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Eine Jungfrau Zu Viel

Titel: Eine Jungfrau Zu Viel
Autoren: Lindsey Davis
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nachzugeben.«
    Sie stapfte an mir vorbei, den Kopf hoch erhoben. Durch Nux und das Gänschen behindert, konnte ich nur beiseite treten. Aber ich lehnte mich über die Verandabrüstung, als sie die Straße erreichte, und befahl ihr in Hörweite der Sänftenträger (die es hätten besser wissen müssen, als sie herzubringen) mit väterlichem Ton, direkt nach Hause zu gehen.
    Helena Justina kam zu mir heraus, als ich der Sänfte nachsah. Sie betrachtete mich mit ihren schönen braunen Augen, Augen voll stiller Intelligenz und nur halb verstecktem Spott. Ich richtete mich auf und streichelte das Gänschen. Es stieß ein lautes, flehendes Piepsen aus, woraufhin Helena nur verächtlich schnaubte. Ich bezweifelte, dass auch ich meine Geliebte stärker beeindruckte.
    »Du hast sie gehen lassen, Marcus?«
    »Das hat sie selbst entschieden.« Offensichtlich wusste Helena etwas. Sie sah besorgt aus. Sofort bedauerte ich meine Abfuhr. »Was war das denn für ein wundervoller Auftrag von dieser Gaia, den ich so herzlos abgelehnt habe?«
    »Hat sie dir das nicht gesagt? Sie glaubt, dass ihre Familie sie umbringen will«, verkündete Helena.
    »Ach, dann ist ja alles in Ordnung. Ich dachte schon, es sei ein echter Notfall.«
    Helena hob die Augenbrauen. »Du glaubst ihr nicht?«
    »Enkelin von Jupiters Oberpriester? Das wäre ein Riesenskandal, so viel ist sicher.« Ich seufzte. Die Sänfte war bereits verschwunden, und es gab nichts, was ich jetzt noch tun konnte. »Sie wird sich daran gewöhnen. Meine Familie empfindet mir gegenüber die meiste Zeit genauso.«

II
     
     
    Gut, gehen wir einen Tag zurück und bringen die Dinge auf die Reihe.
    Helena und ich waren gerade aus Tripolitanien heimgekehrt. Die Fahrt war überstürzt, hastig angetreten nach Famias grässlichem Tod und dem Begräbnis. Nach der Ankunft war ich als Erstes zu meiner Schwester geeilt, um ihr die schlechte Nachricht zu überbringen. Sie muss ihrem Mann das Schlimmste zugetraut haben, aber dass man ihn in der Arena einem Löwen zum Fraß vorwarf, hätte sogar Maia nicht voraussehen können.
    Ich musste mich beeilen, weil ich Maia selbst in Ruhe davon berichten wollte. Da wir meinen Partner Anacrites mit zurückgebracht hatten, der bei meiner Mutter wohnte, würde Mama garantiert in kürzester Zeit alles aus ihm herausbekommen. Meine Schwester würde mir nie vergeben, wenn jemand vor ihr von den Schrecklichkeiten erfuhr. Anacrites hatte versprochen, so lange wie möglich zu schweigen, aber Mama war berüchtigt dafür, den Leuten Geheimnisse aus der Nase zu ziehen. Außerdem hatte ich Anacrites nie getraut.
    Niedergedrückt von meiner Verantwortung, begab ich mich sofort nach unserer Ankunft zu meiner Schwester. Maia war ausgegangen.
    Mir blieb nichts anderes übrig, als nach Hause zurückzuschlurfen, in der Hoffnung, Maia später zu finden. Wie sich herausstellte, blieb Anacrites die Gefahr erspart, sich bei Mama zu verplappern, weil wir beide wegen der Zensusergebnisse auf den Palatin zitiert worden waren. Zufällig fand ich später heraus, dass Maia nicht daheim war, weil auch sie einer Zeremonie mit kaiserlichem Hintergrund beiwohnte, was ich von meiner durch und durch republikanischen Schwester nie erwartet hätte. Allerdings fand ihr Tanderadei im Goldenen Haus auf der anderen Seite des Forums statt, während wir uns in die Niederungen der Bürokratie begeben mussten, zu den alten kaiserlichen Büros im Palast der claudischen Cäsaren.
    Der Empfang, dem Maia beiwohnte, würde für alles, was später geschah, von Bedeutung sein. Was mich betraf, wäre es sehr praktisch gewesen, sie bitten zu können, sich dort für mich ein wenig umzuhören. Tja, aber so was weiß man leider selten im Voraus.
     
    Diesmal besuchte ich Vespasian in dem vollen Bewusstsein, dass er nichts zu meckern hatte.
    Ich hatte fast ein ganzes Jahr für den Zensus gearbeitet. Es war mein bisher lukrativster Auftrag gewesen, und ich war selbst auf die Idee gekommen. Anacrites, bis dahin Oberspion des Kaisers, hatte mir vorübergehend als Partner gedient. Die Zusammenarbeit war seltsamerweise erfolgreich gewesen – angesichts der Tatsache, dass er mal versucht hatte, mich umbringen zu lassen, und ich seinen Beruf insgesamt und ihn insbesondere immer gehasst hatte. Wir waren ein ausgezeichnetes Zweigespann, hatten verlogenen Steuerzahlern viel Geld abgeknöpft. Seine Niederträchtigkeit ergänzte meine Skepsis. Er setzte den Schwächlingen hart zu; ich brachte die Zähen mit meinem Charme
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