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Ellin

Ellin

Titel: Ellin
Autoren: Christine Millman
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trocken. Ihr Zorn wich einer schrecklichen Erkenntnis. Sie hatte sich ihrem Herrn verweigert. Lord Wolfhard duldete keine Widerrede, schon gar nicht von einer Dienerin.
    »Komm her!«, knurrte er. Seine Stimme ließ keinen Zweifel an der Wut, die in ihm brodelte.
    Ellin schüttelte den Kopf, zögerlich, langsam, wohl wissend, dass ihre Weigerung eine Strafe unbekannten Ausmaßes nach sich ziehen würde. Sie starrte ihn an wie ein verängstigtes Tier, konnte nicht wegsehen, gefangen von seinem kaltherzigen Blick.
    »Ich bin nur eine einfache Dienerin, mein Herr, und fürchte mich vor dem, was Männer begehren«, wisperte sie.
    Mit einer Schnelligkeit, die sie seinem massigen Leib kaum zugetraut hätte, sprang Lord Wolfhard auf und schlug ihr mit solcher Wucht ins Gesicht, dass ihr Kopf zur Seite flog. Sein Siegelring riss ihre Haut auf und hinterließ einen blutigen Striemen, der sich über die gesamte Länge ihrer Wange zog. Der unerwartete Schmerz trieb Tränen in ihre Augen.
    »Du verfluchtes Weib, wie kannst du es wagen, mich abzuweisen?«, brüllte er.
    Spucketropfen flogen in ihr Gesicht. Ellin sank auf die Knie. »Verzeiht, mein Herr. Bitte, ich kann das nicht.«
    Er griff in ihre Haare und zerrte sie auf die Füße. Sein gerötetes Gesicht näherte sich dem ihren, so nah, dass sie einander fast berührten. »Du … kannst … das … nicht?«, fragte er lauernd. »Wie kann das sein? Jedes Weib kann ihrem Herrn dienlich sein, dafür seid ihr ja schließlich geschaffen.«
    Mit einem Knurren ließ er sich auf die Bank fallen und zerrte sie bäuchlings auf seinen Schoß. »Ich werde dich lehren, deinem Herrn zu gehorchen, Dienerin«, sagte er kalt. Seine Gier nach ihrem Leib war verflogen und der Lust auf Bestrafung gewichen.
    Ellin war von Sinnen vor Angst, ihr Herz schlug so schnell als wäre sie den steilen Weg zur Felsenfestung hinaufgerannt. Sie wusste, was jetzt kam und versuchte, sich gegen das Unvermeidliche zu wappnen. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie er die Rute hinter der Bank hervorholte, und flehte die Götter an, ihr beizustehen. Schon sauste der biegsame Stab auf ihr Gesäß hinab, durchschnitt den feinen Stoff des Gewandes und bohrte sich in ihr Fleisch. Ellin schrie auf. Ein scharfer Schmerz zischte durch ihren Körper.
    Angefeuert von ihren Tränen schlug Lord Wolfhard erneut zu, klatschte die Rute wieder und wieder auf ihren sich windenden Leib. Selbst als sie von seinen Knien rutschte und auf den Boden fiel, drosch er rücksichtslos weiter auf sie ein. Das Schlafgemach verschwamm vor ihren Augen, sein Keuchen und das Zischen der Rute war alles, was sie noch hörte. Ihr Leib stand in Flammen, schien nur noch aus Schmerz zu bestehen. Um seinen Schlägen so wenig Angriffsfläche wie möglich zu bieten, rollte sie sich zusammen und schützte ihr Gesicht mit den Armen. Hatte sie anfänglich noch geweint und ihn angefleht, sie zu verschonen, so drang mittlerweile nur noch ein Wimmern aus ihrer Kehle. Es schien ihr, als wollte er sie zu Tode prügeln. Etwas in ihr sehnte sich fast danach. Was hielt sie noch in diesem Leben? Alle, die sie einst geliebt hatte, waren tot, gemordet von einer Horde Gesetzloser. Warum sollte sie ihrer Familie nicht folgen, wo es doch nur dem Zufall zu verdanken gewesen war, dass sie überhaupt noch lebte?
    Ihr Geist verließ ihren gefolterten Leib, verkroch sich an einen Ort irgendwo zwischen Lord Wolfhards Schlafgemach und den Gerstknollenfeldern ihrer Heimat. Irgendwann lag sie halb bewusstlos auf dem Teppich und wartete auf den Tod, während ihr das Blut über den Rücken rann. Das Zischen der Rute erstarb. Eine Faust packte sie am Ausschnitt ihres Kleides und zerrte sie auf die Füße. Ihre Beine knickten weg, wollten ihren Körper nicht tragen. Lord Wolfhards Gesicht war nur noch eine verschwommene Scheibe, die vor ihren Augen tanzte, ihre Sinne drohten zu entgleiten.
    »Das soll dir eine Lehre sein«, hörte sie ihn sagen.
    Er atmete schwer, wie nach einer großen Anstrengung. »Geh in deine Kammer. Ich werde dir den Heiler schicken, um deine Wunden zu verbinden. In fünf Nächten erwarte ich dich und dann bist du besser bereit! Falls nicht, lasse ich dich von den Klippen werfen.«
    Mit einer verächtlichen Bewegung stieß er sie von sich. Ellin stolperte rückwärts und stürzte. Wie aus weiter Ferne hörte sie, dass Lord Wolfhard jemanden herbeirief. Schritte näherten sich und wieder die Stimme ihres Herrn.
    »Bring sie in ihre Kammer!«
    Starke Hände schoben
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