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Eine mörderische Karriere

Eine mörderische Karriere

Titel: Eine mörderische Karriere
Autoren: Ellen Godfrey
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Kleid. Vielleicht genau das, was man trägt, um einen Mörder anzulocken. Was weiß ich? — Ich möchte jedenfalls einen Drink. Ich hole dir einen Scotch .« Er ging schnell in die Küche, erschüttert, als bringe die Erinnerung an Georgia und ihr weißes Kleid wieder alles zurück.
    Jane stand rasch auf und ging in die Garage. Da war Simons Wagen, der blaue BMW. Und da war Georgias Auto, ein Volvo-Kombi. Jane spähte hinein. Sie öffnete die Tür und schaute auf den Vordersitz, den Rücksitz. Was suchte sie? Mit Sicherheit hatte die Polizei den Wagen schon viel gründlicher untersucht, als sie es jemals könnte. Sie schloß die Tür wieder und schaute sich in der Garage um. Da standen Skier, Skistiefel und Skistöcke auf langen Regalbrettern. Die beiden Rennräder, teuer und elegant, das Damenrad vernachlässigt, das Herrenrad glänzend und in gutem Zustand, hingen an Trägern. Es gab Luftpumpen, Radhelme und Schutzbrillen, Flickzeug, Werkzeug, Schneeschaufeln, einen elektrischen Rasenmäher, sorgfältig instand gehalten und sauber. Da waren Säcke mit Kalk und Dünger und Ständer mit Gartenwerkzeugen. Gummistiefel und verdreckte Tennisschuhe und Stapel von schmutzigen Gartenhandschuhen. Jane warf noch einen letzten Blick auf Georgias Wagen. Dann ging sie wieder hinaus, in den Garten. Simon kam mit einem Tablett mit Drinks und Kartoffelchips aus dem Haus.
    »Tut mir leid«, sagte Jane mit großer Anstrengung zu ihm. »Plötzlich fühle ich mich nicht besonders. Es ist alles zu viel... Ich gehe nach Hause. Entschuldige.«
    »Jane! Du siehst schlimm aus, du bist ganz blaß. Ich glaube, du solltest dich lieber hinsetzen.«
    »Nein, ich gehe nach Hause. Jetzt gleich. In den letzten Tagen mußte ich zu viele Schocks verkraften. Ganz plötzlich kann ich nicht mehr.« Sie drehte sich um und rannte fast die Einfahrt hinunter zur Straße.
    Simon kam ihr nicht hinterher.

Barrodale stimmte Jane zu . »ja, das ist richtig. Soweit ich weiß, war die einzige Person, die sich klar erinnert, Georgia auf der Party gesehen zu haben, ihr Mann. Er sagte, er habe sie kurz vor ihm ins Haus gehen sehen. Doch viele der Partygäste haben ihre Anwesenheit erwähnt, sie können sich nur nicht genau erinnern. Das ist nicht weiter erstaunlich, wissen Sie.«
    Sie saßen im Pausenraum der Abteilung Kapitalverbrechen auf der Yonge Street. Ringsum kamen und gingen Polizisten in Zivil, holten sich Kaffee in Tassen oder Plastikbechern, scherzten und lachten. Der Tisch war, wie Jane feststellte, übersät mit langen dünnen Kratzern, die wie flache Messerkerben aussahen.
    »Nun, ich finde es aber erstaunlich«, sagte Jane. »Niemand erinnert sich, was sie anhatte. Das ist das Merkwürdigste. Niemand erinnert sich an ein bestimmtes Gespräch. Wenn Sie Georgia gekannt hätten, dann würde Ihnen auffallen, wie unwahrscheinlich das klingt. Man konnte sich keine zehn oder auch nur fünf Minuten mit Georgia unterhalten, ohne sich später daran zu erinnern.«
    »Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Wenn niemand sich erinnert, was Georgia anhatte oder was sie sagte oder tat, war sie vielleicht gar nicht dort.«
    »Ich komme nicht ganz mit, Jane. Selbst wenn es eine Lüge war, daß ihr Mann sie reingehen sehen haben will — sicher, das ist möglich — , wie kommt es dann, daß jeder, mit dem wir reden, sich erinnert, sie dort gesehen zu haben?«
    »Ich weiß, es klingt unwahrscheinlich«, sagte Jane unglücklich. »Aber angenommen, Simon hat nur den Eindruck erweckt, daß sie da war. Wissen Sie, wenn er mit den Leuten sprach, fragten sie natürlich nach ihr. Und er sagte: >Oh, Georgia ist in der Küche und beschwert sich über das Essen.< Und dann hatten sie eine schwache Erinnerung an Georgia auf der Party, wie sie sich über das Essen beschwert. Wenn Sie nachhakten, konnten sie sie nicht beschreiben, weil sie sie nicht wirklich gesehen hatten. Manchmal habe ich Bilder von Dingen im Kopf, die Leute mir erzählt haben, und sie sind genauso intensiv, als hätte ich es selbst gesehen. Schließlich, wenn genügend Zeit vergangen ist, glaube ich dann unter Umständen sogar, daß ich es selbst gesehen habe. Also hat Simon vielleicht mit allen über Georgia geredet, als ob sie dort wäre, und hat alle glauben gemacht, sie wäre da. Jedenfalls ist das für mich die einzig logische Erklärung.«
    Sie erzählte Barrodale von Simon und Ariela und von Simons Übelkeit. »Ich kann nicht glauben, daß Simon so etwas getan hätte, ganz gleich wieviel er getrunken hatte, wenn
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