husten. Sie klopfte sich gegen die Brust, und der Husten ließ nach. Sie hob ihren Arm vor die Augen. Nichts. Normale Haut. Hatte sie das alles geträumt? Aber wie war sie hierhergelangt?
    Vorsichtig richtete sie sich auf. Sie schloss die Augen in der vagen Erwartung, eine fremde Stimme in ihrem Kopf zu hören, doch da war nichts.
    Für einen Moment überlegte sie, ob das ganze Erlebnis hinter jener Tür nur ein Albtraum gewesen war, doch ihre klatschnasse Kleidung und die großen Wasserlachen um ihre Füße waren eindeutige Beweise, dass sich alles tatsächlich zugetragen hatte.
    Wieder stand sie vor der ovalen Tür. Das Bullauge hatte nichts von seiner Bösartigkeit verloren. Eine Weile lang stand sie nur so da. Es fühlte sich seltsam an, wieder zu stehen und zu atmen, nachdem sie sich von der Welt schon für immer verabschiedet hatte. Sie wurde sich bewusst, wie sich ihre Brust hob und senkte. Sie konnte sogar ihren Herzschlag spüren. Es fühlte sich herrlich an. Das Notlicht verursachte ein leises Surren wie ein artifizielles Insekt.
    Immer noch war es unbeschreiblich heiß. Aber die Hitze machte ihr keine Angst mehr. Sie fasste sich ein Herz, trat vor die Tür und wagte einen Blick durch das Bullauge. Auf der anderen Seite konnte sie immer noch die grüne Beleuchtung und die Kontrolllämpchen der Schaltwand erkennen, denen das Wasser offenbar nichts anhaben konnte. Doch alles war seltsam verzerrt.
    Plötzlich schwebte ein dunkler Schatten dicht vor dem Bullauge vorbei.
    Sie prallte zurück. Dann zwang sie sich wieder an das Glas. Gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie zwei helle Augen blicklos an der Scheibe vorüberzogen.
    Stacy.
    Eine unsichtbare Strömung trieb den Körper vorbei, dann war er verschwunden wie ein Spuk. Alles war wirklich passiert. Irgendwo weiter hinten würde auch der Körper ihres Vaters auf diese Weise durch das Wasser treiben. Am Ende hatte er sich für sie alle geopfert.
    »Auf Wiedersehen, Papa«, sagte sie leise und wischte sich die Tränen vom Gesicht.
    Dann wandte sie sich um und ging.

    Jimmy nahm seinen ganzen Mut zusammen.
    »Was machst du da?«, fragte er.
    Keine Antwort. Stattdessen fuhr McCann fort, medizinisches Material, Infusionsbeutel und anderes Zeug, das er offensichtlich für nützlich hielt, in einen Stoffsack zu stopfen. Jimmy blieb neben ihm stehen, in der Hoffnung, irgendwann doch noch eine Reaktion zu bekommen. Doch McCann ignorierte ihn völlig, griff sich einen zweiten Sack und begann auch diesen zu füllen. Endlich war er fertig, warf sich die beiden Säcke über die Schulter und wollte zur Tür gehen.
    Jimmy stellte sich ihm in den Weg. »Wo willst du hin?«
    »Raus hier«, sagte McCann und stieß ihn rüde zur Seite.
    »Hey!«, rief ihm Jimmy aufgebracht hinterher.
    McCann hatte die Hand bereits an der Klinke, als Jimmy ihn überholte und sich vor die Tür stellte. »Ich sag es dir nur einmal, Junge«, knurrte McCann. »Hau ab.«
    McCanns Blick bohrte sich regelrecht in Jimmys Augen, dass ihm davon ganz schwindlig wurde.
    Unvermittelt tauchte Rasim neben ihnen auf. »Er will doch nur wissen, wohin du gehst. Ist das ein Staatsgeheimnis?«
    McCann wandte sich ihm zu. »Wo soll ich schon hinwollen?«, sagte er schulterzuckend und deutlich friedlicher. »Nach draußen, bevor hier unten die Atemluft verbraucht ist oder das ganze Loch zu strahlen beginnt.«
    »Aber der Notausstieg ist zerstört. Das hast du selber erzählt. Und oben warten die Malachim.«
    McCann atmete tief durch. »So eine Anlage hat bestimmt mehr als nur diesen einen Notausstieg. Irgendwo gibt es Treppen oder einen Fahrstuhl oder was Ähnliches. Und die Malachim sind immer noch besser, als hier unten elend zu
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