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Eine Liebe in Paris

Eine Liebe in Paris

Titel: Eine Liebe in Paris
Autoren: Ellen Alpsten
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über mit Tätowierungen übersät waren.
    »Sucht euch ein Tier aus, Mädchen«, sagte er mit einem starken Akzent.
    »Was willst du, Ava?«
    »Ich nehme den weißen Elefanten.«
    »Okay, dann nehme ich den Rappen.«
    Ich musste lachen, als ich mich auf den Elefanten setzte und die Sonne kurz zwischen den grauen Wolkenbergen hervorsah. Meine Haut prickelte, die Musik setzte ein, und Camille und ich lachten noch mehr, als das Karussell sich zu drehen begann. Wir lachten so, dass die Leute um das Karussell herum stehen blieben und uns beim Drehen und beim Lachen zusahen. Das Karussell drehte sich schneller und schneller, ihre Gesichter verwischten und vermischten sich und ich musste kurz die Augen schließen und mich an den Elefantenohren festhalten. Als ich meine Augen wieder öffnete, war der Gesichterbrei vor lauter Schwindel noch immer da, doch in seiner Mitte behielt ein einziges Gesicht seine feste Form. Es war ein Gesicht mit Augen, die glänzten wie
Crême Brulée
, und einem schönen, weichen Mund, der eigentlich zum Küssen und zum Lachen einlud. Aber jetzt lachte dieser Mund nicht und die glänzenden Augen blickten mich hart wie Bronze an.
    Wolff stand dort im grauen Kies der
Tuilierien
neben dem Karussell und sah uns so streng zu, dass mir gleich noch viel schwindeliger wurde.

Ich schloss die Augen. Das musste ein Traum sein, in dem ich durch einen Zufall ebenfalls auf einem Karussell saß und sich meine Ohren ebenfalls mit Jahrmarktsmusik füllten. Natürlich war es ein Traum und kein verrückter Zufall, denn Paris war zu groß für solche Zufälle. Wolff konnte von allen Orten dieser Stadt doch nicht gerade hier sein. Als ich wieder hinsah, war er immer noch da, und das Karussell drehte sich nun langsamer, ehe es zum Stillstand kam. Die Musik verklang und das Blut rauschte in meinen Ohren.
    Ich saß wie festgewachsen auf dem Elefanten und spürte das Echo meines Herzschlags durch meinen gesamten Körper hallen. Wolff, da war Wolff, und alle Gedanken mischten sich in meinem Kopf mit den Erinnerungen an ihn – die wilde Fahrt im Einkaufswagen zum
Pont Neuf
, die Wasserspeier von
Notre Dame
, das Warten im
Café Marly
, das missglückte und doch so geglückte Diner am Eiffelturm und unser Spaghettiessen in seinem Atelier. Ach ja, und den Donnerstag nicht zu vergessen, an dem er mir die Tür nicht geöffnet hatte, wie auch den Sonntag, an dem eine andere Frau bei ihm war.
    Die letzte Erinnerung gab mir Kraft und ich wandte mich nach Camille um. Auch sie hatte Wolff gesehen und kletterte nun von ihrem glänzenden Rappen. Bei mir angelangt, fasste sie mich unter und wir stiegen gemeinsam vom Karussell. Camille schlang ihren Arm um meine Schulter, ich schmiegte mich an sie und ein ungeahntes Gefühl von Energie durchströmte mich.
    Wolff kam auf uns zu.
    »
Salut les filles
«, sagte er und begrüßte uns beide mit
la bise
. Ich sah zu Camille und sie musterte ihn mit einem höflichen, aber distanzierten Lächeln.
    »Hallo, Wolff«, sagte sie als Erste.
    »Hallo, Camille. Danke für dein Paket. Es ist alles angekommen.«
    »Ach ja?«, fragte sie mit hochgezogenen Augenbrauen. »Wenigstens auf die Post ist noch Verlass, wenn schon auf sonst niemanden.«
    Wolff schwieg und sah dann mich an.
    »Was machst du hier?«, platzte ich heraus.
    Er musste grinsen. »Ich war einkaufen. Vorher hatte ich keine Zeit, mir ein neues
Terre
zu besorgen.« Mit diesen Worten hob er eine kleine orange Tüte an, die ich zuvor nicht bemerkt hatte. »Allerdings habe ich dieses Mal das
Parfum
genommen und nicht das
Eau de Toilette
«, fügte er noch hinzu.
    Ich biss mir kurz auf die Lippen, und er zuckte mit den Schultern, ehe er sagte: »Ich habe das verdient, Ava. Aber eshat ganz schön gedauert, bis ich gemerkt habe, was mit dem
Eau de Toilette
falsch war. Schließlich hat mich meine Galeristin Charlotte beiseitegenommen und mir gesagt, dass ich entweder wie ein Laternenpfahl oder wie ein Straßenköter rieche.«
    »Oder beides, in Kombination«, sagte Camille.
    »Ava … kann ich … ich meine …«, begann er.
    »Was?«, fragte ich, und meine Stimme klang nicht so ärgerlich, wie ich es wollte. Mein Zorn und das Gefühl der Demütigung waren verraucht. Es stimmte, bemerkte ich plötzlich, ich hatte mich in Wolff, den erfolgreichen Künstler, verliebt, mehr, als in den Mann und Menschen selber. Und es hatte mir imponiert, dass er sich auch für mich interessierte – irgendwie … Dennoch sah ich nun auf seine Lippen und erinnerte
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