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Elurius (Vater der Engel) (German Edition)

Elurius (Vater der Engel) (German Edition)

Titel: Elurius (Vater der Engel) (German Edition)
Autoren: Yvonne Gees
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Anwesenheit hier hat für ihn sicher einen guten Grund."
    "Ich danke Ihnen, Frau Sleyvorn", sagte Robin mit einem zurückhaltenden Lächeln.
    "Hat dein Herr noch weitere Anliegen?" fragte Elisa geradeheraus. "Oder ist dies vorerst alles?"
    Der junge Mann reckte sich. "Er erkundigt sich", erwiderte er, "nach dem Befinden Ihrer Enkelin."
    Nun hatte Elisa die Bestätigung ihrer Vermutung: Er war zurückgekehrt aufgrund der Zusicherung, die sie ihm vor vielen Jahren gemacht hatte. Ganz offensichtlich war sein erstes Experiment fehlgeschlagen. Dass er es trotz seines fortgeschrittenen Alters auf einen neuen Versuch ankommen lassen wollte, sah ihm ähnlich. Er war ein Mann mit einer Lebensvision. Und für diese Vision war er bis zu seinem letzten Atemzug kampfbereit.
    "Er wird bereits wissen, dass es Tadeya gut geht", erwiderte Elisa absichtlich spröde. "Und ich hoffe sehr, dass es ihm selbst zumindest ebenso gut geht. Denn das ist nötig, wenn er noch weitere zwei bis drei Dekaden unter den Lebenden zu weilen wünscht." Sie machte eine kleine Pause und sprach die nächsten Sätze mit besonderer Betonung. "Gleichzeitig benötigt er wohl ein stets wachsames Auge für diejenigen, die er sich zu Feinden gemacht hat. In so manch einer Situation kann man offensichtlich nicht vorsichtig genug sein."
    Ihr Gegenüber schien sich an der Härte ihres Tonfalles nicht zu stören. "Ich danke Ihnen für Ihre guten Wünsche", erwiderte er geradezu stoisch freundlich. "Mein Herr hat nicht übertrieben, als er von Ihnen erzählte."
    Elisa legte den Kopf leicht schief. Für einen kurzen Moment verspürte sie den Impuls zu fragen, was er von ihr erzählt hatte. Doch sie hielt sich zurück. Sie erahnte das Geflecht von Halbwahrheiten, mit dem dieser junge Mann gefüttert worden war. Es lohnte sich wirklich nicht, nachzufragen.
    "Robin", sagte sie nach einer Weile mit gesenkter Stimme. "Nimmst du eine Empfehlung von mir an?"
    Sein Blick war offen, fragend.
    Elisa nahm diese Miene als Zustimmung. "Halte deinen Verstand wach und dein Herz geschlossen", begann sie und trat einen kleinen Schritt näher an ihn heran, um ihm tief in die Augen zu sehen. "Lass dir nicht deine Schätze rauben, Freund. Deine Seele kostet hier weit weniger als dreißig Silberlinge."
    Er schluckte merklich. "Frau Sleyvorn...", begann er etwas verwirrt.
    Doch sie winkte ab, trat von ihm zurück. "Ich werde die Bitte deines Herrn erfüllen", meinte sie in gewohnt festem Tonfall, "und stehe für weitere Gespräche offen."
    Robin schaute sie noch einen Moment lang wortlos an, dann bückte er sich recht abrupt und nahm die Fackel vom Boden auf. Sie hob zum Abschied die Hand. Er grüßte zurück mit einer stummen Verbeugung. Elisa sah ihm an, dass Fragen in ihm drängten, die er sich nicht zu stellen wagte. Doch sie hatte keine Antworten für ihn. Die musste er schon selbst finden.
     
     
     
     
     

------- CLARA  NEUBERG -------
     
    Der Schlaf, der über sie kam, war unruhig. Albtraumhafte Kreaturen huschten durch die Winkel ihres Bewusstseins, während kalte Schauer den kranken Körper schüttelten. Das Erwachen kam plötzlich, ein heftiges Zucken riss sie aus der finsteren Traumwelt. Zitternd und schwer atmend lag sie auf ihrem Kissen, die Augen geschlossen. Der Mund war wie ausgedörrt, die Zunge klebte trocken am Gaumen.
    Nein, sie wollte nicht aufwachen, nicht zurück in die quälende Wirklichkeit. Doch auch vor den Träumen, die sie hetzten und trieben und schüttelten, grauste es ihr. Es gab kein Entkommen. Sie musste die Augen öffnen und sehen, ob die feuerrote Haut sich schon zu schälen begann. Sie musste den Schmerz fühlen, der in ihrem Fleisch tobte. Er drang schon jetzt mit spitzen Messern in ihr Bewusstsein: Öffne die Augen Clara, und sieh, was übrig bleibt von dir!
    Da war eine Berührung an ihrem Arm, der kräftige Druck von Fingern.
    Sie blinzelte, die Augen brannten. Sie waren trocken vom Fieber. Zuerst konnte sie nur Helligkeit wahrnehmen, das Licht der Lampen an ihrem Bett. Dann verschleierte Farben, wie ausgebleicht von heißer Sonne. Der kalte Rand eines Bechers presste sich gegen ihre Lippen. Ganz automatisch öffnete sie den Mund, denn der Durst brannte. Das Getränk, das durch ihre Kehle rann, war warm und merkwürdig dickflüssig. Sie dachte an Haferbrei, doch ihr Geschmacksinn meldete etwas anderes: Metallisch war der Eindruck, unangenehm. Schon wehrte sich ihr gestresster Magen. Sie spürte, wie es ihr hochkam. Sie schloss abrupt den Mund
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