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Ein Vampir ist nicht genug - Roman

Titel: Ein Vampir ist nicht genug - Roman
Autoren: Jennifer Rardin Charlotte Lungstrass
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schon so viel geleistet, dass er sich genötigt sah zu emigrieren. Wir hatten unsere Beute bis in die verschwiegenen Korridore des Vassar’s Noyes House verfolgt und hofften nun, dass die Erstsemester schlau genug waren, sich in ihren Zimmern zu verbarrikadieren, und dass mein innerer Alarm anschlagen würde, bevor einer von ihnen auf die Toilette musste.
    »Spürst du schon etwas?«, hatte Vayl mich gefragt.
    »Nö. Und ich bin mir auch nicht sicher, ob es so hilfreich wäre, wenn ich es täte.«
    »Warum nicht?«
    »Es ist ja nicht so, als könnte ich dir irgendwelche genauen Koordinaten geben. Das Gespür funktioniert nicht
so. Im besten Fall kann ich dir sagen, wenn er sich im selben Raum befindet wie wir.«
    Vayl hatte mich aufgehalten, und seine Finger auf meiner Schulter waren so warm, dass ich ihm schleunigst einen Besuch in der Notaufnahme empfohlen hätte, wäre er ein Mensch gewesen. »Ich glaube, diese Gabe ist nur die Spitze des Eisbergs, Jasmine. Wenn wir sie kultivieren, sie entwickeln, wärst du wahrscheinlich erstaunt, was sich noch alles unter der Wasseroberfläche befindet.«
    Ironischerweise fanden wir genau da Gerardo, versteckt unter den Seerosen in dem Brunnen, der im Innenhof des Gebäudes stand. Ich hatte schon früher gesehen, wie Vampire kämpfen. Sogar an ihrer Seite gekämpft. Aber Vayl übertraf sie alle. Er griff Gerardo mit der Wildheit eines verhungernden Krokodils an, die Lippen so weit zurückgezogen, dass ich seine hinteren Backenzähne sehen konnte, ohne mich anstrengen zu müssen. Sie fielen beide rückwärts in den Brunnen und rammten dabei so heftig die Statue von Emma Hartman Noyes, die in der Mitte des Beckens stand, dass sie ins Wanken geriet.
    Als sie wieder auftauchten, strömte Blut aus einem breiten Schnitt in Gerardos Schulter. Er befreite sich aus Vayls Griff und versuchte aus dem Wasser zu springen. Doch Vayl erwischte ihn auf halbem Weg, und er fiel auf die Betonumrandung des Brunnens. Vayl stürzte sich auf Gerardos Nacken wie ein Löwe, der ein Zebra attackiert, und sein Blick war genauso gnadenlos und fast ebenso unmenschlich. Plötzlich wurde mir klar, warum die Römer regelmäßig ins Colosseum gestürmt waren. Ich wollte aufschreien vor Begeisterung. Mein Gladiator tritt ihm in den Arsch, Baby.
    Ein Geräusch rechts neben mir lenkte mich vom Geschehen ab. Eine Studentin mit Pferdeschwanz kam aus
dem Schatten geschlurft. Ich rannte zu ihr rüber. »Geh zurück in dein Zimmer. Das willst du lieber nicht mit ansehen.«
    Noch bevor ich realisieren konnte, dass sie nach einer Untoten roch, hatte sie mich angesprungen. Aber die Neulinge sind nachlässig. Vielleicht nicht genug Training, oder der Hunger ist zu mächtig. Der Bolzen aus meiner Armbrust drang in ihr Herz, bevor sie auch nur ein anständiges Fauchen über die Lippen brachte. Als ich mich wieder zum Brunnen umdrehte, war Vayl ebenfalls allein. Wir hatten beide unsere Vampire in Rauch aufgehen lassen, ohne dabei größeren persönlichen Schaden zu nehmen. Das ist immer ein Grund zu feiern.
    Vayl hatte auf die kleinen Aschebrösel und Staubhäufchen gedeutet, die an der Stelle lagen, wo zuvor das Mädchen gestanden hatte. »Deswegen musst du deine Fähigkeiten ausbauen.«
    »Ich bin ein verdammt guter Vampirjäger, damit das mal klar ist«, erwiderte ich aufgebracht.
    Sein Nicken war kaum erkennbar. Wir starrten uns an, und ich machte mir nicht die Mühe zu verbergen, wie sehr sein Kommentar mich aufregte. »Ich habe nie bezweifelt, wie todbringend du sein kannst«, sagte er schließlich. »Aber diese Waffe in deiner Hand wird dir nicht helfen, wenn du stirbst, bevor du sie einsetzen kannst.«
    Sechs Monate später hatte ich seine Argumente akzeptiert, aber noch keine großen Fortschritte gemacht. Ich hätte mir oft am liebsten aus Frust die Haare ausgerissen, aber Vayl blieb gelassen. Er sagte nur immer wieder: »Der leichte Weg ist für Idioten und die wahrhaft Toten, Jasmine. Vergiss das nicht.«
    Ich sah mich auf dem Parkplatz um und wünschte mir, ich könnte irgendein Radarsignal von ihm empfangen.
Nach all der Zeit hatte ich immer noch nicht herausgefunden, wie ich meine Suche eingrenzen konnte. Ich hatte lediglich gelernt, mich auf dieses Bewusstsein zu konzentrieren, was mich eventuell aufmerken ließ, wenn er sich bewegte. Ich stellte bei laufendem Motor die Scheinwerfer aus und aktivierte meine Nachtsicht. Das war einfacher, als es sich anhört.
    Einer meiner Mitbewohner im College war ein
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