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Eine Witwe ohne Tränen

Eine Witwe ohne Tränen

Titel: Eine Witwe ohne Tränen
Autoren: Carter Brown
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Zentimeter oberhalb der Knie, aber
der Rest des tropischen Farbmusters schmiegte sich eng um ihren Körper, wobei
die schmale Taille, die runden Hüften und die langen, eleganten Oberschenkel
betont wurden. Mit einem Satz gelang es meiner Phantasie, sie nackt einen
verlassenen, mondbeschienenen Strand entlanglaufen zu sehen, mich selber in
hitziger Verfolgung hinter ihr, während uns die Palmen aufmunternd mit ihren
Wedeln zuwinkten. — »Sie sind nicht tot, ich habe gerade gesehen, daß Sie
atmen«, sagte sie in vorwurfsvollem Ton. »Also sprechen Sie, bitte.«
    »Ich
bin Rick Holman.«
    »Wen
interessiert das schon?«
    »Rick
Holman. — Und ich vertrete auf Grund einer kurzen Unterredung vor zwei Stunden
die Stellar-Filmproduktion«, erklärte ich. »Und wenn Sie Rita Quentin sind,
dann wird Sie das interessieren.«
    »Oh!«
Die vollen Lippen wurden schmal. »Dann ist es wegen Lloyd?«
    »Sie
haben es schon gehört?«
    »Seit
einer Stunde kommt nichts anderes im Radio.« Ihr Lächeln war keineswegs
belustigt. »Ein Glück, daß ich das Radio angeschaltet hatte; wie sollte eine
Geliebte sonst vom Tod ihres Herrn und Meisters erfahren?«
    »Sehr
wahr«, pflichtete ich bei.
    »Sie
sind ein herziges Miststück, nicht wahr?« Sie öffnete die Tür ein wenig weiter.
»Kommen Sie herein und entfalten Sie Ihre Widerwärtigkeiten im Wohnzimmer, da
haben Sie mehr Spielraum.«
    Ich
folgte ihr ins Wohnzimmer, das ausreichend groß war, um Orgien abzuhalten, und
dazu passend möbliert — alles üppige Seide, Satinbezüge und Polstersessel. Die
Couch war für ein Filmepos geschaffen, das zusätzlich tausend Sklavinnen
erforderte. Ich sank in den nächsten Sessel und zündete mir eine Zigarette an,
während sie mit unter der Brust verschränkten Armen stehen blieb und mich
ansah, als sei ich für das menschliche Dasein verantwortlich.
    »Es
wurde behauptet, es sei ein Autounfall oben in den Bergen gewesen?« Ihre Stimme
klang fragend.
    »Er
fuhr zu schnell in eine Kurve und prallte gegen einen Baum«, sagte ich. »Soviel
ich gehört habe, war er sofort tot.«
    »Wann
ist es passiert?«
    »Heute
früh gegen zehn Uhr.«
    »Und
jetzt ist es ungefähr halb drei Uhr nachmittags, und Sie sind bereits als
Vertreter seines Studios hier. Sie müssen wirklich ein ganz dringendes Anliegen
an mich haben.«
    »So,
wie man dort die Sache ansieht, ist Schweigen Gold«, sagte ich.
    »Sie
meinen, es würde sich als Nachruf nicht besonders gut ausnehmen, wenn da > Hinterläßt seine Frau, zwei Ex-Frauen und eine Geliebte<
stände?«
    »So
ungefähr.« Ich nickte.
    Das
Kleid mit den Falbeln raschelte geschäftig, als sie sich mir gegenüber auf die
Couch setzte und die schönen Beine übereinanderschlug. Ihre dunklen Augen
betrachteten mich aufmerksam. »Sie sind ein lausiger Reisender, Rick Holman.«
    »Es
dreht sich um Einkauf«, erklärte ich ihr.
    Ihre
Brauen hoben sich eine Spur. »Wirklich?«
    »Man
ist im Begriff, Lloyd Carlyle unsterblich zu machen«, sagte ich gleichmütig.
»Weil er ein großer Star am Filmhimmel war, und auch, weil sein Studio noch
seinen letzten Film herausbringen wird.«
    »Ich
verstehe nicht.« Ihr Stimme klang zurückhaltend. »Ganz sicher stehen Sie nicht
auf der Seite der anderen, und auf meiner können Sie nicht sein. Auf wessen
Seite sind Sie also nun wirklich?«
    »Ich
bin neutral«, sagte ich wahrheitsgemäß. »Das Ganze gefällt mir nicht besonders.
Ich würde es nicht tun, wenn man mir nicht so viel Geld dafür bezahlen würde.
Sagen Sie mir also, was Sie verlangen, wenn Sie über Ihre Beziehung zu Carlyle
den Mund halten; und ich werde es meinen Auftraggebern ausrichten. Auf diese
Weise springt für uns beide etwas heraus.«
    »Sentimental
sind Sie nicht gerade. Oder?«
    »Nein«,
bestätigte ich. »Aber die Stellar ist auch nicht gerade ein sentimentales
Studio. Genau besehen kann ich mir auch nicht vorstellen, daß Sie eine sehr
sentimentale Ex-Geliebte sind.«
    Sie
errötete leicht. »Ich bin sechsundzwanzig Jahre alt; Lloyd war vor drei Monaten
achtundfünfzig geworden, also haben Sie recht, was die Sentimentalität
anbetrifft. Haben Sie je Vivienne, seine Frau, kennengelernt? Sie ist
fünfundzwanzig.«
    »Bitte?«
sagte ich. »Ich bin nicht vorbeigekommen, um zu moralisieren. Sie brauchen mir
lediglich zu sagen, wieviel Sie fordern, und ich
werde es meinen Auftraggebern mitteilen.«
    »Eine
Million?«
    »Das
ist nicht drin.«
    »Eine
halbe?«
    Ich
schüttelte den Kopf, und so versuchte sie es
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