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Eine königliche Affäre

Eine königliche Affäre

Titel: Eine königliche Affäre
Autoren: MELANIE MILBURNE
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eingerichteten Raumes stand ein kleiner Esstisch, der für zwei Personen gedeckt war.
    In diesem Moment wurde die Tür geöffnet, und Sebastian trat ein. Zur eleganten grauen Hose trug er ein weißes Hemd, das am Kragen offen stand und dessen Ärmel er lässig hochgerollt hatte. „Ich freue mich, dass du wirklich gekommen bist“, empfing er sie mit einem Lächeln, das ihre Knie weich werden ließ.
    „Nur weil ich glaube, das Waisenhaus ist noch nicht so weit, den persönlichen Besuch einer königlichen Hoheit verkraften zu können“, flüchtete Cassie sich in Sarkasmus, um ihre Unsicherheit zu verbergen. „Außerdem hätte das rege Medieninteresse nur die Kinder verschreckt.“
    Sebastians Lächeln schwand. „Dich gestern Abend so unvorbereitet auf der Charity-Gala wiederzusehen, war ein ziemlicher Schock für mich“, gestand er direkt, ohne auf ihre Spöttelei einzugehen.
    „Dachtest du etwa, ich sei aus dem Gefängnis ausgebrochen, um deine Party zu sprengen?“, fragte sie bitter.
    „Nein“, sagte er nach einer Pause. „Allerdings wünschte ich tatsächlich, jemand hätte mich von deiner Entlassung unterrichtet.“
    „Du hättest doch eigene Nachforschungen anstellen können, wenn dir tatsächlich daran gelegen wäre … diskret natürlich!“
    Diesmal zog sich das Schweigen zwischen ihnen noch mehr in die Länge. „Du bist sehr verbittert, oder?“
    Cassie lachte hart auf. „Was denkst du? Mir wurden fast sechs Jahre meines Lebens gestohlen! Hast du eine Ahnung, wie sich das anfühlt, Sebastian? Für mich ist die Welt nicht mehr die gleiche wie zuvor. Ich habe das Gefühl, nirgendwo hinzugehören.“
    „Du hast deinen Vater umgebracht, Cassie“, erinnerte er sie. „Ich weiß nicht, was dich dazu getrieben hat, aber das Gesetz verlangt, dass du für diese Straftat büßt. Und es gibt genügend Menschen in Aristo, die das Gefühl haben, du seiest durchaus noch mit einem blauen Auge davongekommen.“
    „Kannten diese Leute meinen Vater?“, schoss sie ohne nachzudenken zurück.
    Sebastian schob die dunklen Brauen zusammen. „Dein Vater war ein sehr angesehener Mann. Willst du etwa andeuten, dass er sich privat anders zeigte als in der Öffentlichkeit?“
    Cassie wünschte, sie könnte die unbedachten Worte zurücknehmen, aber es war zu spät. Sie hatte schon viel mehr gesagt als beabsichtigt. Nie würde sie mit jemandem über ihren Vater sprechen können oder über das, was er ihr jahrelang angetan hatte. Wer hätte ihr denn auch geglaubt? Es war ein schlimmes, schmutziges Geheimnis, mit dem sie allein hatte fertig werden und leben müssen. Tiefe Scham verurteilte sie zum Schweigen und würde ihre Lippen versiegelt halten bis an ihr Lebensende.
    Vor seinen Bekannten und gegenüber Kollegen hatte er immer nur den besorgten, überforderten Vater gemimt, der sich wegen des despektierlichen Benehmens seiner aufmüpfigen Tochter die Haare raufte.
    Rasch senkte Cassie den Blick, kramte in ihrer Tasche und zog Sams Zeichnung hervor, im hektischen Bemühen, das Gesprächsthema in andere, ungefährlichere Bahnen zu lenken. „Ich … fast hätte ich vergessen, dir dies hier zu geben“, murmelte sie und hielt ihm das Bild entgegen. „Mein … eines der Kinder aus dem Waisenhaus hat es für dich gemalt und bestand darauf, dass ich es dir persönlich übergebe.“
    Sebastian nahm ihr das Blatt ab, entfaltete es und schmunzelte. „Es ist … sehr hübsch“, sagte er gedehnt und suchte Cassies Blick. „Und du sagst, das Kind hat keine Eltern mehr?“
    „Nein, ich meine … er ist …“
    „Also ein Junge?“
    „Ja.“
    „Wie alt?“
    „Fünf …ungefähr“, stieß Cassie hervor und hatte das Gefühl, Sebastians intensiver Blick dringe bis in ihre Seele hinein.
    „Fünf. Das ist viel zu früh, um ganz allein auf der Welt zu stehen“, sagte Sebastian voller Mitleid. „Weißt du irgendetwas über seinen familiären Hintergrund? Wo er herkommt? Wer seine Eltern waren und was mit ihnen geschehen ist?“
    Die Grube, die Cassie sich in ihrer Panik selbst gegraben hatte, wurde immer größer und drohte, sie zu verschlingen. Ihr Herz klopfte bis zum Hals.
    „Cassie?“
    „Ich …“ Sie strich sich eine vorwitzige Locke aus der Stirn, suchte seinen Blick und versuchte zu lächeln. „Ich kenne die Geschichten der Kinder eigentlich gar nicht und weiß nur, dass sie in diesem Heim sind, weil sie sonst keinen anderen Platz haben, an dem sie leben könnten“, wich sie aus.
    Sebastian legte das bunte Bild so
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