Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine skandalöse Versuchung

Eine skandalöse Versuchung

Titel: Eine skandalöse Versuchung
Autoren: Stephanie Laurens
Vom Netzwerk:
gesetzt wurde.
    Tristan blickte zu Jeremy hinüber. »Haben Sie die endgültige Formel ausfindig machen können?«
    Jeremy grinste. Er griff nach einem Blatt Papier. »Ich habe sie gerade abgeschrieben. Sie stand fein säuberlich notiert in A.J. Curruthers Tagebüchern. Ein jeder hätte sie finden können.« Er reichte Tristan den Zettel. »Das Ergebnis war zweifellos zur Hälfte Cedrics Verdienst, doch ohne Miss Carruther und ihre Aufzeichnungen wäre es uns verdammt schwergefallen, das Ganze sinnvoll zusammenzusetzen.«
    »Zweifellos. Aber wirkt das Ganze auch?«, fragte Jonathon. Er hatte während des Verhörs kein Wort gesagt, nur alles still in sich aufgenommen. Tristan reichte ihm das Blatt; er warf einen Blick darauf.
    »Ich bin kein Pflanzenkundler«, erwiderte Jeremy. »Aber wenn das, was Ihre Tante als Ergebnis festgehalten hat, wirklich zutrifft, dann hilft diese Salbe tatsächlich, das austretende Blut einer Wunde zum Gerinnen zu bringen.«
    »Und zwei Jahre lang lag diese Formel in York achtlos herum.
« Tristan musste unwillkürlich an das Schlachtfeld von Waterloo denken, doch rasch verbannte er die Erinnerung aus seinem Kopf. Stattdessen wandte er sich Leonora zu.
    Sie begegnete seinem Blick, drückte seine Hand. »Wenigstens haben wir sie jetzt.«
    »Nur eines verstehe ich nicht«, warf Humphrey ein. »Wenn dieser Ausländer so versessen darauf war, diese Formel in die Finger zu bekommen, und sogar Leute beauftragt hat, Jonathon umzubringen, warum hat er sich die Formel dann nicht selbst besorgt?« Humphrey zog seine buschigen Brauen hoch. »Soll nicht heißen, dass ich nicht verdammt froh darüber bin, dass er es nicht versucht hat. Duke Martinbury war schon schlimm genug, aber wenigstens leben wir noch.«
    »Die Antwort beruht zweifellos auf einer jener diplomatischen Feinheiten.« Tristan stand auf und rückte sein Jackett zurecht. »Wenn ein ausländischer Botschaftsangehöriger in einen Überfall oder gar in einen Mord an einem jungen Mann aus dem Norden verwickelt ist, wäre die Regierung darüber gewiss nicht erfreut, würde aber großmütig ein Auge zudrücken. Hätte dieser besagte Ausländer hingegen mit einem Einbruch und tätlichen Übergriffen in einem reichen Londoner Stadtteil zu tun, noch dazu in einem Haus, in dem zwei renommierte Wissenschaftler leben, wäre die Regierung sicherlich weitaus empörter und alles andere als bereit, den Zwischenfall großzügig zu ignorieren.«
    Tristan sah sie alle der Reihe nach an; sein Lächeln war kalt und zynisch. »Ein Überfall auf persönliches Eigentum nahe dem Regierungsviertel würde unweigerlich einen diplomatischen Zwischenfall auslösen; daher war Duke eine notwendige Figur in diesem ganzen Spiel.«
    »Und was geschieht nun weiter?«, fragte Leonora.
    Er zögerte und blickte ihr in die Augen, dann lächelte er fast unmerklich, allein für sie. »Nun müssen wir - Charles, Deverell und ich - diese Information an die entsprechende Stelle weiterleiten und sehen, was man diesbezüglich zu tun gedenkt.«

    Sie starrte ihn an. »Du meinst deinen ehemaligen Vorgesetzten?«
    Er nickte und richtete sich auf. »Wenn es Ihnen allen recht ist, treffen wir uns morgen früh hier zum Frühstück, und dann werden wir sehen, wie wir weiter vorgehen werden.«
    »Ja, natürlich.« Leonora berührte zum Abschied seine Hand.
    Humphrey nickte überschwänglich. »Bis morgen.«
    »Unglücklicherweise wird Ihr Treffen mit der Kontaktperson bei der Regierung wohl bis morgen früh warten müssen.« Jeremy wies mit dem Kopf zur Uhr auf dem Kaminsims. »Es ist schon nach zehn.«
    Tristan, der bereits auf dem Weg zur Tür war, drehte sich um und lächelte, während er nach dem Knauf griff. »Keineswegs. Der Staat schläft nicht.«
     
    Der Staat hieß in diesem Fall Dalziel.
    Sie kündigten ihr Erscheinen vorher an; nichtsdestotrotz mussten die drei Männer geschlagene zwanzig Minuten im Vorzimmer des Agentenführers warten, ehe sich die Tür öffnete und Dalziel sie zu sich hereinwinkte.
    Während die Männer vor dem Schreibtisch Platz nahmen, ließen sie flüchtig ihre Blicke schweifen, dann sahen sie einander an. Es hatte sich nicht das Geringste verändert.
    Auch Dalziel nicht. Er trat um den Schreibtisch herum. Er hatte dunkle Haare, dunkle Augen und kleidete sich stets mit einer schlichten Strenge. Sein Alter war außergewöhnlich schwer zu schätzen; als Tristan angefangen hatte, für seine Abteilung zu arbeiten, war er davon ausgegangen, dass Dalziel deutlich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher