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Ein Sonntag auf dem Lande

Ein Sonntag auf dem Lande

Titel: Ein Sonntag auf dem Lande
Autoren: Pierre Bost
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Montag, begann Monsieur Ladmiral auf den kommenden Sonntag zu warten.
    Als er ins Dorf hinunterging, traf er Monsieur Tourneville, der ihn fragte:
    »Hatten Sie einen schönen Sonntag, Monsieur Ladmiral?«
    »Einen vortrefflichen«, sagte Monsieur Ladmiral, »ganz fröhlich.«
    »Hatten Sie Besuch von der Familie?«
    »Ja«, sagte Monsieur Ladmiral, »von meiner Tochter.«

Nachwort
    Warum verschwinden manche Autoren aus dem Bewusstsein und versinken nach ihrem Tod im Orkus der Geschichte? Weshalb rutschen manche in die Fußnoten der Literaturgeschichten ab, bis ihre Namen nur noch Schall und Rauch sind? Warum gelingt es bisweilen, einige dieser Vergessenen wieder ans Tageslicht zu holen und mit Neuauflagen ihrer Arbeiten zu zeigen, dass man ihrer zu Unrecht nicht mehr gedacht hat?
    Die Ausbildung literarischer Kanons hängt von Zufällen ab, und nicht selten sind es leidenschaftliche Kritiker, nimmermüde Verlegerinnen oder neugierige Literaturwissenschaftlerinnen, die für die Rehabilitierung, die Wiederentdeckung bemerkenswerte Schriftsteller sorgen und so allen ungerechten Kanonisierungsmechanismen entgegenwirken. Und wenn eins zum anderen kommt, finden sich die Verlage, die das Feuer weitertragen und den Werken der Übersehenen oder Ausgegrenzten neues Leben einhauchen. Auf diese Weise kam es im deutschsprachigen Raum in den letzten Jahrzehnten zu erstaunlichen, oft auch ökonomisch einträglichen Ausgrabungen, die die Leserinnen und Leser beispielsweise mit Sándor Márai, Richard Yates, Martha Gellhorn oder Werner Bräunig – endlich – vertraut machten.
    In diese Galerie sollte auch Pierre Bost aufgenommen werden, der zwischen 1924 und 1945 mehr als ein Dutzend Romane, Erzählbände und Essays veröffentlichte und zu den markantesten Literaten und Journalisten der Zwischenkriegszeit zählte. Bost, 1901 in Lasalle im Département du Gard geboren, wuchs in Le Havre auf und kam kurz nach dem Ersten Weltkrieg nach Paris, wo er am Lycée Henri IV zu den Schülern des einflussreichen Philosophen Alain zählte. Früh gelang es ihm, im Pariser Literaturleben Fuß zu fassen. 1923 wurde im Théâtre du Vieux-Colombier sein erstes Theaterstück aufgeführt, und ein Jahr später debütierte der 24-Jährige mit Homicide par imprudence als Romancier. Allen Aktivitäten zum Trotz blieb ihm zudem Zeit, in den Stand der Ehe zu treten: 1925 heiratete er seine gleichaltrige Cousine Odette Audibert.
    Bosts Schaffen war von großer Produktivität gekennzeichnet. Neben seinen zahlreichen Publikationen – darunter so bemerkenswerte Romane wie Faillite (1928), Le scandale (1931) und Porte-Malheur (1932) – schrieb Bost Feuilletons und Filmkritiken, fungierte als Chefredakteur der Zeitschrift Marianne und arbeitete in den Dreißigerjahren als Lektor des renommierten Verlagshauses Gallimard, das auch etliche seiner Werke herausbrachte. Mehr und mehr wandte er sich in dieser Zeit dem Kino zu. Bis zu seinem Tod wirkte er – meist zusammen mit seinem Freund Jean Aurenche – an über fünfzig Filmen mit und zeichnete für die Dialoge oder Drehbücher verantwortlich. Zu den Regisseuren, für die er schrieb, gehörten Claude Autant-Lara, René Clement und Jean Delannoy.
    Ein letztes Mal indes kehrte Pierre Bost zur Literatur zurück. 1945 veröffentlichte er zum einen die Aufzeichnungen Un an dans le tiroir , die seine Erfahrungen der Jahre 1940/41 als deutscher Kriegsgefangener spiegeln, und zum anderen, im Oktober desselben Jahres, den schmalen Roman Ein Sonntag auf dem Lande (im Original: Monsieur Ladmiral va bientôt mourir ). Mit diesem zarten impressionistischen Juwel setzte er, nicht ohne leichte Bitterkeit, einen bewussten Schlusspunkt unter seine literarische Karriere. Die Qualitäten seines Werkes unterschätzend, glaubte Bost, den eigenen Ansprüchen, die er etwa 1927 im Vorwort zu seiner Erzählung A la porte formuliert hatte, nicht gerecht werden zu können. Er, der die Lektüre Marcel Prousts als »Offenbarung« empfunden hatte und dennoch nie versucht war, dessen Prosa zu imitieren, verabschiedete sich aus der Literatur und baute in Ein Sonntag auf dem Lande geschickt eine Begründung für diesen Schritt ein.
    Eine Künstlerfigur steht im Mittelpunkt des kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges spielenden Buches. Der Mittsiebziger Urbain Ladmiral hat sich vor die Tore von Paris zurückgezogen. Er blickt auf eine durchaus erfolgreiche Laufbahn als Maler zurück, die ihm allerlei Auszeichnungen – die
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