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Eine verboten schoene Frau

Eine verboten schoene Frau

Titel: Eine verboten schoene Frau
Autoren: Yvonne Lindsay
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Art, wie Sie das Licht eingefangen haben.“
    „Das Licht?“ Oh Gott, sie klang wie die letzte Idiotin.
    „Kommen Sie, ich zeige es Ihnen.“
    Noch bevor sie etwas erwidern konnte, war er bereits aufgestanden und hatte nach ihrer Hand gegriffen. Die Wärme seiner Finger fühlte sich seltsam richtig an. Er hielt ihre Hand nur leicht in seiner, ließ aber keinerlei Anzeichen erkennen, dass er sie bald wieder loslassen wollte. Sie protestierte nicht, als er sie die flachen Stufen hinunter und den Weg zurück zu ihrer Staffelei mit dem halbfertigen Bild darauf führte.
    „Eigentlich liegt es eher daran, wie Sie das Licht nicht eingefangen haben.“ Marcus deutete auf die getupfte Fläche aus satten frühherbstlichen Farbtönen. „Sehen Sie? Hier und hier. Wo sind das Licht, die Sonne, die Wärme? Woher kommt es? Wo ist dieser letzte Kuss des Sommers?“
    Sie begriff sofort, was er meinte, und begann etwas Farbe auf der Palette zu mischen. Sie griff nach einem sauberen Pinsel und widmete sich dem Bild.
    „So?“ Sie trat zurück.
    „Ja, genau so. Sie kennen sich aus. Wie konnte Ihnen das entgehen?“
    „Ich vermute, das Licht hat in meinem Leben jetzt lange Zeit gefehlt“, entgegnete sie, ohne nachzudenken. „Und ich habe aufgehört, danach zu suchen.“

2. KAPITEL
    Marcus spürte ihre tiefe Trauer. Aber jetzt musste er seinen Vorteil ausnutzen. Er hatte monatelang darauf hingearbeitet, an Avery Cullens gut trainierten Wachhunden vorbeizukommen, und er würde seinen Vorteil jetzt nicht vertun.
    Er war so nah dran. Wenn er das Recht bekommen würde, die Cullen-Sammlung bei Waverlys zu verkaufen, wäre sein Aufstieg zum Partner im Auktionshaus nur noch eine Formsache. Und noch wichtiger: Damit wäre er einen gewaltigen Schritt weiter darin, das zurückzugewinnen, was seiner Familie gehörte.
    „Es ist hart, ein Elternteil zu verlieren.“ Er legte genau die richtige Dosis Mitgefühl in seine Stimme.
    Sie nickte kurz, und er bemerkte, wie ihre blauen Augen feucht schimmerten, bevor sie den Kopf abwandte und dem Gemälde ein paar Pinselstriche hinzufügte. Das hier war falsch. Ein Gentleman würde ihre Trauer nicht so ausnutzen – aber er war kein Gentleman, wenigstens nicht von Geburt her. Und auch wenn er wusste, was das Richtige in dieser Situation war, so spürte er auch, wie nah er dem Sieg war. So nah, dass er ihn fast schon greifen konnte.
    Ihre schmalen Schultern hoben und senkten sich wieder, als sie tief durchatmete. „Dieses Bild bedeutet mir so viel. Der Garten hier war der absolute Lieblingsort meines Vaters, besonders im Herbst. Er hat immer gesagt, dass er sich hier meiner Mutter nahe fühlte. Sie haben auch Ihren Vater oder Ihre Mutter verloren?“ Averys Stimme zitterte leicht.
    „Beide.“
    Das entsprach nicht ganz der Wahrheit. Er hatte seine Mutter verloren, noch bevor er sich erinnern konnte, aber sein Vater lebte noch – irgendwo. Der Mann hatte klar den Preis genannt, zu dem er sich von Marcus fernhalten würde – einen Preis, den Marcus’ Großvater gern gezahlt hatte. Und bis jetzt hatte er sein Versprechen überraschenderweise auch gehalten.
    Mitgefühl stand in ihren Augen. „Das tut mir leid, Marcus.“
    Und er wusste, sie meinte auch, was sie sagte. Er spürte ein leichtes Schuldgefühl, als er ihr Mitleid entgegennahm. Er hatte seine Eltern nie kennengelernt. Seine Mutter war drogenabhängig gewesen und hatte ihn im Gefängnis zur Welt gebracht. Als er zwei Jahre alt war, war sie an eben diesen Drogen gestorben. Und sein Vater war in der ganzen Welt umhergezogen und immer nur aufgetaucht, um noch mehr Geld aus Marcus’ Großvater herauszupressen im Austausch dafür, sich aus Marcus’ Leben herauszuhalten. Schließlich hatte der alte Mann seinen ihm teuersten Besitz verkauft, um den Partner seiner verstorbenen Tochter für immer loszuwerden. Und das hatte nun Marcus hierher in Averys Garten geführt.
    Er zuckte mit den Schultern. Er konnte nichts daran ändern, wer seine Eltern gewesen waren. Aber er konnte wiedergutmachen, was sie seinem Großvater angetan hatten. Und das bedeutete, das Bild zurückzubekommen, zu dessen Verkauf sein Großvater nie hätte gezwungen werden dürfen.
    „Das ist lange her. Aber danke.“ Er drückte sanft ihre Schulter.
    Obwohl es eine leichte und kurze Berührung war, verbrannte ihn die Hitze ihres Körpers, die er durch ihr T-Shirt hindurch spürte. Er zwang sich, die Hand wegzuziehen und trat ein Stückchen zurück. Er hatte schon gemerkt,
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