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Eine Handvoll Dunkelheit

Eine Handvoll Dunkelheit

Titel: Eine Handvoll Dunkelheit
Autoren: Philip K. Dick
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Johnny. „Aber seien wir realistisch; wir werden diesmal Hilfe haben. Hilfe von Louis Sarapis.“
    „Louis hat das letztemal auch geholfen“, erinnerte Garn, „und ohne Erfolg.“
    „Aber diese Hilfe wird jetzt von anderer Qualität sein.“ Schließlich, dachte Johnny, kontrolliert der alte Mann das gesamte Kommunikationssystem, die Zeitungen, das Radio, das Fernsehen und, Gott bewahre, sogar das Telefon. Mit einer derartigen Macht konnte Louis fast alles tun, was er wollte.
    Er braucht mich doch gar nicht, dachte er bitter. Aber er sagte nichts davon zu Alfonse Garn; offensichtlich verstand Garn nicht, was mit Louis geschehen war und was Louis alles tun konnte. Und außerdem, ein Job war ein Job.
    „Haben Sie letztens den Fernseher eingeschaltet?“ fragte Garn. „Oder zu telefonieren versucht, oder vielleicht eine Zeitung gekauft? Nichts als unkonzentriertes Geschwätz. Wenn das Louis ist, dann wird er auf dem Parteitag keine große Hilfe sein. Er ist-verdreht. Er redet nur zusammenhanglos vor sich hin.“
    „Ich weiß“, sagte Johnny wachsam.
    „Ich fürchte, welchen Plan auch Louis in seiner Zeit als Halblebender ausführen wollte, es hat nicht funktioniert“, fuhr Garn fort. Er sah verdrossen drein, und er wirkte nicht wie ein Mann, der erwartete, die Wahl zu gewinnen. „Ihr Vertrauen zu Louis ist im Augenblick gewiß größer als meins“, sagte Garn. „Um offen zu sein, Mr. Barefoot, ich habe mich lange Zeit mit Mr. St. Cyr unterhalten, und seine Prognosen waren äußerst entmutigend. Ich werde natürlich weitermachen, aber ehrlich gesagt …“ Er gestikulierte. „Claude St. Cyr hat mir offen ins Gesicht gesagt, daß ich ein Verlierer bin.“
    „Wollen Sie St. Cyr glauben? Er steht auf der anderen Seite, er arbeitet für Phil Harvey.“ Johnny war erstaunt über die Naivität und Beeinflußbarkeit dieses Mannes.
    „Ich erklärte ihm, daß ich gewinnen werde“, murmelte Garn. „Aber, bei Gott, dieses Geschwätz aus jedem TV-Gerät und Telefon – es ist schrecklich. Es macht mir Angst; ich möchte so weit davon entfernt sein wir nur möglich.“
    „Ich verstehe“, sagte Johnny schließlich.
    „Louis war früher nicht so“, bemerkte Garn kläglich. „Er siecht dahin. Selbst wenn er dafür sorgen kann, daß ich nominiert werde … will ich das eigentlich? Ich bin müde, Mr. Barefoot. Sehr müde.“ Dann schwieg er.
    „Wenn Sie erwarten, daß ich Ihnen wieder Mut mache“, erklärte Johnny, „dann haben Sie den falschen Mann ausgewählt.“ Die Stimme aus dem Telefon und dem Fernseher bedrückte ihn ebenfalls.
    „Sie sind ein PR-Mann“, stellte Garn fest. „Können Sie nicht Begeisterung schaffen, wo noch keine ist? Überzeugen Sie mich, Barefoot, und ich werde die ganze Welt überzeugen.“ Aus seiner Tasche zog er ein zusammengefaltetes Telegramm hervor. „Das hat Louis mir geschickt. Offenbar kann er die Telegrafenverbindungen ebenso beeinflussen wie die anderen Medien.“ Er reichte Johnny das Telegramm, und er las es.
    „Als Louis das geschrieben hat“, bemerkte Johnny, „war er noch nicht so durcheinander.“
    „Das sage ich doch! Seine Verwirrung nimmt rasch zu. Wenn der Parteitag beginnt – und das ist schon morgen – wie wird es dann um ihn stehen? Ich habe ein furchtbares Gefühl. Und ich wage nicht, mich der bevorstehenden Katastrophe auszusetzen.“ Er fügte hinzu: „Und dennoch werde ich mich bewerben. Also, Barefoot – Sie arbeiten mit Louis zusammen für mich; Sie können der Vermittler sein. Der Psychosprecher.“
    „Wie meinen Sie das?“
    „Der Vermittler zwischen Gott und den Menschen“, antwortete Garn.
    „Wenn Sie auch weiterhin so reden, werden Sie nicht nominiert werden; das kann ich Ihnen versichern.“
    Mit einem trockenen Lächeln fragte Garn: „Wie wäre es mit etwas zu trinken?“ Er wandte sich in Richtung Küche. „Scotch? Bourbon?“
    „Bourbon“, sagte Johnny.
    „Was halten Sie von dem Mädchen, Louis’ Enkelin?“
    „Ich mag sie“, gestand er. Und das stimmte; er mochte sie sehr.
    „Obwohl sie eine Psychotikerin ist, eine Drogenabhängige, eine ehemalige Strafgefangene und religiöse Schwärmerin?“
    „Ja“, nickte Johnny ernst.
    „Ich glaube, Sie sind verrückt“, sagte Garn und kehrte mit den Gläsern ins Wohnzimmer zurück. „Aber ich denke, Sie haben recht. Sie ist ein guter Mensch. Tatsächlich kenne ich sie schon länger. Ehrlich gesagt, ich weiß nicht, warum sie diese Verantwortung auf sich genommen hat. Ich bin
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