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Elegie - Fluch der Götter

Elegie - Fluch der Götter

Titel: Elegie - Fluch der Götter
Autoren: J Carey
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»Ihr könnt doch nicht wirklich behaupten, so etwas zu glauben.«
    Sie seufzte. »Doch, das kann ich. Vor langer, langer Zeit hat Satoris der Drittgeborene häufig dem Rat der Drachen gelauscht,
und er hat auch mit ihnen geredet. Ich weiß einiges über seine Natur. Obwohl sie stark verzerrt ist, befindet sich doch noch Anstand in ihr – und auch Stolz. Der Stolz eines Schöpfers. Er wird sie nicht kurzerhand töten.«
    »Nein.« Aracus dachte nach und schüttelte schließlich den Kopf. »Nein!« Unter dem matten, glutlosen Stein des Soumanië wirkte sein Gesicht starr. »Seht Ihr das ?« Mit dem Finger deutete er geradewegs auf den roten Stern, der hoch über ihnen im Nachthimmel hing. »Das ist eine Kriegserklärung, Zauberin. Ich habe die unschuldigen Toten im Tal von Lindanen gesehen. Ich war Zeuge, wie meine Verlobte hinterhältig in Gefangenschaft geriet, und ich bin ihr in eine Falle gefolgt, die uns alle hätte vernichten können, wenn da nicht Haomanes Gnade gewesen wäre. Wenn der Weltenspalter Euch etwas von Gnade erzählt hat, dann hat er Eure Gedanken nur mit seinen Lügen umgarnt.«
    »Nein«, erwiderte Lilias sanft. » Ihr habt Satoris den Krieg erklärt, Fürst Aracus, als Ihr gelobt habt, die Hohe Frau der Ellylon zu heiraten. Der rote Stern ist nur der Widerhall dieser Tat. Ich spreche ihn nicht von seinen Taten frei, genauso wenig wie ich einen Freispruch für meine eigenen Taten fordere. Aber … was habt Ihr denn von ihm erwartet?«
    »Es ist Haomanes Prophezeiung.« Seine Hände schlossen sich um die Reling, bis die Knöchel weiß hervorstachen. Er schaute hinaus auf das Wasser und sah mit einer Mischung aus unbewusstem Neid und erneuertem Unbehagen Meronins Kindern bei ihren Vergnügungen zu. »Ich habe nicht um dieses Schicksal gebeten .«
    »Ich weiß.« Lilias beobachtete ihn. »Dennoch habt Ihr es angenommen. « Das Mondlicht warf schwache Schatten in die Falten, die Sorge und Müdigkeit in sein Gesicht gegraben hatten. Er war jung, ja, aber er war ein Mensch und daher sterblich. Wie würde es für ihn sein, wenn seine Geliebte die Zeiten überdauerte, während sein eigenes Fleisch welkte und verweste? Lilias hatte während ihrer eigenen Zeit der Alterslosigkeit Dutzende von hübschen Gehilfen ersetzen müssen und verspürte nun den seltsamen Drang, seine zerfurchte Stirn zu glätten.

    »Welche Wahl hatte ich denn?« Er sah sie mit weit aufgerissenen Augen an, in denen eine verlockende Mischung aus Verlangen und Vertrauen lag. »Ehrlich, was blieb mir denn anderes übrig?«
    Alle Dinge müsssen so sein, wie sie sind, kleine Schwessster. Alle Dinge .
    »Ich weiß nicht, Herr«, flüsterte Lilias, während Tränen ihren Blick verschwimmen ließen. Sie hob die Hand, berührte seine Wange, legte die Handfläche sanft dagegen und spürte die Wärme seiner Haut sowie die leichte Rauheit der rotgoldenen Bartstoppeln. Der Soumanië auf seiner Stirn pulsierte aufgrund ihrer Nähe in einem kurzen, sehnenden Leuchten. Ihr Herz schmerzte bei diesem Anblick. »Sagt mir, liebt Ihr sie?«
    »Ja.« Seine Finger schlossen sich um ihr Handgelenk. »Das tue ich.«
    Es gab tausend Dinge, die er hätte sagen können: wie Cerelindes Schönheit sogar die Sterne beschämte, oder wie er angesichts ihres Mutes seine eigene Unzulänglichkeit verfluchte. Dass er das Opfer erkannte, das sie für die Riverlorn gebracht hatte, und wie schrecklich die Auswirkungen dieses Opfers sein würden. Aracus Altorus sagte nichts von alldem, doch das alles lag in seinen einfachen, offenen Worten und in seinem eindringlichen, fordernden Blick. Er war ein Krieger; ja, das war er.
    Einer, der die Hohe Frau der Ellylon liebte.
    »Also gut.« Lilias ließ es zu, dass er ihre Hand beiseiteschob und damit die Berührung sanft beendete. »Ihr hattet keine andere Wahl, nicht wahr?«
    Er sah sie fest an. »Ihr beunruhigt mich, Zauberin.«
    »Gut.« Sie lächelte durch ihre Tränen hindurch. »Ihr solltet beunruhigt sein, Altorus.« Sie wand ihre Hand aus seinem Griff und machte einen unsicheren Schritt weg von ihm. »Ich danke Euch, dass Ihr Euer Bild von den Kindern Meronins mit mir geteilt habt. Egal ob es der Wahrheit entspricht oder nicht, es war ein angenehmer Traum.«
    Die Zwerge sahen ihr unbeteiligt nach, und auch Aracus folgte ihr mit den Blicken, bis sie die Tür zu ihrer Kabine hinter sich zuzog
und wieder in die erstickende Finsternis eintauchte. Noch immer schnarchte die Bogenschützin in der zweiten Koje.
    Als Lilias die Tür
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