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Eine zweite Chance für den ersten Eindruck (German Edition)

Eine zweite Chance für den ersten Eindruck (German Edition)

Titel: Eine zweite Chance für den ersten Eindruck (German Edition)
Autoren: Melanie Hinz
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keine Sekunde an uns gezweifelt und ich bin mir sicher. Lucy liebt dich und ich will dich jede freie Sekunde um mich haben. Ich habe lange darüber nachgedacht und ich würde mir nichts mehr wünschen, als dass du bei uns einziehst. Ich erwarte jetzt keine Antwort, weil ich weiß, dass du darüber auch nachdenken musst.“
    „Ja“, antworte ich knapp.
    „Was ja?“ Eric sieht mich verwirrt an.
    „Ja. Ich möchte bei euch einziehen.“
    „Really? Are you sure?“
    „Ja, Eric. Ich bin sicher. Aber ich habe eine Bedingung.“
    „Und die wäre?“
    „Versteh mich nicht falsch, ich liebe deine Eltern und ich weiß, dass meine Wohnung für uns drei zu klein ist. Ich sehe auch ein, dass momentan ein Umzug aus vielen Gründen ungünstig ist, aber ich möchte, dass ein gemeinsames Haus oder eine Wohnung eine Option bleibt. Es ist wirklich nichts gegen deine Eltern, aber du siehst hoffentlich auch, dass es keine Dauerlösung ist. Sind deine Eltern überhaupt damit einverstanden?“
    „Wenn ich ehrlich bin, dann hat meine Mutter mich überhaupt erst auf die Idee gebracht.“ Er lächelt mich schüchtern an. „Und natürlich ist das keine Dauerlösung. Wir werden uns selbstverständlich etwas Eigenes anschaffen. Spätestens, wenn mein Studium beendet ist. Ich will ein eigenes Zuhause mit meiner Frau und meiner Tochter aufbauen.“
    „Frau?“, ich sehe ihn grinsend von der Seite an. Wir wissen beide, dass es noch nicht so weit ist.
    „One day I’ll marry you“, stellt er fest.
    Es überrascht mich selbst, doch der Gedanke macht mir keine Angst.
     
    Im Flugzeug, auf dem Weg nach Hause, versuche ich mich auf ein Buch zu konzentrieren, doch meine Gedanken schweifen immer wieder ab. Eric will ein Nickerchen machen, aber er scheint keine angenehme Position in dem engen Sitz finden zu können. Ich beobachte ihn für einen Moment von der Seite, bis auch er mir seinen Blick zuwendet. Er grinst mich an.
    „Are you afraid?“, fragt er.
    „Nein. Ich bin aufgeregt, aber ich habe keine Angst.“
    Gleich morgen werde ich meine Wohnung kündigen und anfangen, meinen Haushalt aufzulösen. Selbstverständlich ist es ein großer Schritt und mit meinem Einzug wird auch mir ein Teil der Verantwortung für Lucy zufallen, doch ich bekomme alles, von dem ich gedacht habe, ich könnte es nie mehr haben. Eine Familie.
     

Epilog
     
    Die einzelnen grauen Haare und die letzten zwanzig Jahre haben Eric nur attraktiver gemacht. Für mich zumindest. Wir hatten nicht nur gute Zeiten. Sein Jurastudium, die beiden Adoptionen, der Hausbau und der Aufbau seiner Anwaltskanzlei haben uns einige Momente verschafft, in denen wir heftig aneinander gerasselt sind. Wenn man dazu noch einen sehr aufsässigen Teenager namens Lucy gibt, dann kann sich jeder ausmalen, dass Stress vorprogrammiert ist. Trotz allem haben wir uns nie als Paar aus den Augen verloren und waren in jedem Moment ehrlich zueinander. Das hat uns vermutlich zusammengehalten.
     
    Nun steht mein attraktiver Ehemann im Smoking vor mir und knibbelt sich nervös an den Fingern. Es ist ein großer Tag heute und er kann schon seit Wochen kaum noch schlafen.
    Ich suche mal wieder meine Pumps und stolpere dabei fast über unsere zehnjährige Tochter Jenna, die am Boden des Hotelzimmers ein Kartenspiel vor sich ausgebreitet hat.
    „Jen, steh bitte auf. Es wäre schön, wenn du gleich das Blumenmädchen spielen könntest, ohne dein weißes Kleid vorher in ein graues zu verwandeln.“
    Jenna sammelt ihre Karten auf und verzieht sich meckernd ins Nebenzimmer. Ihre roten Locken stehen ihr schon wieder völlig wild vom Kopf ab. Manchmal denke ich, sie hätte eigentlich ein Junge werden sollen.
    Niemand kann sich unsere Freude vorstellen, als das Jugendamt uns nach 5 Jahren Wartezeit mitgeteilt hat, dass im Krankenhaus ein Baby auf uns wartet. Noch größer war allerdings die Überraschung, als ich sie das erste Mal auf dem Arm hatte und ihr die kleine Wollmütze vom Kopf gezogen habe. Sie hatte feuerrote Haare, genau wie ich in dem Alter. Inzwischen beginnen auch ihre Haare nachzudunkeln und niemand, der uns nicht genau kennt, zweifelt daran, dass Jenna meine leibliche Tochter ist.
    Endlich finde ich meine Schuhe unter dem Bett und streife sie mir hastig über. Eric läuft immer noch auf und ab und richtet sich permanent die Fliege.
    Ich stoppe ihn und halte seine Hände fest.
    „Warum bist du so aufgeregt?“, frage ich.
    „She’s too young!“ Er fällt nur noch selten ins Englische
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