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Einmal ist keinmal

Einmal ist keinmal

Titel: Einmal ist keinmal
Autoren: Janet Evanovich
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einssechzig groß ohne Einlagen, und er hatte den schlanken, weichen Körper eines Frettchens. Er trug gern spitze Schuhe, hatte ein Vorliebe für spitzbrüstige Frauen und dunkelhäutige junge Männer, und er fuhr einen Cadillac Seville.
    »Steph will als Kopfjäger anheuern«, sagte Connie zu Vinnie.
    »Kommt überhaupt nicht in Frage. Das ist viel zu gefährlich«, sagte Vinnie. »Meine Leute sind fast alle ehemalige Sicherheitskräfte. Außerdem muß man sich mit den Gesetzen auskennen.«
    »Das kann ich lernen«, sagte ich.
    »Wenn du es gelernt hast, kannst du wiederkommen.«
    »Ich brauche den Job sofort.«
    »Das ist nicht mein Problem.«
    Es wurde allmählich Zeit, ihm die Zähne zu zeigen. »Es könnte aber sehr schnell dein Problem werden, Vinnie. Ich müßte mich nur mal ausführlich mit Lucille unterhalten.«
    Lucille war Vinnies Frau und das einzige weibliche Wesen im ganzen Viertel, das von Vinnies ausgefallenen Sexgelüsten keine Ahnung hatte. Es war nicht an mir, Lucille die Augen zu öffnen. Es sei denn, sie hätte mich gefragt… Dann sähe die Sache schon ganz anders aus.
    »Du willst mich erpressen? Mich, deinen eigenen Vetter?«
    »Mir steht das Wasser bis zum Hals.«
    Er wandte sich an Connie. »Gib ihr ein paar zivilrechtliche Fälle. Bei denen sie den ganzen Tag am Telefon hängt.«
    »Ich will den da«, sagte ich und zeigte auf die Akte, die auf Connies Schreibtisch lag. »Ich will den Zehntausender.«
    »Vergiß es. Dabei geht es um Mord. Ich hätte die Kaution nie stellen dürfen, aber er kommt aus unserem Viertel, und mir tat seine Mutter leid. Glaub mir, den Ärger willst du dir sicher nicht aufhalsen.«
    »Ich brauche das Geld, Vinnie. Gib mir die Chance, ihn einzufangen.«
    »Da kannst du warten, bis du schwarz wirst«, sagte Vinnie. »Wenn ich den Typen nicht zurückkriege, kostet mich das hundert Riesen. Ich setze doch keinen Amateur auf ihn an.«
    Connie verdrehte die Augen. »Man könnte meinen, er müßte das alles selber bezahlen. Dabei gehört sein Büro einer Versicherungsgesellschaft. Die können das verschmerzen.«
    »Gib mir eine Woche Zeit, Vinnie«, sagte ich. »Wenn ich ihn dir in einer Woche nicht gebracht habe, kannst du den Fall jemand anderem geben.«
    »Du kriegst keine halbe Stunde.«
    Ich holte tief Luft, beugte mich über Vinnie und flüsterte ihm ins Ohr: »Ich weiß alles über Madam Zaretski und ihre Peitschen und Ketten. Ich weiß alles über deine Jungengeschichten. Und ich weiß alles über die Ente.«
    Er sagte kein Wort. Er preßte bloß die Lippen aufeinander, bis sie weiß wurden. Da wußte ich, daß ich ihn an der Angel hatte. Lucille würde sich übergeben, wenn sie hörte, was er mit der Ente gemacht hatte. Dann würde sie es ihrem Vater erzählen. Ihr Vater war Harry der Hammer, und Harry würde Vinnie den Schwanz abschneiden.
    »Wie heißt der Typ, den ich suchen soll?« fragte ich Vinnie.
    Vinnie gab mir die Akte. »Joseph Morelli.«
    Mein Herz schlug schneller. Ich wußte, daß Morelli einen Mann erschossen hatte. Es war das Thema im Viertel gewesen, die Trenton Times hatte mit dicken Schlagzeilen darüber berichtet: COP KILLT UNBEWAFFNETEN MANN. Das war nun schon über einen Monat her, und wichtigere Themen, wie zum Beispiel die genaue Höhe des Lotto-Jackpots, hatten Morelli allmählich verdrängt. Da ich nichts Genaueres wußte, war ich davon ausgegangen, daß er den Mann in Ausübung seiner Pflicht erschossen hatte. Davon, daß er unter Mordanklage stand, wußte ich nichts.
    Meine Reaktion war Vinnie nicht entgangen. »Deinem Gesicht nach zu urteilen, würde ich sagen, du kennst ihn.«
    Ich nickte. »Ich habe ihm mal ein Cannoli verkauft, als ich noch auf der Highschool war.«
    Connie knurrte. »Schätzchen, die Hälfte aller Frauen in New Jersey haben ihm ihr Cannoli verkauft.«

2
    Ich kaufte mir im Feinkostgeschäft nebenan eine Dose Limo und öffnete sie schon auf dem Weg zum Wagen. Nachdem ich hinter das Lenkrad gerutscht war, knöpfte ich die obersten beiden Knöpfe meiner Seidenbluse auf und zog, weil es so heiß war, die Strumpfhose aus. Dann schlug ich Morellis Akte auf und sah mir erst einmal die Fotos an – typische Polizeifotos aus der Verbrecherkartei, ein lockerer Freizeitschnappschuß, auf dem er eine braune Bomberjacke und Jeans trug, und eine etwas steifere Aufnahme, die ihn mit Hemd und Krawatte zeigte und offensichtlich aus einer amtlichen Veröffentlichung stammte. Er hatte sich kaum verändert. Vielleicht war er etwas
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