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Elke, der Schlingel

Elke, der Schlingel

Titel: Elke, der Schlingel
Autoren: Emma Gündel
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Hause kam und froh war, daß es Ferien gegeben hatte, und
dann erfuhr, daß der Arzt sie am Nachmittag untersuchen sollte.
    „Katje kommt doch!“ Sie fing fast an
zu weinen.
    „Katje kann ruhig kommen!“ erwiderte
die Mutter. „Doktor Rehberg kommt her zu uns, ihr könnt solange spielen, bis er
da ist, und nachher spielt ihr weiter.“
    Der alte Doktor Rehberg war seit
langen Jahren Hausarzt bei Tadsens, und er kannte Elke von ihrer Geburt an. Er
war ein sanfter, freundlicher Herr, und es war wirklich kein großes Unglück,
von ihm ein bißchen beguckt und behorcht zu werden. Elke machte deshalb auch
ein ganz vergnügtes Gesicht, als_sie mit einem wohlwollenden kleinen Klaps von
ihm entlassen wurde. Der Arzt sah über seine Brille hinweg ernst hinter ihr
her, als sie das Zimmer verließ.
    „Das Beste wäre, Elke käme einmal
ordentlich an die frische Luft“, sagte er dann zu Frau Tadsen. „Nicht für fünf,
sechs Wochen, sondern für ebenso viele Monate!“
    Es waren bei Elke alle Anzeichen einer
starken Blutarmut vorhanden. Außerdem war ihre Lunge sehr zart. Luft, frische
Luft und nochmals frische Luft — das war es, was Elke brauchte.
    Onkel Bernhard war sofort mit dem Plan
zur Hand. Die Freunde im Holsteinischen, bei denen er in diesen Tagen gewesen
war und die den wunderhübschen „Sonnenhof“ hatten, würden Elke sicher gern
aufnehmen. Ob Elke wohl Lust hätte, zu ihnen zu reisen? Elke wurde gerufen, und
Katje und Ali kamen auch gleich mit.
    Ein volles halbes Jahr sollte sie
wahrscheinlich verreisen? Elke war sehr erstaunt und machte ein langes Gesicht.
Dann schüttelte sie den Kopf. „Das tu ich nicht!“ erklärte sie.
    Der Arzt, die Mutter und der Onkel lachten
und redeten ihr zu, verständig zu sein. Es sei für ihre Gesundheit notwendig,
daß sie sich gründlich erhole, und auf dem Sonnenhof sei es sicher wunderschön
für sie. Elke schüttelte erneut den Kopf. Es konnte auf dem Sonnenhof noch so
schön sein, sie mochte nicht hin.
    Onkel Bernhard malte ihr nun aus, was
für Herrlichkeiten sie bei seinen Freunden erwarteten. Sie würde dort schwimmen
und reiten können, sie würde Tiere und Blumen haben, soviel sie wollte. Und in
der Schule würde sie gar nichts versäumen, denn Achim Wendel, der einzige Sohn
im Sonnenhof, sei im selben Alter wie sie und habe einen Hauslehrer, bei dem
sie eine Menge lernen könnte. Vor allem sächsisch reden, denn er stamme aus
Dresden.
    Elke lachte nicht, sondern hatte nach
wie vor zwei steile, aufsässige Falten über ihrer herrischen kleinen Nase.
    „Ich mag nicht fort!“ wiederholte sie
jetzt weinerlich.
    „Du hast gar keinen Grund, nicht
fortzuwollen“, sagte die Mutter nun in bestimmtem Ton. Dann wandte sie sich an
den Arzt: „Unsere Jüngste ist so eigensinnig, wie die vier anderen zusammen.“
    „Was hast du für einen Grund, daß du
nicht fortwillst?“ fragte jetzt Doktor Rehberg. „Möchtest du vielleicht lieber
an die See?“
    „Bloß nicht!“ bockte Elke weiter.
    „Ich möchte wissen, was du gegen den
Sonnenhof hast?“ fragte der Onkel jetzt.
    „Gar nichts hab’ ich!“ erwiderte Elke.
„Ich will bloß nicht so lange von Katje und Ali fort!“
    „Also das ist es!“ lächelte der alte
Arzt und sah prüfend zu Katje hinüber, die etwas abseits stand und blaß und
zart genug aussah. „Und wenn du deine Freundin und deinen Hund nun mitnähmest
nach dem Sonnenhof--“
    „Nein, Herr Doktor, das geht nicht!“
erhob Frau Tadsen sofort Einspruch.
    „Warum sollte es nicht gehen?“ fragte
Onkel Bernhard. „Wendels sind sehr liebe, gastfreie Menschen. Nicht wahr,
Katje, du würdest gern mit Elke verreisen?“
    Katje antwortete nicht, sondern
schaute mit großen, erwartungsvollen Augen auf die Freundin.
    „Wenn Katje ganz bestimmt mitkommt und
Ali auch, dann will ich schon nach dem Sonnenhof!“ erklärte Elke nun.
    „Erstmal wissen wir noch gar nicht, ob
Wendels euch überhaupt brauchen können“, sagte die Mutter, weil es in Katjes
großen, dunklen Augen gar so glücklich zu glänzen angefangen hatte. „Geht nun
in euer Zimmer zurück und spielt weiter!“
    „O Elke, du bist süß! Wenn bloß was
draus wird, daß ich mitdarf!“ Katje umarmte die Freundin, als sie wieder allein
waren.
    „Warum soll nichts draus werden!“
sagte Elke gleichmütig. „Ohne dich geh’ ich nicht, und auch nicht ohne Ali!“
    „Es muß wunderbar sein in dem Sonnenhof!*
Katje war von großer Begeisterung erfüllt. „EinSee ist da und Wald! Und
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