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Eine Liebe zu sich selbst, die glücklich macht (German Edition)

Eine Liebe zu sich selbst, die glücklich macht (German Edition)

Titel: Eine Liebe zu sich selbst, die glücklich macht (German Edition)
Autoren: Margarete Mitscherlich
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ganze Roman hat viele märchenhafte oder auch allegorische und surreale Züge. Das macht ihn so sympathisch, man hat selten Angst um die Personen, obwohl die drei Schwestern – d.h. die gespaltene Christina – unentwegt zum »Ritt über den Bodensee« antreten.
    Hat der Roman psychologische Hintergründe, hat er autobiographische Anteile? Ich würde annehmen: ja. Aber so gut wie nie wird direkt psychologisch argumentiert, Psychologie kommt nur in Spiegelung und Spaltung vor, d.h. in der äußeren Darstellung innerseelischer Vorgänge. Der Leser wird in ein wunderbar und sehr real beschriebenes Berliner Milieu versetzt, ganz im Gegensatz zum »irreal« anmutenden Geschwisterpaar Trixi und Klara. Die Originalität des Romans besteht in der Drei-Teilung der Person, die uns eher als Spaltung in zwei Teile bekannt ist, nämlich als präödipale Störung. Durch die Drei-Teilung bekommt der Roman einen ödipalen Anstrich, d.h., er schreitet fort zu einer lebendigen Gemeinschaft, in der das Tor zur Welt, zum Dritten aufgeschlossen wird. Nur so kann das Paar Stella und Ben aus einer allzu vollkommenen, quasi geklonten Welt ausbrechen, um lebendiger, unvollkommener, offener für das »andere«, das »Nicht-Identische« zu sein.
    Also, die Hauptperson Christina macht aus eins drei, eine schöpferische Leistung. Aber hilft Christina sich damit selbst, oder hilft nur ihr Feldversuch dem glücklichen Paar, das lernt, sich in Frage zu stellen, Irrtümer zu korrigieren, sich aus seiner Fassadenexistenz zu befreien? Obwohl das Paar – dessen wechselseitige Beziehung und die zu seinem Freundeskreis – blasser bleibt als das rasante Geschwisterpaar, gerät es doch in Bewegung. Die Kränkung, die es erfährt, und deren seelische Folgen werden aber nie zum Gesprächsthema.
    Schon zu Beginn in der ersten Begegnung zwischen Christina und Stella wird szenisch gezeigt, was die Ursache dafür ist, dass Christina ihren aus jenem Unglück herrührenden traumatischen Konflikt am »vollkommenen Paar« ausagieren muss. Es bleibt ungeklärt, wem Christina mit ihrer raffinierten Dreier-Spaltung die Augen öffnen will: dem Vater oder der verstorbenen Mutter, deren Tod er verschuldet hat, denn es ist Stella, der sie die größten Schmerzen zufügt. Aber es scheint für sie immer um drei Personen zu gehen, sie spaltet sich in drei Schwestern, die identisch und doch so wenig identisch sind. Warum drei?
    Ein Dialog zwischen zwei Personen kann, wenn er Sinn macht, etwas Neues hervorbringen, eine Erkenntnis, eine Änderung im Denken, im Wesen, im Leben des Menschen. Die Beziehung zwischen zwei Geschlechtern, Mann und Frau, bringt etwas Neues hervor, ein Kind, das etwas ganz anderes zu leben vermag, etwas Neues darstellt. Das Erleben des Kindes in seiner Stellung zwischen Vater und Mutter reift an dem Konflikt mit dem Vater, mit der Mutter, mit seiner eigenen Seele in der äußeren wie inneren Beziehung zu diesen beiden Personen und ebenso auch die Eltern. Aber was ist mit Christina, der Drei-Teiligen? Sie steht zum Schluss ziemlich leblos lächelnd, das glückliche Paar erwartend, am Flughafen, gemeinsam mit dem ähnlich farblos gebliebenen Ulrich. Die Schwester zu dritt war spannend, Christina allein scheint mir für das Erwachsenwerden einen zu hohen Preis bezahlt zu haben.
    Also auf zum spannenden Spiel mit Identitäten!

Sich selbst erforschen – die anderen verstehen
Zur Autobiographie der Psychoanalytikerin Helene Deutsch
    Helene Deutsch, 1884 geboren, war eine Schülerin Sigmund Freuds. Ihre 1975 auf Deutsch erschienenen Memoiren Selbstkonfrontation [47] seien, so schreibt sie, im Grunde eine Ergänzung ihrer Autobiographie, die verdeckt in ihrem zweibändigen Werk »Psychologie der Frau« [48] bereits enthalten ist. Man kann hinzufügen, dass Deutschs Bedürfnis, sich mit sich selber auseinanderzusetzen, durch Selbstdarstellung sich verstehen zu lernen oder durch Erforschung der Probleme ihrer Patienten die eigenen Schwierigkeiten klarer zu sehen, in ihren zahlreichen Arbeiten eine nicht unbedeutende Rolle spielt. Sie scheut sich auch nicht, auf wissenschaftlichem, politischem oder weltanschaulichem Terrain ihre Meinung dezidiert und für manche oft allzu gefühlvoll oder einseitig zu äußern. Sie macht aus ihrem Herzen keine Mördergrube, die Sympathien und Antipathien für ihre Zeitgenossen werden offen geäußert, sicher nicht immer zu deren Freude.
    Die Darstellung ihrer mitmenschlichen Beziehungen vermag kaum Verzerrungen, wie sie bei
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