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Einfach Abschalten

Einfach Abschalten

Titel: Einfach Abschalten
Autoren: William Powers
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Aufgaben ringen auf dem Bildschirm um Aufmerksamkeit, und sowohl Software wie Hardware sind so ausgelegt, dass es einem leicht gemacht wird, umherzuspringen. So leicht, dass es schwerfällt, zu widerstehen. Der Cursor bleibt nie lange auf einer Stelle stehen und der Geist ebenso wenig. Wir klicken ständig hierhin, dorthin, überallhin. Und so kommt es, dass wir glauben, unsere Bildschirme seien Werkzeuge der Produktivität, obwohl sie in Wirklichkeit die konsekutive Konzentration untergraben, die der Schlüssel zu wahrer Produktivität ist. Und je schneller und intensiver unser Verbindungsdasein wird, desto weiter bewegen wir uns fort von diesem Ideal. Digitale Geschäftigkeit ist das Gegenteil von Tiefe.
    Natürlich lebt nicht jeder so. Zunächst einmal können sich Millionen von Menschen diese Technologien gar nicht leisten und sind, wenn man von den eingeschränkten Zugangsmöglichkeiten in öffentlichen Bibliotheken und anderen Institutionen absieht, von ihren vielfältigen Vorteilen ausgeschlossen. Dies ist ein echtes Problem, das größere Aufmerksamkeit verdient hätte. Dann gibt es noch die zweite Gruppe jener, die sich die neuesten Geräte zwar leisten können, es aber vorziehen, eher locker oder gar nicht vernetzt zu sein. Aber das sind die Ausnahmen, die die Regel bestätigen. Der Trend bewegt sich gerade mit aller Kraft in die entgegengesetzte Richtung. Die globale Gesellschaft, der wir alle angehören, ist erheblich stärker vernetzt, als sie es vor zehn Jahren noch war, und vernetzt sich von Tag zu Tag mehr. Dieser Wandel betrifft alle, auch jene, die nicht in vollem Umfang daran teilnehmen.
    Dies ist keine Kleinigkeit. Es ist ein Kampf, der inmitten unseres Lebens stattfindet. Es ist ein Kampf um den Mittelpunkt unseres Lebens, um die Kontrolle darüber, wie wir denken und fühlen. Wenn Sie die ganze Zeit nur eilig etwas zusammenraffen, dann wird auch Ihr Innenleben irgendwann zusammengewürfelt aussehen. Warum tun wir uns das an? Wollen wir wirklich in einer Welt leben, in der jeder nur unentwegt auf einen Bildschirm starrt und man sich gegenseitig auf Trab hält? Gibt es da nichts Besseres?
    Um jedoch Fragen wie diese zu beantworten, sind wir es gewohnt, nach außen zu schauen, auf Studien und Erhebungen, die Wissenschaftler, Meinungsforscher, Expertenteams, Regierungsstellen und andere zu jedem nur vorstellbaren Aspekt unseres Lebens erstellt haben. Es gibt in der Tat eine große Anzahl aktueller Publikationen zu Kommunikationstechnologien und ihren Auswirkungen auf den Einzelnen, auf Familien, Unternehmen und die Gesellschaft im Ganzen. Ständig werden neue Ergebnisse veröffentlicht und von den Medien verbreitet, bei denen neue Technologien ein Dauerbrenner sind: »Amerikaner verbringen acht Stunden täglich vor dem Bildschirm«; »Aktuelle Studie: Viele Amerikaner internetsüchtig«; » SMS am Steuer schlimmer als Alkohol am Steuer«. 6 Wir lesen diese Schlagzeilen und schütteln den Kopf, und zwar nicht, weil das, was wir da lesen, uns fremd wäre, sondern weil wir es nur allzu gut kennen. Wir sind ständig von der Wirklichkeit unseres vernetzten Lebens umgeben. Was diese umfangreichen Befunde uns nicht sagen, ist, wie wir das ändern können.
    Untersuchungen und Studien geben wieder, was ganz allgemein zutrifft, das heißt, für die meisten Leute in der betreffenden Bevölkerung zutrifft. Diese generellen Fakten sollen uns helfen, Antworten auf die Fragen zu finden, die wir in unserem ganz persönlichen Leben haben. Kurz: Ein Blick auf die Masse verhilft uns zu einem besseren Verständnis. In manchen Bereichen liefert die Masse tatsächlich die Antwort. In der Politik beispielsweise werden Wahlen danach entschieden, wie die meisten Leute abstimmen. Das ist der Grund, warum Wählerumfragen in den Wochen vor einer großen Wahl wirklich interessant und nützlich sind. Sofern diese Studien ein neues Licht auf einen speziellen Aspekt dessen werfen, wie wir mit den Technologien leben, können sie erhellend sein. Einige solcher Studien zitiere ich in diesem Buch. Was jedoch die Frage angeht, wie wir mit der Herausforderung der Bildschirme und ihrem wachsenden Einfluss auf uns umgehen sollen, gibt es keinen Grund zu der Annahme, dass das, was die meisten Leute tun und sagen, uns irgendetwas Nützliches mitzuteilen hat. Es ist, als wollte man von einer Schokoladentorte wissen, was man von seinem übermäßigen Essen halten soll.
    Schließlich geht es bei der menschlichen Erfahrung nicht darum, was den
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