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Elsas Küche: Roman (German Edition)

Elsas Küche: Roman (German Edition)

Titel: Elsas Küche: Roman (German Edition)
Autoren: Marc Fitten
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machen. Schon lange hatte die Küche nicht mehr so geblinkt, und Elsa wusste das zu schätzen und wollte ihn keinesfalls bremsen. Gleichzeitig fühlte sie sich aber unbehaglich. Etwas an seinem Verhalten, seinem zwanghaftenPutzen irritierte sie. Sie versuchte, nicht weiter darauf zu achten und sich auf die Zahlen zu konzentrieren, die vor ihr lagen. Doch es ging nicht, und weil ihr nichts Besseres einfiel, rief sie nach ihm.
    »Ich glaube, Sie haben jetzt alles«, sagte sie. »Müsste alles blitzblank sein.«
    Das Wasser lief nicht mehr, und sie hörte seine Schritte vor der Tür. Er spähte in ihr Büro und trocknete sich dabei mit einem Handtuch die Hände ab.
    »Was haben Sie gesagt?«, fragte er.
    Elsa nahm den Bleistift aus dem Mund und sah zu ihm auf. »Ich hab gesagt, ich glaube, Sie haben jetzt alles. Die Küche ist blitzeblank.«
    Der Tellerwäscher nickte. Wenn er sie schon verließ, wollte er es auf die erdenklich beste Weise tun. Er hatte die Stelle in den Drei Rosen angenommen. Er hatte nicht lang überlegen müssen – ihm war klar, dass man ihm einen guten Posten anbot. Noch am selben Tag hatte er den Küchenchef angerufen und zugesagt. Jetzt musste er diese Nachricht Elsa beibringen. Sie hatte so viel durchgemacht und würde nicht freundlich reagieren. Er hatte das Gespräch vor sich hergeschoben, doch jetzt, da alles blank geputzt war, blieb ihm nichts anderes übrig.
    »Was ist mit Ihnen los?« Elsa hob fragend die Augenbrauen. »Was machen Sie hier noch so spät?«
    »Mit mir? Ich hab nur geputzt. Haben Sie es sich angesehen?«
    »Ja«, sagte Elsa, nickte und ging an ihm vorbei in die Küche. »Es sieht großartig aus.«
    Während sie alles inspizierte, ging er hinter ihr her.
    »Ich glaub, ich hätte Ihnen die Gehaltserhöhung früher geben sollen«, sagte sie.
    Der Tellerwäscher wischte geistesabwesend einen Herd ab. Er wusste, dass es jetzt oder nie war.
    »Neulich hab ich den Küchenchef gesehen«, sagte er. »Sie haben ihr Restaurant fast fertig und wollen es am Blumenkarneval eröffnen.«
    »Aha«, sagte Elsa, »das ging ja flott. Sind Sie deshalb so nervös und putzen alles? Weil wir Konkurrenz bekommen?«
    »Sie finanzieren einen von den Festumzugswagen.«
    »Ach ja?«, sagte Elsa und stellte sich vor, wie der Küchenchef von einem Wagen winkte und Blumen warf wie ein siegreicher Kaiser.
    »Sie haben viel Arbeit mit dem Restaurant«, fuhr der Tellerwäscher fort. »Es ist ziemlich groß, mit einer Terrasse davor.«
    Elsa lächelte leicht. »Die hab ich von meinem Fenster aus gesehen«, sagte sie. Sie hatte stämmige Männer dort herumstehen oder Farbeimer und Inventar hineintragen sehen. Es sah nach einem Riesenprojekt aus.
    Der Tellerwäscher plapperte unermüdlich. Sie bereute bereits, ihm Anlass zu dieser Wortschwelgerei gegeben zu haben. Er sprach über das handbemalte italienische Geschirr, das sie importiert hatten, und den neu gekauften industriellen Geschirrspüler. Er sprach über die Lampen und Kacheln und sogar über den Stoff auf den Stühlen. Er kennt sich wirklich gut aus, dachte sie ... erstaunlich gut.
    »Sie scheinen sich gut auszukennen«, sagte sie.
    »Mit dem neuen Restaurant?«, begann er und blickte umher wie ein in die Enge getriebenes Huhn, dem man gleich den Kopf abschlägt.
    »Ja«, sagte sie, »Sie müssen sich länger mit ihm unterhalten haben.«
    Der Tellerwäscher blickte sehnsüchtig auf die Tür zur Gaststube. Er nickte. »Also, ich war dort. Sie haben eine volle Acht-Stunden-Schicht«, sagte er. »Sie rechnen mit einer Menge Kundschaft. Sie wollen viel Werbung machen, in den Tages- und Wochenzeitungen.«
    »Nun, das ist schön für sie«, erwiderte sie knapp. Sie war es leid, davon zu hören. »Wenn Sie ihn wiedersehen, überbringen Sie ihm meinen Glückwunsch. Ihm und ihr. Wenn wir wieder Fuß gefasst haben, öffnen wir auch wieder länger.«
    Beide schwiegen kurz, dann ergriff der Tellerwäscher abermals das Wort.
    »Also, die Sache ist die«, sagte er, »Elsa, meine Liebe, sie haben mir einen Job angeboten.«
    »Wie bitte?«, erwiderte Elsa.
    Der Tellerwäscher holte tief Luft und sammelte sich. »Sie wollen mich fest einstellen«, sagte er. »Ich soll mich ums Spülen und Putzen kümmern. Sie haben gesagt, ich soll in der Küche die Oberaufsicht führen.«
    Elsa wurde schwindelig. Sie trat einen Schritt zurück und holte ihrerseits tief Luft, um sich zu beherrschen.
    »Wie können sie das wagen!«, stieß sie hervor. »Ausgerechnet Ihnen eine Stelle
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