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Eine Leiche zu Ferragosto

Eine Leiche zu Ferragosto

Titel: Eine Leiche zu Ferragosto
Autoren: Diana Fiammetta Lama
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darüber hinaus noch wusste.
    »Gegen Mitte Juli habe ich zufällig mit Elena Mazzoleni telefoniert, in Neapel. Nicht dass ich das häufiger getan hätte, damit Sie mich richtig verstehen. Wir waren nie besonders eng befreundet.«
    Santomauro übersetzte für sich: Olimpia hatte sie angerufen, und zwar aus einem bestimmten Grund.
    »Bei dieser Gelegenheit erzählte ich ihr nebenbei etwas, das Pater Lucarello zufolge ausschlaggebend für ein paar Dinge gewesen sein könnte, die zu ihrem Tod geführt haben. Wenn das stimmt, was ich nicht glaube, tut es mir leid.«
    Sie schwieg wieder, verzog die Lippen mit dem Rest pflaumenfarbenem Lippenstift. Von wegen nebenbei, Olimpia hatte Elena einzig aus diesem Grund angerufen, und wenn sie deswegen ermordet worden war, sollte es ihr nur recht sein.
    »Um es kurz zu machen, ich sagte ihr, dass ich ihren Mann mit Valentina Forlenza in Rom gesehen hatte und dass das Verhalten der beiden nicht danach aussah, als sei ihre Affäre beendet. Sie war nicht besonders erfreut darüber, offensichtlich ging sie davon aus, dass sie Pippo wieder zurückerobert hatte.«
    Selbst jetzt konnte sie sich kaum das schadenfrohe Grinsen verkneifen, das die Erinnerung daran, wie sie ihrer Feindin den tödlichen Schlag versetzt hatte, ihr ins Gesicht trieb. Santomauro fühlte einen leichten Ekel in sich aufsteigen, dann begegneteer Lillos Blick und erkannte darin einen Widerschein seiner eigenen Gefühle, gepaart mit etwas, das wie Verständnis oder Mitleid aussah.
    »Nun weiß ich nicht, ob es aufgrund meines Anrufes war, dass Elena hierher nach Pioppica kam und sozusagen Valentina einbestellte. Ich weiß auch nicht, ob Valentina sie im Verlauf ihres Streits ermordet hat und geflohen ist, und ich glaube auf gar keinen Fall, dass mich irgendeine Schuld trifft an dem, was passiert ist. Aber Pater Lucarello scheint der Meinung zu sein, dass ich irgendeine moralische Verantwortung trage, und hat mir diese Art Buße auferlegt. Ich hoffe, er ist nun zufrieden.«
    Während des ganzen Gesprächs hatte sie ihn kein einziges Mal angesehen, obwohl der Jesuit offensichtlich immer im Mittelpunkt ihres Denkens und Handelns stand. Jetzt erhoben die beiden sich und waren schon bei der Tür angelangt, als Santomauro endlich eine vernünftige Frage einfiel.
    »Entschuldigen Sie, können Sie mir sagen, was Sie bewogen hat, Elena Mazzoleni über die vermeintliche Untreue ihres Mannes zu unterrichten?«
    Sie musterte ihn zögernd, die Hand auf der Türklinke. Der Jesuit hinter ihr schien zusammenzuzucken, während seine Finger ihren Ellbogen umfassten.
    »Es war doch meine Pflicht, meinen Sie nicht, Maresciallo?«
    »Und warum fühlten Sie sich bei anderen Gelegenheiten nicht dazu verpflichtet? Soweit ich weiß, bestand das Verhältnis zwischen Signor Mazzoleni und Signora Forlenza, wenn auch mit Unterbrechungen, seit einigen Jahren. Warum haben Sie gerade jetzt beschlossen, sich einzumischen?«
    Olimpia wurde rot vor Zorn.
    »Das geht Sie nichts an, mit Verlaub. Sagen wir, ich wollte Elena eine Gefälligkeit erwidern.«
    Und eilig rauschte sie hinaus. Fast so, fand Santomauro, als würde sie von Pater Lillo geschoben.
     
    Elena Mazzoleni liebte ihren Mann.
    Sie hatte über seine offensichtliche Untreue hinweggesehen,hatte ihm verziehen und seinen Beteuerungen geglaubt, hatte versucht, die Augen vor den Zweifeln und Verdächtigungen zu verschließen, und sich allmählich entspannt. Valentina hatte sich lange nicht blicken lassen. Die Arbeit und ihre Abenteuerlust hatten sie in die Ferne geführt, und sie konnte endlich glauben, Pippo wieder ganz für sich allein zu haben. Dann der Tiefschlag, der boshafte Anruf einer Freundin, die die gleichen giftigen Waffen gegen sie richtete, mit denen Elena so gewandt umzugehen verstand. Die Unterstellung, die Missgunst, der Verdacht. Elena beschloss zu reagieren, sich nicht geschlagen zu geben. Sie rief die Rivalin an, verlangte Erklärungen, und leider willigte die andere ein, sich mit ihr zu treffen.
    Es war ein Leichtes, sich den Streit zwischen den beiden Frauen auszumalen, die Beschuldigungen, den aufwallenden Zorn, die Mordlust. Schwieriger schon, sich das Danach vorzustellen, wie Elenas Leiche verstümmelt wurde, die wilde Zerstörungswut von allem, was an ihr noch menschlich war, und Valentinas Flucht. Wo war sie hin, sollte sie es gewesen sein?
    Denn davon war Santomauro immer noch nicht überzeugt.
     
    Pietro Gnarra hatte schon zwei Kaffee, einen Magenbitter, drei
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