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Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes

Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes

Titel: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes - Thurner, M: Elfenzeit 2: Königin des Schattenlandes
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Stange sitzend, dessen Geifer ständig aus einem Mundwinkel zu Boden träufelte. Die halbintelligenten Wesen, von denen es angeblich nicht mehr als ein Dutzend gab, waren für ihre seherischen Fähigkeiten bekannt. Wahrscheinlich waren sie sogar in der Lage, seine Tarnung zu durchschauen. Doch dazu würde es nicht kommen – wenn er der Verlockung widerstand, ihnen ins Gesicht zu blicken. Denn nur dann entfalteten sie ihre seltsame Fähigkeit.
    Gofannon konzentrierte sich, widerstand dem unterschwelligen Locken des Allessehers. Sein Herz, das er vor etlichen Jahrhunderten mit einer diamantenen Schutzschicht umgeben hatte, schlug so schnell wie schon lange nicht mehr.
    Er schob mit Schwarzperlen bestickte Gazevorhänge beiseite und stand im Schlaf- und Wohnbereich des Herrschers. Sein Opfer befand sich unmittelbar vor ihm. Selbst im Sitzen wirkte Fanmór wie ein Riese – der er in der Tat auch einmal gewesen war. Fanmór war einer der Letzten des alten Geschlechts, das vor langer Zeit beschlossen hatte, sich aus den Intrigen und dem Wirken im Geflecht der Anderswelt zurückzuziehen. Er jedoch war geblieben und hatte die elfische Seelenleere angenommen, um hier allmählich seinen Einfluss auszubauen.
    Fanmór ließ soeben mithilfe seiner magischen Feder Nachrichten und Briefe schreiben. Sein wallendes, meterlanges Haar bewegte sich mit jeder seiner Gesten und bildete einen seltsamen Kontrast zu der sonst so deutlich spürbaren Körperbeherrschung des Kriegsführers.
    Er wirkt hochnäsig, aber auch elegant und würdevoll
, dachte Gofannon neiderfüllt.
In nichts kann ich mich mit diesem Wesen vergleichen. Er und Gwynbaen gäben ein perfektes Paar ab
. Er unterdrückte ein hämisches Lächeln.
Aber die Königin hat den Weg der Konfrontation gewählt
. Ich
werde in Bälde ihre Decke wärmen. Nicht dieser eingebildete Geck
.
    Aus dem Vorraum war kein Geräusch zu hören, und schon gar nicht aus dem riesigen Heerlager. Die Gazedecken der Abtrennung waren mit Stummzauber belegt. Der Kriegsführer konnte hier schalten und walten, wie er wollte. Sicherlich wälzte er bereits Einsatzpläne für die letzten, entscheidenden Schlachten, bevor er das Schloss Gwynbaens erobern wollte.
    Gofannon zog an einem kleinen Glöckchen, das vom Mittelgiebel des Zelts herabhing. Es klingelte zart und leise.
    Fanmór schreckte aus seiner Arbeit hoch und stand auf. Er überragte ihn um gut und gern drei Köpfe. »Wer da?«, fragte er und blickte sich irritiert um.
    Gofannon genoss den Augenblick. Er umrundete den Anführer der Crain-Elfen, blies ihm einen leichten Windhauch über die Schulter, duckte sich unter der schnellen Drehung und dem blind geführten Faustschlag Fanmórs weg.
    Er gehört mir!
, jubilierte der Gott.
Und damit auch die Königin!
    In aller Gemütsruhe griff er zur Holzschatulle, die er in einem Beutel bei sich trug. Mit spitzen Fingern zog er den Woyn heraus. Das gesponnene Netz entwickelte eine Art Eigenleben. Die einzelnen Fäden legten sich wie die Arme eines Kraken um seine Hand. Lockende Gedanken tauchten in ihm auf, wollten ihn verführen und böse Dinge tun lassen ...
    Er widersetzte sich mit all seiner göttlichen Kraft den Wünschen des Woyn. Mit einem Hauch von Enttäuschung zog sich das magische Netz von seiner Faust zurück. Es war nun bereit, eingesetzt zu werden.
    Noch immer irrte Fanmór durch das Zelt. Ein anderer, weniger stolzer Mann hätte längst die Wachen herbeigerufen. Der alte Elfenanführer jedoch glaubte nach wie vor, die Lage unter Kontrolle zu haben. In der Linken hielt er sein angeblich niemals fehlendes Schwert –
Graul
hieß es wohl – und schnitt damit Löcher in die Luft.
    Gofannon fühlte innere Ruhe und Befriedigung. Mit einer raschen Bewegung aus dem Handgelenk warf er den Woyn. Das magische Netz schien sein Ziel ganz genau zu kennen. Es senkte sich auf Fanmór. Auch ein letzter Abwehrversuch half dem elfischen Riesen nichts. Graul zischte an den gesponnenen Fäden vorbei und sang dabei ein Lied der Verzweiflung.
    Der Woyn landete und verfing sich augenblicklich im schwarzen Haarschopf. Silberne Fäden zogen sich eng um Fanmórs Hals und Gesicht und zeichneten ein seltsames Muster.
    Erstaunen war in seinen Augen zu lesen – und vielleicht ein Hauch von Angst. Der Morpheussand tat augenblicklich seine Wirkung. Die sonst so beeindruckende Willenskraft des Elfenanführers erlosch nach wenigen Momenten. Der Riese taumelte; nach vorne, nach hinten und wiederum nach vorne. In einem letzten,
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