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Elfenglanz

Elfenglanz

Titel: Elfenglanz
Autoren: Aprilynne Pike
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pinkfarbene Oberteil über den Kopf zog, fühlte es sich mehr wie eine Rüstung als wie schlichter hauchdünner Stoff an.
    Direkt vor der Haustür wurde Laurel von einem grüngekleideten Wachposten begrüßt, den sie noch nicht kannte – es waren mittlerweile so viele! Anscheinend wollte er sie aufhalten. »Gleich geht die Sonne auf«, sagte Laurel, ohne abzuwarten, was er sagen wollte. »Ich gehe zu Tamani, das kannst du in fünf Minuten überprüfen. Und jetzt lass mich vorbei.«
    Zu ihrer Überraschung gehorchte er.
    Sie warf noch einen Blick auf das Haus, während sie die Einfahrt hinunterging, und blieb an den dunklen Fenstern des Elternschlafzimmers hängen. Sie hatte ihnen immer noch nicht erzählt, was los war, doch lange hielt sie das nicht mehr durch. »Es ist bald vorbei«, sagte sie in der Hoffnung, dass es zutraf.
    Nach einer kurzen Autofahrt klopfte Laurel an die Wohnungstür und wartete, bis jemand sie einließ. Hoffentlich ging nicht Shar an die Tür. Im Grunde wäre das auch egal, weil er ohnehin hier war und sie damit umgehen musste. Doch sie wollte die Begegnung möglichst lange hinausschieben und war erleichtert, als Tamani sie begrüßte.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Laurel leise, als sie eintrat.
    »Wenn du mit in Ordnung meinst, ob nichts passiert ist, dann ja«, antwortete er und sah sie so freundlich an wie seit Yukis Gefangennahme nicht mehr. Laurel überlegte, worüber Tamani und Chelsea geredet hatten, und wünschte, sie würden es häufiger tun.
    »Das ist doch wirklich in Ordnung «, sagte sie und stellte den Rucksack ab. Andererseits hofften natürlich alle, dass endlich etwas passierte. Es war schon acht Stunden her, seit sie Yuki gefangen genommen hatten. Das kam ihnen zu lang vor – schließlich war Klea sonst auch nicht die Langsamste.
    Chelsea saß auf dem Stuhl neben Tamanis und sah müde aus. Sie trug immer noch ihr zerknittertes Kleid, doch sie rang sich ein Lächeln ab. Tamani hatte seine Fliege, Schuhe und das Jackett ausgezogen, die Handschuhe aber wegen Yuki angelassen. Sein Hemd war zur Hälfte aufgeknöpft. Die beiden sahen aus, als hätten sie die ganze Nacht Party gemacht, statt Wache zu schieben.
    Aus dem Wasserrauschen schloss sie, dass Shar unter der Dusche stand. Vor einem halben Jahr hätte sie noch gelächelt, wenn sie ihn bei einer solch banalen menschlichen Tätigkeit erwischt hätte. Doch heute stand sie viel zu sehr unter Strom, als sie die Tür zu Tamanis Schlafzimmer ansah. Wie sollte sie Shar gegenübertreten, nachdem sie wusste, was er ihrer Mutter angetan hatte?
    »Ich bleibe bei dir, wenn er kommt«, sagte Tamani. Sein Atem kitzelte ihr Ohr. Sie hatte gar nicht gemerkt, dass er so nah war.
    Laurel schüttelte den Kopf. »Geh lieber schlafen.«
    »Ich bin ein paar Mal eingedöst«, sagte er und legte ihr sanft die Hände auf die Schultern. »Mir geht’s gut, glaub mir.«
    »Okay.« Sie fühlte sich schon viel besser, weil er bei ihr bleiben würde.
    Sie drehten sich gleichzeitig um, als Shar mit feuchten Haaren aus dem Zimmer kam. Als er Laurel sah, blieb er stehen, hielt den Blickkontakt jedoch, bis sie nervös nach unten guckte.
    »Ist in den letzten fünf Minuten irgendwas passiert?«, fragte Shar und stemmte die Hände in die Hüften, als er in den vorderen Raum ging.
    »Absolut nichts.« Tamani ahmte seine Haltung nach. Laurel hätte beinahe gelächelt, weil er so automatisch und wahrscheinlich unbewusst seinen Lehrer imitierte.
    Shar musterte Yuki mit einem sonderbar neutralen Blick, den Laurel nicht deuten konnte. Manchmal wirkte er geradezu gefühllos. Sie wusste, dass es nicht sein konnte, denn Tamani hatte ihr viele Geschichten über ihn erzählt, bei denen sie Tränen gelacht hatten. Doch als der Elf die Gefangene so konzentriert und ungerührt ansah, fragte Laurel sich, ob er überhaupt jemanden an sich heranließ.
    »Wie lange sollen wir noch warten?«, fragte Tamani. »Vielleicht war unsere erste Vermutung doch richtig, und Yuki soll uns nur ablenken, während Klea das tut, was sie die ganze Zeit vorhatte.«
    »Kleas Pläne betreffen uns nur, wenn sie etwas mit dem Tor oder Laurel zu tun haben. Wir lassen Laurel nicht aus den Augen und wenn sie sich wirklich dem Tor nähern will, braucht sie sie dafür«, erklärte Shar und zeigte beinahe anklagend auf Yuki. »Also können wir davon ausgehen, dass das Tor in Sicherheit ist, bis sie kommt, um sie zu holen. So sicher, wie es eben möglich ist. Wir werden jedenfalls hier gebraucht, um das
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