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Einige werden überleben

Einige werden überleben

Titel: Einige werden überleben
Autoren: Algis Budrys
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Beleidigung hätten sein können.
    Als er durch den Club ging, waren seine Schritte nicht mehr sicher. Der Rum, den er getrunken hatte, hatte sich in Verbindung mit seiner schlaflosen Nacht wie ein Gewicht unten in seinem Schädel festgesetzt. Er wollte gerade die Tür öffnen, als ihm Charles Kitteredge die Hand auf den Arm legte.
    Cottrell drehte sich herum.
    „Hallo, Cottrell“, sagte Kitteredge.
    Cottrell nickte ihm zu. Charles war sein Nachbar auf der von Mr. Holland abgekehrten Seite. „Hallo.“
    „Du siehst ein bißchen müde aus“, bemerkte Charles.
    „Bin ich auch, Charles.“ Er grinste als Antwort auf das Lächeln seines Nachbarn zurück.
    „Wundert mich nicht, wenn du morgens um acht eine Alarmübung machst.“
    Cottrell zuckte die Achseln. „Du weißt ja, man muß die Verteidigungsanlagen in Schuß halten.“
    Kitteredge lachte. „Warum, um Himmels willen? Oder hast du nur für den Vierten geprobt?“
    Cottrell runzelte die Stirn. „Also – natürlich nicht. Ich hab’ schon oft genug gehört, wie du Alarmübungen durchgeführt hast.“
    Sein Nachbar nickte. „Klar – immer, wenn eins von den Kindern Geburtstag hat. Aber das meinst du doch nicht ernst – daß du wirklich eine total echte Sache abgezogen hast?“
    Cottrell hatte Schwierigkeiten, seine Konzentration aufrechtzuerhalten. Er kniff die Augen zusammen und schüttelte leicht den Kopf. „Was ist denn los damit?“
    Kitteredge war in seiner Stimme und seinem Benehmen ernster geworden. „Also, jetzt hör mal zu, Cottrell, seit fünfzehn Jahren gibt es nichts mehr, wogegen man sich verteidigen könnte. Da wir gerade davon sprechen, ich denke daran, meine Artillerie auszubauen und an die Miliz zu verkaufen. Die bieten einen vernünftigen Preis.“
    Cottrell sah ihn verständnislos an. „Das kann doch nicht dein Ernst sein!“
    Auch Kitteredge sah ihn an. „Doch.“
    „Aber das kannst du doch nicht. Sie würden außer MG-Schußweite bleiben und euch mit Mörsern und Feldgeschützen in Stücke hauen. Sie würden eure MG-Türme außer Gefecht setzen, unter Feuerschutz näher kommen und euch Handgranaten in den Wohntrakt werfen.“
    Kitteredge lachte laut. Er schlug sich auf die Schenkel, und seine Schultern zuckten. „Wer, zum Teufel, ist ‚sie’?“ japste er. „Berendtsen?“
    Cottrell spürte, wie der erste Hauch von Ärger die dämpfende Decke durchdrang, die sich um seine Gedanken gelegt hatte.
    Kitteredge lachte ein letztes Mal. „Hör doch auf, Cottrell. Ich wollte es ja gar nicht erwähnen, aber das ganze Geknalle, was ihr heute morgen bei euch veranstaltet habt, hat mir eine von meinen Kühen praktisch ruiniert. Sie ist mit dem Kopf gegen einen Zaun gerannt. Das ist auch nicht das erste Mal, daß so etwas passiert ist. Der einzige Grund, warum ich noch nichts gesagt habe, ist der, daß es eurem Vieh wahrscheinlich genauso dreckig geht.
    Sieh doch mal, Cottrell, wir können es uns einfach nicht leisten, unser Vieh nervlich fertigzumachen und unser Land zu vergiften. Solange dies der einzige Weg war, den man überhaupt beschreiten konnte, war das ja in Ordnung, aber das Feindseligste, was ich seit Jahren hier gesehen habe, war ein Hühnerhabicht.“
    Der Hauch von Ärger war inzwischen zu einem echten Gefühl geworden. Cottrell merkte, wie sich etwas in seinem Magen festsetzte und seine Fingerspitzen zum Kribbeln brachte.
    „Du verlangst also von mir, daß ich keine Alarmübungen mehr durchführe, sehe ich das richtig?“
    Kitteredge hörte den leisen Anflug von Zorn in Cottrells Stimme und runzelte die Stirn. „Nein, nicht ganz, Cottrell. Nicht, wenn du nicht willst. Aber ich wünschte mir, du würdest sie dir für Feierlichkeiten aufheben.“
    „Die Waffen in meinem Haushalt sind keine Feuerwerkskörper.“ Der Satz kam wie ein Peitschenhieb aus seinem Mund.
    „Stell dich nicht so an, Cottrell!“
    Cottrell war nun schon seit beinahe vierundzwanzig Stunden mit Situationen konfrontiert worden, für die sein Erfahrungsschatz keine Lösungen bereithielt. Er war verwirrt, frustriert und wütend. Der Karabiner sprang von seiner Schulter herunter und lag mit einer Geschwindigkeit und flüssigen Bewegung in seiner Hand, die sein Vater so lange mit ihm geübt hatte, bis sie außerhalb der Reichweite von Müdigkeit oder Alkohol war. Als er das Gewehr in der Hand hielt, wurde ihm erst klar, wie wütend er wirklich war.
    „Charles Kitteredge, hiermit klage ich dich der versuchten Verletzung der Integrität meines Haushalts
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