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eine Elfenromanze

eine Elfenromanze

Titel: eine Elfenromanze
Autoren: Manuela Forst
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schwül. Harras und Selina kamen nur langsam voran. Es gab keine Straße und sie mussten oft absteigen und die Pferde durch das unwegsame Gelände führen. Selina stolperte benommen durch das Dickicht. Sie war übermüdet und sehnte sich nach ein paar Stunden Schlaf.
    In den frühen Nachmittagsstunden erreichten sie eine Senke. Auf einer kleinen Lichtung stand ein Holzhaus. Harras band die Pferde an der Rückseite des Gebäudes unter einem kleinen Vordach an. Er führte Selina ins Haus und in einen Raum, in dem ein gemütliches Bett stand. Die Halbelfe war dermaßen erschöpft, dass sie sich alle Fragen sparte, wo sie hier sei oder wem die Hütte gehörte. Sie ließ sich einfach mitsamt Kleidung – sie trug immer noch das Abendkleid – auf das Bett fallen und schlief sofort ein.
     
    * * *
     
    Das dumpfe Grollen eines Donners weckte Selina am späten Abend. Sie schrak hoch.
    Eine kleine Öllampe erhellte nur spärlich das Zimmer. Regengüsse peitschten gegen das Fenster. Selina sah sich verunsichert um. Wo war sie hier? In wessen Bett lag sie da? Ob diese Hütte Harras gehörte?
    Sie stand auf und trat ans Fenster. Draußen war es stockdunkel. Nur zuweilen erleuchtete ein ferner Blitz den Himmel und zeichnete die schwarzen Silhouetten der Bäume nach. Selina fröstelte. Sie wandte sich vom Fenster ab und beschloss, sich in dem Haus umzusehen und Harras zu suchen. Sie brauchte Antworten.
    Sie trat hinaus in einen kleinen Vorraum. Rechts befand sich die Eingangstüre. Die Tür zu Selinas Linken war nur angelehnt und Licht drang durch den Spalt. Neugierig ging die Halbelfe näher und spähte in das dahinterliegende Zimmer. Es war geräumig und fast quadratisch. Feuer brannte in einem aus Ziegeln gemauerten Kamin und erfüllte den Raum mit seinem angenehm warmen Schein. Das kam Selina gerade recht, die in ihrem dünnen Seidenkleid leicht fror. Zögernd trat sie ein. Nahe der Feuerstelle standen zwei bequem aussehende, gepolsterte Stühle. Doch das, was in der Mitte des Raumes lag und einen Großteil des gesamten Zimmers einnahm, verwirrte Selina. Sie hatte noch nie eine vergleichbare Schlafstätte gesehen, zumindest ähnelte es im entferntesten Sinne einer solchen. Doch sie bestand nicht einfach aus ein paar Wolldecken auf dem Boden. Selina kniete nieder und strich irritiert über die Tierfelle, die hier über einen weichen Untergrund zu einer großen, kreisrunden Fläche ausgebreitet lagen. Darauf waren einige Kissen angeordnet.
    Eine unangenehme Ahnung beschlich Selina und sie zog angewidert die Hand zurück. Nervös sah sie auf und suchte nach einer Bestätigung für ihren Verdacht. Ihr Blick blieb an einem Hirschgeweih haften, das über dem Kamin hing. „Die Jagdhütte“, flüsterte sie entgeistert.
    „Ja, so nennen es manche. Und der Titel ist in zweierlei Hinsicht nicht unpassend.“
    Selina fuhr aufgeschreckt herum. Harras stand da, lässig an den Türrahmen gelehnt, als habe er sie schon eine ganze Weile beobachtet.
    „Weshalb habt Ihr mich hierher gebracht?“ Selina gab sich keine Mühe, ihre Beunruhigung zu verbergen.
    „Weil es der sicherste Ort für Euch im Umkreis von unzähligen Kilometern ist“, lautete die Antwort.
    „Diese eine Adelige hat davon gesprochen“, erinnerte sich Selina. Ihr Blick hüpfte unruhig im Raum umher, vom Hirschgeweih zu den Tierfellen und zurück zu dem Krieger. „Es ist Liones’ Liebesnest, hab ich reicht? Hierher schleppt er seine Gespielinnen ab.“
    Harras bejahte.
    „Und hier soll ich sicher sein?“, brauste die Halbelfe auf. „Vermutlich kennt jedes leichte Mädchen von Ametar diesen Ort!“
    „Nein, tun es nicht“, entgegnete Harras ruhig. „Setzt Euch, dann erkläre ich es Euch.“ Er wies auf einen der Stühle und Selina setzte sich widerstrebend hin. Jede einzelne Faser ihres Körpers stand unter Spannung. Sie fühlte sich alles andere als wohl an diesem Ort. Daran vermochte auch die wohlige Wärme des Feuers nichts zu ändern.
    Harras nahm ihr gegenüber Platz und betrachtete sie nachdenklich. Er war sich nicht sicher, wie viel er der Halbelfe erzählen sollte. Schließlich begann er: „Es stimmt, dass Liones diesen Ort für seine Liebschaften benutzt, und es stimmt auch, dass dieser Ort mittlerweile ziemlich berüchtigt ist. Fakt ist jedoch, dass sich die Leute, welche über den Standort dieses Hauses Bescheid wissen, an einer Hand abzählen lassen. Dies wären also ich, die Arbeiter, welche die Hütte errichtet haben und natürlich Liones und nun
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