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Eine Witwe ohne Tränen

Eine Witwe ohne Tränen

Titel: Eine Witwe ohne Tränen
Autoren: Carter Brown
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erneut, »Eine Viertelmillion und
keinen Cent weniger.«
    »Warum
nicht zwanzigtausend sofort und das nächste Jahr über fünftausend pro Monat?«
schlug ich vor.
    »Warum
nicht Ihren Auftraggebern vorschlagen, ihr generöses Angebot zu nehmen und es
sich an die Wand zu hängen?« sagte sie schlagfertig. »Teilen Sie den Leuten mit,
ich werde genau das tun, wozu ich Lust habe. Vielleicht ist mir danach zumute,
über meine Beziehungen zu Lloyd den Mund zu halten, vielleicht verkünde ich
auch alle intimen Details von den Dächern herab, so daß jeder es hören kann.
Sagen Sie Ihren Leuten das, Mr. Einkäufer.«
    »Okay.«
Ich stand auf. »Ich werde es ihnen sagen.«
    Ich
war schon halbwegs bei der Tür angelangt, als sie sagte: »Warten Sie!« Als ich
mich umdrehte, sah ich, daß auf ihrem Gesicht ein Ausdruck schierer
Ungläubigkeit lag.
    »Keine
Einwände?« fragte sie mit dünner Stimme. »Keine Bitten, keine Drohungen, kein
Garnichts?«
    »Ich
werde meinen Auftraggebern klarmachen«, sagte ich, »daß sie, so wie Sie
gesprochen haben, nichts zu fürchten haben. Sie bekommen das, was sie wollen,
umsonst.«
    Ihr
Gesicht wurde plötzlich schlaff, und ich hatte den Eindruck, daß alle Tränen,
die sie von dem Augenblick an, als sie von Carlyles Tod erfuhr, zurückgehalten
hatte, sich in einem kleineren Sturzbach Luft machten. Sie wandte sich schnell
von mir ab, vergrub das Gesicht in den Händen; und ich wartete lange Zeit, bis
sie ihre Selbstbeherrschung wiedergewann.
    »Das
war die erste Nettigkeit, die Sie zu mir gesagt haben«, erklärte sie mit
erstickter Stimme. »So was ist unfair, wenn man es nicht erwartet hat. Nun sehen
Sie, was Sie angerichtet haben!«
    »Es
gibt Tage, an denen ich meine eigenen Kräfte unterschätze«, gab ich zu.
    »Setzen
Sie sich doch noch mal hin, Rick Holman.« Sie betupfte sich die Augen mit einem
völlig unzulänglichen Taschentuch. »Aber zuerst schenken Sie mir etwas zu
trinken ein. Ich hab’s nötig.«
    Ich
ging zu der reichlich ausgestatteten Bar in der Ecke und entsann mich der
Regel: Im Zweifelsfall Cognac. Also goß ich etwas Napoleonisches Gewächs in ein
Glas und trug es zur Couch. Sie lächelte schwach, als sie es entgegennahm, und
nippte daran, während ich erneut in dem Polstersessel ihr gegenüber Platz nahm.
    »Ich
werde Ihnen ein kleines Geheimnis verraten«, sagte sie. »Ich habe Ihren Namen
sofort erkannt, als Sie ihn nannten. Lloyd erwähnte ihn einmal, nachdem er sich
mit Della August unterhalten hatte. Anscheinend wendet sich in dieser Stadt
jeder, der ernsthaft in der Tinte steckt, an Sie, und«, sie versuchte erfolglos
mit den Fingern zu schnippen, »Sie bringen alles in Null Komma nichts in
Ordnung.«
    »Das
ist ein bißchen übertrieben«, sagte ich bescheiden. »Manchmal brauche ich sogar
zwei Stunden dazu.«
    »Ich
habe es mir anders überlegt«, sagte sie nüchtern. »Ich werde dem Studio aus
meinem Schweigen kein Geschenk machen.«
    » Comme ci, comme ça .« Ich zuckte die Schultern.
    Sie
trank noch einen Schluck Cognac, trocknete die letzten Reste ihrer Tränen und
sah mich dann mit kaltem, entschlossenem Blick an. »Da war etwas, was Lloyd
innerlich immer verfolgt hat. Ich redete ihm zu, etwas dagegen zu tun, solange
er noch lebte, aber er wollte nicht. Und nun, da er tot ist, möchte ich nicht,
daß es ihn weiterverfolgt. Sie können ein Gespenst bannen, indem Sie die
Geschichte eindeutig aufklären.«
    »Was
denn?«
    »Es
handelt sich um seine dritte Frau, Gail.«
    »Die,
die gestorben ist?«
    »Sie
starb nicht einfach, sie brachte sich um; aber das Studio hielt es geheim, weil
sie keine negative Publicity wollten. Die wenigen Leute, die die Wahrheit
kannten, glaubten, Lloyd habe sie dazu getrieben, aber ich bin überzeugt, daß
es nicht so war.« Sie setzte sich gerade auf, und ihre dunklen Augen glühten in
plötzlichem Feuer. »Ich glaube deshalb nicht, daß er sie dazu getrieben hat,
weil ich nicht glaube, daß sie sich umgebracht hat. Ich glaube, daß sie
ermordet wurde.«
    »Sie
müssen doch einen Grund für diese Behauptung haben?« sagte ich dumpf.
    »In
Lloyds Leben hat es nie nur eine Frau gegeben, er war nicht dafür geschaffen.
Da mußte immer die kleine Frau zu Hause sein und zusätzlich die kleine Frau im
Liebesnest um die Ecke.« Sie trank ihr Glas leer und stellte das Glas auf die
Couchlehne neben sich. »Damals war er mit Gail verheiratet, und die kleine Frau
im Liebesnest um die Ecke war Vivienne.« Sie lächelte ohne jede
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