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Eine skandalöse Versuchung

Eine skandalöse Versuchung

Titel: Eine skandalöse Versuchung
Autoren: Stephanie Laurens
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stehen, so als wolle er nach einem Freund Ausschau halten. Leonora ging einige Meter hinter ihm, einen leeren Korb über dem Arm wie eine Blumenverkäuferin, die am Ende eines erfolgreichen Tages langsam nach Hause schlenderte. Noch etwas dahinter kam Jeremy, missmutig vor sich hin trottend, so als würde er von der Welt um sich herum nichts mitbekommen.
    Schließlich erreichte Tristan den Parkeingang, der als Queen Anne’s Gate bekannt war. Er lehnte sich gegen den Stamm eines nahen Baumes und gab mit mürrischer Miene vor zu warten. Leonora blieb, ihren Anweisungen entsprechend, etwas weiter zurück. Am Weg, der vom Queen Anne’s Gate aus in den Park hineinführte, stand eine schmiedeeiserne Bank; Leonora nahm Platz und streckte bequem ihre Beine aus, während sie den leeren Korb locker auf den Knien ruhen ließ. Ihr Blick wanderte über die baumbestandenen Rasenflächen, die zum Kanal hinüberführten.

    Auf der nächsten Bank saß ein alter, weißhaariger Mann, der von einer Vielzahl schlecht zusammenpassender Jacken und Schals regelrecht erdrückt wurde. Humphrey. Etwas näher beim Kanal, aber in direkter Linie zum Tor, entdeckte Leonora eine wohlbekannte karierte Schirmmütze, die sich Deverell tief ins Gesicht gezogen hatte; er saß gegen einen Baum gelehnt, vermeintlich schlafend.
    Scheinbar ohne irgendwem die geringste Beachtung zu schenken, schlurfte Jeremy an ihr vorüber; er verließ den Park durch das besagte Tor, überquerte die Straße und spähte in das Schaufenster eines Herrenschneiders.
    Leonora wiegte ihren Korb ein wenig auf den Knien hin und her und fragte sich, wie lange sie wohl warten müssten.
    Es war ein schöner Tag. Nicht sonnig, aber angenehm genug, um zahlreiche Menschen in den Park zu locken, die sich an der Natur erfreuen wollten. Genug, dass ihre kleine Bande nicht weiter auffiel.
    Duke hatte den Ausländer nur in groben Zügen beschreiben können; wie Tristan einigermaßen bissig bemerkt hatte, passte seine Beschreibung auf so ziemlich jeden Ausländer nordländischer Herkunft, der sich zurzeit in London aufhielt. Nichtsdestotrotz hielt Leonora die Augen auf und studierte ungeniert die vorübergehenden Passanten, so wie es eine Blumenverkäuferin, die ihr Tagewerk vollbracht hatte, wohl tun mochte. Sie bemerkte einen Gentleman, der vom Kanal her den Weg entlang auf sie zukam. Er war sehr sorgfältig gekleidet, trug einen grauen Anzug und Hut sowie einen Stock, den er steif in der Hand hielt. Irgendetwas an ihm erregte ihre Aufmerksamkeit, eine vage Erinnerung, seine Art, sich zu bewegen. Dann fiel ihr wieder ein, wie Dukes Vermieterin den ausländischen Herrn beschrieben hatte. Als hätte man ihn an einen Stock gebunden .
    Es musste der Mann sein.
    Er kam an ihr vorüber, wandte sich dann seitlich vom Weg ab und ging etwa in die Richtung, wo Tristan, den Blick zum Tor gewandt,
wartete und sich ungeduldig auf den Oberschenkel schlug. Der Gentleman zog eine Uhr aus der Tasche und warf einen prüfenden Blick darauf.
    Leonora starrte Tristan an; sie war sich sicher, dass er den Mann nicht bemerkt hatte. Sie legte ihren Kopf schräg, so als wäre ihr Tristan gerade zum ersten Mal ins Auge gefallen, zögerte kurz, als würde sie mit sich selbst verhandeln, und stand dann auf, um mit schwingendem Korb und schwingenden Röcken auf ihn zuzuschlendern.
    Er warf ihr einen Blick zu und richtete sich auf, während sie an seine Seite trat.
    Tristans Blick wanderte flüchtig an ihr vorbei, entdeckte den Mann und kehrte dann unverzüglich zu ihr zurück.
    Sie lächelte und stieß ihn spielerisch mit der Schulter an, während sie sich beharrlich näher an ihn heranschob in der Hoffnung, eine Begegnung dieser Art, wie sie sie häufig beobachtet hatte, glaubhaft nachzuspielen. »Tu einfach so, als würde ich dir eine kleine Tändelei versprechen, um deinen Tag ein wenig zu versüßen.«
    Er lächelte sie immer breiter an, bis das Grinsen schließlich seine Zähne preisgab, doch seine Augen blieben kalt. »Was soll das hier werden?«
    »Das da drüben ist unser Mann, und Duke und Charles werden auch jeden Moment hier auftauchen. Ich beschaffe uns gerade einen äußerst glaubhaften Vorwand, damit wir den Park gemeinsam verlassen können.«
    Seine Mundwinkel blieben hochgezogen; er schlang einen Arm um ihre Hüfte und zog sie näher zu sich heran, während er seinen Kopf herabneigte, um ihr zuzuflüstern: »Du wirst aber nicht mitkommen.«
    Sie strahlte ihn an, tätschelte seine Brust. »Solange dieser
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