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Elfenkuss

Titel: Elfenkuss
Autoren: Aprilynne Pike
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sprach ein Mann namens Jeremiah Barnes Laurels Vater auf der Arbeit in Eureka an, weil er sich für ihren Besitz in Orick interessierte. Als ihr Vater nach Hause kam, machte er vor Aufregung geradezu Luftsprünge. Dann ging alles so schnell, dass Laurel sich kaum noch erinnern konnte, was als Erstes geschehen war. Ihre Eltern verhandelten mehrere Tage mit der Bank in Brookings, kauften Anfang Mai die Buchhandlung und zogen aus der kleinen Hütte in Orick in ein noch winzigeres Haus in Crescent City.
    Die Monate gingen ins Land, aber mit Mr Barnes kamen sie nicht weiter. Bis zum endgültigen Abschluss des Geschäfts mussten sie ständig aufs Geld achten.
Laurels Vater arbeitete bis spätabends im Laden und sie selbst musste in die Schule gehen.
    Ihre Mutter legte ihre warme Hand tröstend auf ihre. »Laurel, von den Kosten mal abgesehen, solltest du langsam lernen, dich auf neue Situationen einzulassen. Das wird dir richtig guttun. Nächstes Jahr kannst du dann zusätzliche Kurse besuchen und zu einem Team oder einem Club dazustoßen. So was macht sich sehr gut auf College-Bewerbungen.«
    »Ich weiß, aber …«
    »Ich bin hier die Mom«, sagte ihre Mutter mit einem Grinsen, das den strengen Ton milderte. »Und ich bestehe auf der Schule.«
    Schmollend strich Laurel mit dem Finger über die Fugen zwischen den Kacheln auf der Arbeitsplatte. Der Küchenwecker tickte laut, als ihre Mutter die Backformen in den Ofen schob und die Zeit einstellte.
    »Mom, haben wir noch Pfirsiche in der Dose? Ich habe Hunger.«
    Ihre Mutter starrte sie an. »Du hast Hunger?«
    Laurel malte mit dem Finger Schlangenlinien ins Kondenswasser auf der Dose und mied den Blick ihrer Mutter. »Ich bin seit heute Nachmittag hungrig, seit der letzten Unterrichtsstunde.«
    Ihre Mutter gab sich alle Mühe, keine große Sache daraus zu machen, aber sie wussten beide, wie ungewöhnlich es war. Laurel hatte nur selten Hunger. Seit Jahren gingen ihre Eltern gegen ihre merkwürdigen Essgewohnheiten an. Sie aß bei jeder Mahlzeit etwas,
um ihnen Genüge zu tun, hatte dabei jedoch nicht das Gefühl, das Essen wirklich zu brauchen. Von Genuss konnte erst recht keine Rede sein.
    Deshalb erklärte sich ihre Mutter schließlich dazu bereit, immer Sprite im Kühlschrank zu haben. Sie stöhnte wegen der (nicht nachgewiesenen) schädlichen Wirkung von Kohlensäure, konnte aber nicht gegen den Vorteil von 140 Kalorien pro Dose an. Das waren 140 Kalorien mehr als bei Wasser. Immerhin konnte sie so sicher sein, dass Laurel Kalorien zu sich nahm, auch wenn es »leere« waren.
    Ihre Mutter eilte in die Vorratskammer und holte eine Dose Pfirsiche. Wahrscheinlich hatte sie Angst, Laurel würde es sich anders überlegen. Es war in Spanisch gewesen, zwanzig Minuten vor Schulschluss, dass Laurels Bauch so ungewohnt geknurrt hatte. Auf dem Heimweg hatte das Gegrummel ein wenig nachgelassen, aber es war nicht ganz weggegangen. »Bitte schön«, sagte ihre Mutter und stellte Laurel ein Schüsselchen hin. Dann drehte sie sich um, weil sie Laurel das Gefühl von Privatsphäre geben wollte. Laurel betrachtete ihre Mahlzeit – einen halben Pfirsich mit ein wenig Saft. Ihre Mutter war auf Nummer sicher gegangen.
    Während sie den Pfirsich in kleinen Bissen aß, starrte sie auf den Rücken ihrer Mutter und erwartete, dass sie sich zu ihr umdrehte. Doch ihre Mutter machte sich am Geschirr zu schaffen und schaute sich kein einziges Mal um. Dennoch hatte Laurel das Gefühl, eine
imaginäre Schlacht verloren zu haben, und fischte sich deshalb ihren Rucksack vom Küchentresen, um auf Zehenspitzen die Küche zu verlassen, bevor ihre Mutter sich doch noch umdrehen würde.

Zwei
    A ls es nach Bio schellte, packte Laurel das blöde Biobuch so tief wie möglich in ihren Rucksack.
    »Und, wie war dein zweiter Tag?«
    David saß verkehrt herum auf einem Stuhl ihr gegenüber. »Ganz okay.« Jedenfalls hatte sie immer sofort reagiert, wenn man sie aufgerufen hatte.
    »Bist du so weit?«
    Laurel wollte lächeln, aber ihr Mund gehorchte ihr nicht. Als sie zugestimmt hatte, sich zum Mittagessen mit David und seinen Freunden zu treffen, hatte sie die Idee gut gefunden. Aber jetzt wurde ihr eng um die Brust vor lauter Angst, so viele Unbekannte treffen zu müssen. »Ja.« Überzeugend klang sie nicht, das hörte sie auch.
    »Bist du sicher? Du musst nicht, das weißt du.«
    »Doch, ich bin sicher«, antwortete sie rasch. »Ich packe nur schnell zusammen.« Langsam stopfte sie ihren Notizblock und die
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