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Eine Idee des Doctor Ox

Eine Idee des Doctor Ox

Titel: Eine Idee des Doctor Ox
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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beiden Fremden ein, ohne auf einen der Beiden
     zu hören.
    Doctor Ox und sein Famulus wurden erbärmlich zerschlagen und zerzaust und sollten soeben auf Befehl des Bürgermeisters van
     Tricasse in das Arrestlocal abgeführt werden, als ...

Fünfzehntes Capitel,
in dem endlich die Lösung erfolgt.
    ... als plötzlich unter furchtbarem Donner eine Explosion erfolgte. Die ganze Atmosphäre in und um Quiquendone schien plötzlich
     in Feuer zu stehen, und eine Flamme von wahrhaft phänomenaler Intensität und Lebhaftigkeit stieg wie ein Meteor bis zum Himmel
     empor. Wäre es Nacht gewesen, man hätte den Brand bis auf eine Entfernung von zehn Stunden bemerken können.
    Das ganze Heer der Quiquendonianer lag auf dem Boden wie eine Schaar Kapuzinermönche ... Glücklicherweise jedoch fiel Niemand
     der Explosion zum Opfer; nur hie und da waren einige kleine Schrammen und geringe Verletzungen zu beklagen. Dem Conditor,
     der zufällig nicht vom Pferde gefallen war,wurde sein Federbusch arg versengt, sonst kam er jedoch ohne Wunde davon.
    Was war geschehen?
    Ob nun während der Abwesenheit des Doctors und seines Gehilfen irgend eine Unvorsichtigkeit begangen sein mußte, oder was
     sonst die Ursache gewesen – kurz, man erfuhr bald, daß die ganze Gasanstalt in die Luft geflogen war. Man wußte nicht, wie
     oder weshalb eine Verbindung zwischen dem Reservoir, welches das Oxygen enthielt, und dem Hydrogenbehälter eingetreten war,
     aber aus der Vereinigung der beiden Gase hatte sich eine detonirende Mischung gebildet, und an diese war jedenfalls ein zündender
     Funke gerathen.
    Durch diese Katastrophe trat eine absolute Aenderung ein – als sich aber die Armee wieder aufrichtete und man sich nach den
     beiden Uebelthätern umsah, waren Doctor Ox sowohl als sein Famulus Ygen verschwunden.

Sechzehntes Capitel,
in dem der intelligente Leser sieht, daß er, trotz aller Vorsichtsmaßregeln des Verfassers, recht gerathen hatte.
    Durch die Explosion verwandelte sich Quiquendone wie durch einen Zauberschlag in dieselbe phlegmatische, stillfriedliche,
     flämische Stadt, die sie ehedem gewesen war.
    Ein Jeder machte sich instinctmäßig wieder aufden Weg nach Hause, ohne daß das unvorhergesehene Ereigniß einen besonders tiefen Eindruck hervorgebracht hätte. Der Bürgermeister
     stützte sich auf den Arm des Rath Niklausse, der Advocat Schut ging mit dem Arzt Custos, und Frantz Niklausse mit seinem Nebenbuhler
     Simon Collaert Arm in Arm, jeder vollkommen ruhig und ohne eine Ahnung von dem, was sich zugetragen hatte. Virgamen und ihre
     Rache hatten sie längst vergessen; der General stand bereits wieder bei seinen Bäckereien, und der Adjutant kehrte zu dem
     Gerstenzucker zurück.
    Alles war wieder ruhig geworden, hatte den Faden des gewohnten Lebens wieder angeknüpft und ging seinen richtigen Gang. Menschen
     und Thiere hielten sich aufrecht wie früher, und sogar der Thurm auf dem Audenarder Thor – man sollte nicht glauben, wie wunderbar
     zuweilen Explosionen wirken – der Thurm auf dem Audenarder Thor ragte wieder in gerader Richtung zum Himmel empor!
    Von nun an fiel nie wieder ein lautes Wort, ereignete sich nie wieder eine Discussion in Quiquendone, und Politik, Clubs,
     Processe und Stadtsergeanten wurden abgeschafft. Die Stelle des Commissars schrumpfte wieder zu einer Sinecure zusammen, und
     wenn man Herrn Passauf seinen Gehalt nicht verkürzte, so lag dies einzig daran, daß Bürgermeister und Rath sich nicht entschließen
     konnten, eine Entscheidung zu treffen. Uebrigens kehrte das Bild des würdigen Beamten noch dann und wann in den Träumen der
     untröstlichen Tatanémance wieder – ohne daß er jedoch eine Ahnung davon gehabt hätte.
    Was den Nebenbuhler Frantzens anbetraf, so war er großmüthig genug, die reizende Suzel ihrem Verlobten ohne weiteren Kampf
     zu überlassen, unddieser beeilte sich, sie, die Holde, in fünf bis sechs Jahren heimzuführen.
    Frau van Tricasse starb, wie es ihr zukam, zehn Jahre später zu der herkömmlichen Frist, worauf der Bürgermeister sich mit
     Fräulein Pélagie van Tricasse, seiner Cousine, verheiratete, und zwar unter den günstigsten Verhältnissen für die glückliche
     Sterbliche, die ihn beerben sollte.

Siebenzehntes Capitel,
in dem die Theorie des Doctor Ox erklärt wird.
    Was hatte der geheimnißvolle Doctor Ox mit alledem bezweckt? Ein phantastisches Experiment und weiter nichts.
    Nachdem seine Gasleitung eingerichtet war, hatte er zuerst die
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