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Eine Chance für die Zukunft (German Edition)

Eine Chance für die Zukunft (German Edition)

Titel: Eine Chance für die Zukunft (German Edition)
Autoren: Kerry Greine
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herab scheint.
    Während wir uns immer noch
küssen, höre ich das Tuten der auslaufenden Schiffe und das Geschrei der Möwen
über uns. Und ein leises Klingeln. Colin brummt unwirsch an meinem Mund.
    „Tut mir leid, das ist
mein Handy. Ich muss da leider rangehen. Könnte wichtig sein.“
    Er zieht sich zurück und
lässt mich los. Während er ein paar Schritte weggeht, zieht er das Telefon
hervor und nimmt den Anruf entgegen. Er sieht nicht begeistert aus und je
länger das Gespräch dauert, desto kälter wird sein Blick. Er scheint demjenigen
am anderen Ende deutlich seine Meinung zu sagen. Oh, oh, das sieht nicht gut
aus. Ich habe ihn bisher noch nie wütend erlebt, aber ich bin mir sicher, das
möchte ich auch nicht. Nach ein paar Minuten legt er auf und kommt mit
grimmigem Blick auf mich zu.
    „Es tut mir so leid. Einer
meiner Mitarbeiter hat Mist gebaut und ein komplettes Alarmanlagensysthem bei
einer großen Firma lahmgelegt. Der Kunde ist stinksauer und will nur noch mit
dem Chef, also mit mir, arbeiten. Ich muss da leider hin und das wieder
ausbügeln. Ich weiß, ich wollte dir heute meine Wohnung zeigen, aber das holen
wir nach. Versprochen. Ich melde mich bei dir, vielleicht können wir uns ja
heut Abend noch sehen. Hast du Zeit?“
    Ich überlege kurz, mein
vorletzter freier Abend, ja, ich habe Zeit. Und die möchte ich mit ihm
verbringen. Mit der Verlegerin bin ich bis heute Abend durch.
    „ Ja, klar. Melde dich
einfach, wenn du fertig bist.“
    „Okay, danke. Entschuldige
nochmal. Ich hatte mir den Tag irgendwie anders vorgestellt.“
    Ja, ich auch… Aber er kann
ja nichts dafür. Das ist wohl der Preis, den man zahlen muss, wenn man so
erfolgreich ist.  Er küsst mich noch einmal zum Abschied, leidenschaftlicher
und länger, als es sich morgens mitten auf der Promenade gehört. Seine Zunge
spielt mit meiner, bis mir die Knie weich werden und ich mich an ihn lehnen
muss. Dann löst er sich widerwillig von mir.
    „Damit du mich nicht
vergisst…“, flüstert er noch atemlos und merklich aufgewühlt, bevor er
davongeht.
     
    Und was mache ich jetzt?
Irgendwie kommt mir der Tag auf einmal nicht mehr so schön vor. Ich fühle mich
leer, als hätte Colin einen Teil von mir mitgenommen. Er fehlt mir jetzt schon.
Komisch, vor einer Woche noch kannte ich ihn nicht – naja, mal abgesehen von
jener Nacht – und jetzt weiß ich ohne ihn nichts mit mir anzufangen.
    Ich bummele noch ein
bisschen ziellos herum und mache mich dann auch auf den Weg nach Hause. Dort
setze ich mich an den Computer und checke das erste Mal seit dem Wochenende
meine Emails. Jules, meine beste Freundin hat aus Japan geschrieben. Wir kennen
und schon seit unserem Studium in Boston und waren vom ersten Moment an die
besten Freunde. Mittlerweile ist sie für mich, und auch für meinen Bruder
Chris, fast wie eine Schwester. Und jetzt hat sie quasi fast schon eine
Vermisstenanzeige aufgegeben, weil ich mich so lange nicht gemeldet habe.
Normalerweise schreiben wir uns mehrmals die Woche und wissen immer, was die
Andere gerade macht. Trotzdem vermisse ich sie sehr und freue mich darauf, wenn
sie im Herbst endlich wieder hier ist. Es ist einfach nicht dasselbe, nur per
Email im Kontakt zu stehen, mit seiner besten Freundin muss man reden können
und sich sehen.
    Jules weiß noch nichts von
Colin und unserem Wiedersehen. Ich schreibe ihr eine lange Mail und versuche,
die letzten Tage irgendwie in Worte zu fassen. Sie ist eine der Wenigen, der
ich von der Nacht vor vier Jahren und somit von Colin, wenn auch ohne Namen, erzählt
habe. Jules weiß auch alles, was danach passiert ist, deshalb hoffe ich, dass
sie meine Situation jetzt versteht und mir einen Rat geben kann, was ich machen
soll. Nachdem ich die Email endlich abgeschickt habe, mache ich mich fertig und
gehe zum Treffen mit meiner Verlegerin.
     
    Sie ist begeistert. Ich
freue mich jedes Mal wieder, wenn sie meine Ideen und Umsetzungen gut findet.
Ich weiß zwar durch den Verkauf meiner Bücher, dass ich anscheinend wirklich
schreiben kann, aber irgendwie bleibt immer eine kleine Unsicherheit, wenn ich
etwas Neues anfange. Gutgelaunt fahre ich nach Hause, mit einem Kopf voller
Ideen, wie mein Buch weitergehen soll. Kaum angekommen piept mein Handy. Eine
Nachricht von Colin. Er schafft es heute leider nicht mehr, aber bis morgen
Mittag ist er durch, schreibt er. Ob ich ihn um zwölf Uhr am Coffeeshop treffen
will, er hätte eine Überraschung für mich. Klar will ich! Schade, dass
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