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Eingesperrt - Jessica Daniel ermittelt (German Edition)

Eingesperrt - Jessica Daniel ermittelt (German Edition)

Titel: Eingesperrt - Jessica Daniel ermittelt (German Edition)
Autoren: Kerry Wilkinson
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Hand durch ihre langen, dunkelblonden Haare. Wie meistens dachte sie, sie müsste sie mal wieder waschen, aber dazu war nun wirklich keine Zeit. Sie band ihre Haare zu einem lockeren Pferdeschwanz zusammen und suchte ihr Zimmer nach tragbaren Klamotten ab.
    Sie hatte den Eindruck, für die meisten ihrer Kollegen bedeutete »Zivilkleidung« möglichst grau in grau. Selbst die Jüngeren nahmen den Job bei der Polizei anscheinend zum Anlass, mit einer Garderobe, die ausschließlich aus Chinohosen und langweiligen, identischen Jacken bestand, in ihrem Kaufhaus Treuepunkte zu sammeln. Der einzige Unterschied zwischen den jüngeren Kollegen und den alten bestand in der Breite ihrer Krawatten. Die Neuen hatten immer irgendwelche dämlichen, schmalen Schlipse um den Hals, aber mit den Jahren wurden die tristen Anzüge mit immer breiteren Krawatten kombiniert.
    Jessica wusste, sie musste im Rahmen bleiben, und trug zur Arbeit immer ein Kostüm oder einen Hosenanzug. Aber wenigstens nicht jeden Tag dasselbe Outfit, am besten noch mit Eiflecken wie so manche Kollegen. Außerdem achtete sie darauf, sich ihrem Alter entsprechend zu kleiden. Immerhin war sie fast einunddreißig.Als sie ihren Schrank durchwühlte, fand sie ein hellgraues Kostüm und, ganz gegen ihre Prinzipien, hob sie eine Bluse vom Boden auf und zog sie an.
    Jessica wohnte in Hulme im Süden von Manchester, nicht weit vom Zentrum. Die Gegend war ganz in Ordnung, weit genug vom Trubel des Studentenviertels mit seinen Pubs und Clubs entfernt, dass sie nachts nicht um den Schlaf gebracht wurde. Und ihre Wache in Longsight war mit dem Auto in zehn Minuten zu erreichen. Aber das Wichtigste war, dass ihre Wohnung so nah an der Curry-Meile lag, dass sie sich jederzeit ein leckeres Madras-Gericht holen konnte.
    Cole hatte Jessica eine Adresse in Gorton, im Osten der Stadt, geschickt. Obwohl nicht viel Verkehr war, dauerte die Fahrt gut eine Viertelstunde, denn wie üblich hatte sie rote Welle. Außerdem hätte sie fast irgend so eine Studentin überfahren, die ganz offensichtlich die Nacht nicht in ihrem eigenen Bett verbracht hatte. Warum sollte ein Mädchen sonst samstagmorgens barfuß, in einem kurzen lila Kleid und mit wahnsinnig hohen High Heels in der Hand über eine belebte Straße schlurfen? Während Jessica knirschend runterschaltete, um einen Schlenker um sie herum zu machen, fragte sie sich, ob das Mädchen in der Nacht zuvor auch wirklich Spaß gehabt hatte.
    Jessicas grellroter Fiat Punto war ihr ganzer Stolz und wenigstens manchmal auch ihre ganze Freude, nur nicht an kalten Wintermorgen. Dann wollte er einfach nicht anspringen, auch wenn sie noch so sehr fluchte und auf das Gaspedal trat. Ihre Eltern hatten ihr den Wagen vor über zehn Jahren zur bestandenen Theorieprüfung geschenkt und mit ihm hatte sie auch fahren gelernt. Er erinnerte sie an unbeschwertere Tage. Aber dass er immer noch fahrtüchtig war, war ein Rätsel, das sie auch mit ihrer Polizeispürnase nicht lösen konnte. Der Auspuff war so laut, er war wahrscheinlich das Einzige, was ihre Mitbewohnerin und beste Freundin Caroline, die immer schlief wie ein Stein, aus dem Schlaf reißen konnte. Außerdem waren die Reparaturen ziemlich teuer, und die Kollegen machten ständig ihre Witze über die Karre.
    Sogar ihr Dad fing schon an, Bemerkungen zu machen. »Der war doch nur für den Anfang gedacht«, sagte er immer. »Du hast doch jetzt ein anständiges Einkommen …«
    Nun, sie hatte jetzt ein Einkommen, aber anständig? Und Autos interessierten sie nicht wirklich, solang sie von A nach B kam oder wenigstens in die Nähe von B. Im Notfall konnte sie eines von den Fahrzeugen aus dem Pool ihrer Einheit nehmen. Außerdem, Rostlaube hin oder her, der Fiat war wenigstens ihre eigene Rostlaube.
    Jessica parkte hinter den beiden Streifenwagen vor dem Haus mit der Nummer, die Cole ihr genannt hatte. Es lag nicht weit von der Hauptstraße, ganz in der Nähe des Speedway-Stadions. Ihr Vorgesetzter hatte ihr klugerweise auch eine grobe Wegbeschreibung mitgeschickt. Sie stieg aus und ging zu dem Zivilbeamten, der am Tor zum Grundstück stand.
    Detective Constable David Rowlands grinste sie an. »Ich war mir nicht sicher, ob sie dich holen würden, aber den Auspuff von diesem Schrotthaufen hört man ja aus einem Kilometer Entfernung.«
    »Wer mit so einer Frisur rumläuft, sollte lieber die Klappe halten«, konterte Jessica mit einem frechen Grinsen und ausgestrecktem Mittelfinger.
    »Ich bin aus dem Schlaf
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