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Elfenbann

Elfenbann

Titel: Elfenbann
Autoren: Aprilynne Pike
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Blick ruhig erwiderte, als hätte Klea nicht gerade von dem Mord an ihren Eltern berichtet.
    »Sie wurde zu mir zurückgeschickt. Seitdem reist sie mit uns herum, aber eigentlich sollte sie zur Schule gehen.« Klea nahm die Sonnenbrille ab, jedoch nur, um sich die gereizten Augen zu reiben. Es war nicht einmal sonnig – aber Klea trug das dumme Ding ja sogar nachts, warum sollte Laurel also erstaunt sein? »Glücklicherweise haben wir die Orks in diesem Gebiet letztes Jahr ausgerottet. Dennoch will ich natürlich auf Nummer sicher gehen. Keinesfalls darf sie von etwaigen neu auftauchenden Orks entdeckt werden. Deshalb haben wir sie an deiner Schule angemeldet.«
    »Das verstehe ich nicht. Wieso hier? Und wie soll ich euch dabei helfen?« Laurel wollte ihre Skepsis nicht für sich behalten; sie hatte Kleas Lager gesehen – in Bezug auf Orks fiel ihr niemand ein, der weniger Hilfe brauchte als Klea.
    »Wir brauchen nur ein wenig Hilfestellung von dir,
mehr nicht, hoffe ich. Aber ich sitze echt in der Klemme. Ich kann es nicht riskieren, sie mit auf die Jagd zu nehmen. Wenn ich sie zu weit fortschicke, ist sie möglicherweise eine willkommene Beute für Orks, von denen ich gar nichts weiß. Wenn ich sie jedoch nicht weit genug weg bringe, könnte sie von allem angegriffen werden, was uns möglicherweise durchs Netz geht. Du hast es letztes Jahr mit fünf Orks aufgenommen und Jeremiah Barnes war ein besonders schwerer Fall. In Anbetracht all dieser Tatsachen denke ich, dass du mit jeglichen … bösartigen Elementen fertig werden könntest. Außerdem bist du gut geeignet, sie im Blick zu behalten. Bitte«, fügte Klea hinzu, als wäre es ihr noch nachträglich eingefallen.
    An der Sache musste mehr dran sein, als Klea erwähnt hatte, doch Laurel hatte keine Ahnung, was das sein könnte. War Yuki als Spion auf Laurel angesetzt? Oder machte Tamanis Misstrauen auch Laurel paranoid? Klea hatte Laurel zwei Mal das Leben gerettet! Dennoch brachte sie es nicht über sich, ihr zu vertrauen. Da konnte die Frau noch so vernünftig daherreden, noch so plausible Geschichten erzählen – jedes Wort, das aus ihrem Mund kam, hörte sich einfach falsch an.
    Behielt Klea ihre Geheimnisse absichtlich für sich? Vielleicht lag es daran, dass Laurel Klea zum ersten Mal bei Tageslicht sah, oder sie schöpfte Mut daraus, dass ihre Elfenbewacher in der Nähe waren, oder es lag nur daran, dass sie jetzt älter und zuversichtlicher war. Aus welchem Grund auch immer beschloss Laurel, dass es ihr reichte. »Klea, sagen Sie mir doch einfach, was Sie wirklich hier wollen, ja?«

    Seltsamerweise kicherte Yuki, wenn auch nur leise. Einen Augenblick lang verzog Klea keine Miene, doch dann lächelte auch sie. »Das schätze ich so an dir, Laurel – du traust mir noch immer nicht, trotz allem, was ich für dich getan habe. Warum solltest du auch? Du weißt nichts über mich. Deine Vorsicht ehrt dich. Doch jetzt bitte ich dich, mir zu vertrauen, zumindest so weit, dass du mir hilfst. Deshalb will ich dir die Wahrheit sagen.« Klea schaute kurz zu Yuki, die den Blick auf ihren Schoß gesenkt hatte. Dann beugte sie sich vor und sprach leiser. »Wir glauben, dass die Orks hinter Yuki her sind, weil sie im engeren Sinn nicht … menschlich ist.«
    Laurel machte große Augen.
    »Wir haben sie als Nymphe eingestuft«, fuhr Klea fort. »Das scheint zu passen. Allerdings ist sie die einzige ihrer Art, der wir je begegnet sind. Wir wissen nur eins genau: Sie ist kein Mensch, denn sie hat Pflanzenzellen. Anscheinend zieht sie ihre Nahrung aus der Erde, aus dem Sonnenlicht und anderen fremden Quellen. Sie weist keine paranormalen Fähigkeiten auf, etwa die Stärke oder Überzeugungskraft, die wir von den Orks kennen, aber ihr Stoffwechsel ist ein wenig wundersam, deshalb … ach, egal. Es wäre mir eine große Hilfe, wenn du ein Auge auf sie hättest. Es könnte Monate dauern, ein Haus einzurichten, das von morgens bis abends gesichert ist. Ich hoffe einfach, dass ich sie im Augenblick gut genug verborgen habe. Wenn nicht, bist du meine Rückversicherung.«
    Jetzt fiel bei Laurel der Groschen. Sie sah sich nach Yuki um, die endlich den Blick hob und sie anschaute.
Ihre blassgrünen Augen waren Spiegelbilder von Laurels eigenen. Von Aarons. Von Katyas. Und nicht zuletzt Tamanis.
    Yuki hatte Elfenaugen.

Vier
    L aurel knallte die Tür zu und wünschte sich nichts sehnlicher, als dass sie die Zeit noch mal zurückdrehen und das Klingeln ignorieren könnte,
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