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Ellas geheime Träume – Ein riskantes Spiel (German Edition)

Ellas geheime Träume – Ein riskantes Spiel (German Edition)

Titel: Ellas geheime Träume – Ein riskantes Spiel (German Edition)
Autoren: Aurelia Oscuro
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Daseins. Für den Bruchteil einer Sekunde keimten rebellische Gedanken in ihr auf.
    Was wäre, wenn ich einfach nicht zur Arbeit ginge? Wenn ich diesen ganzen Mist einfach hinter mir ließe und von hier verschwinden würde? Vermissen würde mich vermutlich niemand – und ich würde auch niemanden vermissen.
    Dann gewann die Vernunft wieder die Oberhand, und sie zwang sich, ihren Weg fortzusetzen. Wo hätte sie auch hingehen sollen – und zu welchem Zweck? Ihr war klar, dass das nichts an ihrer Einsamkeit geändert hätte.
     

-2-
    Federico sah von seinem Monitor auf, als Ella wie jeden Morgen mit zielstrebigen Schritten sein Büro durchquerte, um zu ihrem Schreibtisch zu gelangen, der sich im angrenzenden Raum befand. Und er wusste: Wie jeden Morgen würde er auch heute nur dann mehr als ein flüchtiges „Hallo“ mit ihr wechseln können, wenn ihm schnell genug ein paar Worte einfielen. Meist war ihm dies nicht vergönnt – doch heute hatte er Glück.
    „Ciao Bella“, sagte er zu Ella, und dann: „Du siehst heute aber hübsch aus!“ Er sprach diesen Satz im gelassenen Tonfall eines draufgängerischen Südländers aus, und niemand, der ihn nicht sehr gut kannte, hätte seine Unsicherheit auch nur erahnen können. Träumerisch glitten seine Augen über die schlanke Gestalt vor seinem Tisch, die nun innehielt und verlegen die Augen niederschlug. Federicos Herz klopfte ihm bis zum Hals. Er hatte die Wahrheit gesagt – der kalte Wind und das schnelle Gehen hatten Ellas Wangen eine rosige Farbe verliehen, von der sich ihre großen, grauen Augen reizvoll abhoben und so noch besser zur Geltung kamen. Er liebte ihre schwarzen Locken, die sich teilweise aus dem Haargummi befreit hatten und sich nun seitlich um ihren Kopf ringelten. Bildete er es sich nur ein, oder wurden ihre Wangen nun sogar noch röter? Bitte bleib noch einen Moment hier bei mir stehen, dachte er bei sich – oder vielmehr fühlte er diesen Satz, während seine Gedanken schon verzweifelt nach den nächsten Worten suchten. Inzwischen hatte sie sich schon wieder halb abgewandt und formte die Lippen zu einem „Danke“.
    „Wie“, begann Federico, und dann, lauter, fügte er hinzu: „Wie gefällt dir das Logo, das ich für den ‚Sportpark‘ entworfen habe?“ Er deutete auf seinen Monitor.
    Ella kam auf ihn zu und er konnte die Augen kaum von ihr lassen, als sie sich neben ihn stellte und sich leicht hinabbeugte. Aus den Augenwinkeln sah er, wie sich ihr Gesicht mit Leben füllte. Es war, als glitte ein Sonnenstrahl darüber, während sie seine Arbeit betrachtete. Sie lächelte und sah so aufmerksam und interessiert aus, dass er ganz verlegen wurde.
    „Es ist sehr schön“, sagte sie leise. Und dann tat sie etwas, womit er nicht gerechnet hatte: Sie griff nach dem kleinen Block mit den Notizzetteln und riss eines der Blätter ab. Dann nahm sie seinen Kugelschreiber, wobei sie ihn ein wenig unsicher ansah. Er nickte ihr zu und lächelte – aufmunternd, wie er hoffte. Während sie begann, die ersten Linien zu zeichnen, wurden seine Augen immer größer. Sie machte eine grobe Skizze dessen, was sie auf dem Bildschirm sah; ihr Blick wanderte zwischen Zettel und Grafikprogramm hin und her. Als nächstes gab sie dem Logo mit einigen Schattierungen mehr Tiefe – und schließlich fügte sie noch einige Linien hinzu, die auf dem Monitor nicht zu sehen waren.
    „Wie wäre es … wie wäre es, wenn du hinter dem letzten Buchstaben noch eine solche geschwungene Linie ergänzen würdest?“ Ihr schlanker Zeigefinger deutete auf die Stelle, an der sie seinen Entwurf um ihre Idee ergänzt hatte. Sie lächelte ihn an – und sah für einige Momente gar nicht mehr schüchtern aus. Ihre Augen leuchteten, und Francesco erkannte, dass sie in ihrem Element war. Ich wusste gar nicht, dass du so gut zeichnen kannst, hätte er sagen wollen. Er hätte ihr gern seine Anerkennung gezeigt – er hätte sich gern bedankt, seine Bewunderung ausgedrückt, sie zum Essen eingeladen.
    Doch als er seinen Moment des stummen Erstaunens überwunden hatte, war sie schon wieder auf dem Weg in ihr Büro. Der magische Moment war vorbei, und zurück blieb nur ihre Skizze auf seinem Schreibtisch.
    Ella schloss die Tür hinter sich und atmete einmal tief durch. Ihre Wangen glühten.
    Habe ich gerade allen Ernstes dem studierten Kommunikationsdesigner unserer Firma einen Tipp zur Logogestaltung gegeben? Zu der lauten Stimme in ihrem Kopf, die diesen Satz ständig und in vorwurfsvollem
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