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Ein sueßes Versprechen

Ein sueßes Versprechen

Titel: Ein sueßes Versprechen
Autoren: Stephanie Laurens
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ich kann nur dankbar sein, dass unser erstes Ziel Paris sein wird.«
    10. Oktober 1822
Karawanserei außerhalb von Herat,
Afghanisches Hoheitsgebiet
    Rafe verschränkte die Unterarme auf der verwitterten Lehmmauer und schaute auf die verlassene Landschaft, unheimlich vom abnehmenden Mond beleuchtet. Hinter ihm lag auf dem rechteckigen Hof im Schutz der Mauern eine große Handelskarawane und schlief, die Kamele auf der einen Seite angepflockt und die Wagen vor der Öffnung in der Mauer, die Zugang zu der Karawanserei gewährte. Zelte und einfacherer Schutz vor der Witterung befanden sich weiter im Inneren der freien Fläche.
    Draußen auf der leeren Ebene rührte sich nichts. Kein Räuber, kein Sektenanhänger.
    Auf dem schmalen Wehrgang an der inneren Mauerseite stehend, schaute Rafe in die Ödnis, auf das mit Felsbrocken übersäte Land, in dem kaum etwas wuchs.
    Ein leichter Westwind kam auf, legte sich wieder, war fort.
    Rafe hörte leichte Schritte. Hassan. Sie hatten als Wachen bei dem Händler angeheuert, dem die Karawane gehörte. Es war die beste Maskierung, die sie hatten finden können, um dieses zu weite, zu spärlich besiedelte Land zu durchqueren.
    »Immer noch keine Anzeichen von Verfolgern«, murmelte Rafe, als Hassan neben ihm stehen blieb.
    »Für den Kult gibt es keine Möglichkeit, uns auf so kargem Land aufzuspüren.«
    »Nein. Das nächste Mal, wenn wir sie sehen, werden sie vor uns sein, darauf warten, dass wir des Weges kommen. Ich frage mich nur, wo.«
    Hassan sagte nichts. Einen Moment später ging er weiter, in der stillen, beißenden Kälte einmal um das Lager herum.
    Rafe zog seinen langen Umhang fester um sich und fragte sich, wo seine Freunde, seine drei Waffenbrüder, in dieser Nacht wohl schliefen. Wo auch immer sie sich aufhielten, er vermutete, sie hatten es wärmer als er – aber waren sie auch in Sicherheit?
    Er und Hassan hatten von den Sektenanhängern nichts mehr zu sehen bekommen, seit sie Bombay durch das nördliche Stadttor verlassen hatten. Er bezweifelte allerdings, dass die anderen Kuriere solches Glück gehabt hatten.
    Beinahe ein Monat seiner Mission war bereits vergangen, aber im Grunde genommen hatte sie noch gar nicht richtig begonnen. Ungeduld nagte an ihm; er war ein Mann der Tat – sich Feinden zu stellen, die er sehen konnte, denen er entgegentreten und die er schlagen konnte.
    Um ihn herum war nichts. Nicht einmal der Anflug einer Bedrohung lag im Wind.
    Wie lange würde es dauern, bevor dieser unnatürliche Winterschlaf ein Ende fand und seine letzte Schlacht endlich begann?
    3. November 1822
Villa in Triest
    »Wir müssen nach Hause aufbrechen – nach England – und zwar sofort.« Loretta verschränkte die Arme und blickte Esme an. »Du hast versprochen, wir würden Weihnachten wieder zu Hause sein. Wenn wir jetzt nicht bald damit anfangen, werden wir es nie schaffen, und das Wetter wird sich dann mit Sicherheit auch noch gegen uns verschwören.«
    Auf einem Tagesbett vor den Fenstern des Empfangssalons in der Villa, die sie für ihren ausgedehnten Aufenthalt gemietet hatten, ruhte Esme und zog die Brauen hoch. Ihre entspannte Miene nahm einen nachdenklichen Zug an, dann rümpfte sie die Nase.
    »Du hast recht. Ich hasse es, über aufgeweichte Straßen zu reisen.«
    Erleichterung erfasste Loretta. Diese Prüfung näherte sich einem Ende.
    »Also fahren wir zurück nach Venedig und dann über Marseille nach Paris?«
    Mit gerunzelter Stirn musterte Esme sie gedankenvoll, wie sie es oft tat.
    »Hm … ich bin noch nicht ganz fertig mit dir. Du hast gelernt, direkter zu sein, und wir haben auch deine Garderobe in Ordnung gebracht, dem Himmel sei Dank.«
    Das hatte daraus bestanden, all die bescheidenen und züchtigen Kleider, die sie aus London mitgenommen hatte, abzulegen. Loretta sparte sich die Mühe, an sich hinab auf das lavendelblaue Kleid zu schauen, das sie heute trug und dessen Farbe die ihrer Augen aufgriff, dessen feiner Stoff sich zärtlich an Kurven schmiegte, von denen es ihr lieber wäre, sie blieben verborgen.
    »Jetzt kannst du lachen, dich unterhalten und mit allen Herren tanzen – nicht dass ich je daran gezweifelt hätte.« Esme drohte ihr spielerisch mit dem Finger. »Aber du musst noch an deinem Flirten arbeiten, und du hast dich geweigert, dir auch nur eine einzige Tändelei zu gönnen. Deine Gesamteinstellung lässt doch einiges zu wünschen übrig.«
    »Unsinn. Mit meiner Einstellung ist alles in bester Ordnung. Sollte ich einen Mann
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