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Eine unberührte Welt - Band 4 (German Edition)

Eine unberührte Welt - Band 4 (German Edition)

Titel: Eine unberührte Welt - Band 4 (German Edition)
Autoren: Andreas Eschbach
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es nur, wie er mich dauernd umherkommandiert – tu dies, tu das! O Gott! Und dauernd versucht er, mich zu verkuppeln. Als ob ich wer weiß wie hässlich wäre und trickreich an den Mann gebracht werden müsste.«
    »Also hässlich bist du nicht«, entfuhr es Tonak, der fast rot wurde, als ihm die Kühnheit seines spontanen Ausrufs zu Bewusstsein kam. »Entschuldige.«
    »Wieso denn, ist doch ein nettes Kompliment«, kicherte das Mädchen belustigt und schlug dann vor: »Magst du ein bisschen mit mir durch den Park spazieren?«
    »Ja, gern. Ich muss nur meinen Teller irgendwo hinstellen.«
    Als sie die Treppen hinuntergingen, die in den Park führten, betrachtete er sie verstohlen von der Seite. Sie hatte langes schwarzes Haar und ziemlich dunkle, samtene Haut. Vielleicht sechzehn, schätzte er. Sie wirkte irgendwie praktisch und lebenserfahren.
    »Was ist das für ein Mann, den deine Schwester geheiratet hat?«, fragte er, mehr aus dem Wunsch heraus, als gewandter Gesprächspartner zu erscheinen, als aus wirklichem Interesse.
    »Bjoot?« Sie gluckste. »Diese blasse Type? Dieser zum Erbrechen langweilige Kleiderständer? Dieser Inhaber der einzigen vakuumgefüllten Hirnschale auf diesem Planeten? Er arbeitet in irgendeinerVerteilungsbehörde, und wahrscheinlich rechnet er sich jetzt Karrierechancen aus, weil seine Schwiegermutter im Rat der Regierung sitzt.«
    »Du kannst ihn wohl nicht leiden?«
    »Ach, merkt man das? Nein, ich kann ihn nicht ausstehen. Der Junge, mit dem Alaina die ganzen Jahre vorher zusammen war, der war wirklich nett. Den hätte sie nehmen sollen. Aber mit dem gab es genetische Probleme; die beiden hätten keine Genehmigung für Kinder bekommen.«
    »Deswegen hätte sie ihn aber doch heiraten können.«
    »Zufällig ist Alaina verrückt danach, Kinder zu kriegen. Und Bjoot muss, so blöd er auch aussieht, der Träger geradezu fantastischer Gene sein. Mit ihm hat sie die Konzession für zwei Kinder gekriegt.« Gham’bia seufzte. »Jedenfalls hoffe ich, dass sie ihn wenigstens aus diesem Grund geheiratet hat und nicht, weil sie an galoppierender Geschmacksverirrung erkrankt ist.« Sie sah ihn keck von der Seite an. »Und du bist also der Tonak, der die ganzen alten Bücher liest.«
    »Jeder scheint hier über mich Bescheid zu wissen«, wunderte sich Tonak. Er wusste nicht so recht, ob er sich geschmeichelt oder unwohl fühlen sollte.
    »Ich glaube, meine Mutter und deine Mutter telefonieren ziemlich viel miteinander. Und am Esstisch verkündet sie dann immer die neuesten Nachrichten aus Europa«, erklärte Gham’bia. »Das mit den Büchern finde ich echt interessant. Woher bekommst du die denn? Ich wüsste gar nicht, wo ich hier Bücher auftreiben sollte. Wenn mich etwas interessiert, frage ich es aus der Datenbank ab; das ist doch viel praktischer.«
    »Bei uns im Wohnbereichszentrum gibt es eine Bibliothek; dorthin gehe ich immer zum Lesen«, erzählte Tonak.
    »Und dort gibt es so alte Bücher? Dreihundert Jahre alt?«
    »Ja. Manche sind sogar über vierhundert Jahre alt. Man darf sie nur in einem speziellen Lesesaal lesen, weil sie unerhört wertvoll sind.«
    »Ist ja witzig. Ich muss mich glatt mal erkundigen, ob es so was bei uns nicht auch gibt.«
    »Bestimmt.«
    »Und was für Bücher liest du da? Abenteuerromane, sagt meine Mutter, aber ich kann mir darunter nichts vorstellen.«
    Tonak holte tief Luft. »Das sind spannende Erzählungen aus den Zeiten, als die verschiedenen Gegenden der Erde entdeckt und erstmals bereist wurden. Marco Polo … Jack London … Robinson Crusoe … Karl May … über die Konquistadoren, die Wikinger, die Ritter, die Großwildjäger …«
    »Merkwürdig. Und das gefällt dir?«
    »Ja, es ist einfach aufregend. Ich versuche immer, mir vorzustellen, was das für Zeiten gewesen sein müssen, als jemand zu einem anderen Erdteil aufbrechen konnte, über den er so gut wie nichts wusste. Manche zogen los und fanden sagenhafte Schätze, oder unbekannte Völker, oder sie entdeckten Tiere, die bis dahin unbekannt gewesen waren …«
    »Das muss ziemlich gefährlich gewesen sein, oder?«
    »Natürlich, das ist ja das Abenteuerliche daran: dass sie sich in Gefahr begaben und sie doch bewältigten, mit ihrer eigenen Kraft und Klugheit. Heutzutage ist das überhaupt nicht mehr möglich. Heute sieht es überall auf der Welt gleich aus, die ganze Erde ist eine Art Parklandschaft geworden, sauber, gepflegt und ungefährlich. Alles Leben läuft nur noch in geregelten
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